Die Wohnungswirtschaft 3/2019 - page 44

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Abwasserwärmenutzungsanlage (AWNA). Diese
nutzt die Temperatur des Abwassers, die in die-
sem Bereich ganzjährig im Mittel 12 °C beträgt.
Zusammen mit der zurückgewonnenen Wärme
einer Lüftungsanlage kann so die Grundlast der
19 Miethäuser gedeckt werden. Die Spitzenlast
wird über Fernwärme geregelt. „Denkmalschutz
ist definitiv kein Hindernis für eine energetische
Sanierung!“, meint Fachbereichsleiter Wohnen,
Soziales und Integration der Stadt Aachen, Rolf
Frankenberger.
123 Wohnungen aus den 1970er Jahren
Es gab aber auch weniger diffizile Aufgaben im
Projekt. 123Wohnungen in vier Wohnblocks stam-
men aus den 1970er Jahren. Hier wurden neben
Keller und Dach auch die Fassaden gedämmt. Bal-
kone wurdenwärmebrückenfrei ersetzt, doppelt-
verglaste Fenster, neue Balkon- und Haustüren
eingebaut. Eine Lüftungsanlage gewährleistet ein
gesundes Wohnklima und die Wärmerückgewin-
nung. Auch hier profitieren die Bewohner von der
AWNA, die die gesamte Wärme liefert.
Die Stadt Aachen und die gewoge nutzten außer-
dem die Gelegenheit, alle Wohnungen auf einen
modernen Wohnstandard zu bringen: Treppen-
häuser, Allgemeinbeleuchtung und Bäder wurden
modernisiert und z.T. barrierearm umgestaltet.
Die Wohnungszuschnitte wurden verbessert und
teilweise vergrößert. „DieMaßnahmen verbessern
nicht nur den Komfort in den jeweiligenWohnun-
gen erheblich, sondernwerten das gesamte Stadt-
quartier auf“, kommentiert Prof. Manfred Sicking,
Wohnungsdezernent der Stadt Aachen.
Ohne Mieter geht es nicht
Doch EU-GUGLE war eben nicht nur ein Förder-
programm für Baumaßnahmen. „Es ging nicht
nur um Energieeinsparung durch die Dämmung
der Gebäudehüllen und die Einführung energie-
effizienter Technologien“, so Sicking, „sondern
auch um Integration in die Quartiersplanung, ein
angenehmes Wohnumfeld und die Einbeziehung
der Bewohner und Nachbarn. Die Steigerung des
öffentlichen Bewusstseins für Energieeffizienz
muss immer unser Ziel sein.“ Denn was nützt die
beste Lüftungsanlage, wenn die Fenster stets
gekippt sind? Die Mieter mussten, interessierte
Nachbarn sollten mit ins Boot geholt werden.
Information für und Beratungsangebote an die
Mieterschaft begleiteten die Sanierungsschritte:
Aushänge und Flyer in verschiedenen Sprachen,
Organisation von Nachbarschaftsfesten, kosten-
lose Energiesparboxenmit nützlichen Hilfsmitteln
wie Hygro- und Thermometern sowie Strommess-
geräten, kostenlose Strom-Spar-Checks sowohl
für Bewohner als auch für Hauseigentümer aus
der Nachbarschaft. Die Mieter erhielten eine Lüf-
tungsberatung und eine Einweisung in die neue
Haustechnik. Insbesondere diese Schulung war
wichtig, um Schäden (wie z. B. Schimmelbildung
durch falsches Lüften) vorzubeugen. Der Effekt
war enorm: Die bislang ermittelte Energiekosten­
ersparnis variiert zwischen 54 und 1.056 € pro
Jahr, im Durchschnitt rund 200 € pro Haushalt.
Die Eigentümer in der Nachbarschaft profitierten
zudemvon kostenlosen Thermografie-Aufnahmen
für ihre Gebäude, umSchwachstellen undWärme-
verluste aufzudecken.
Was bleibt?
Die Erkenntnisse aus demProjekt EU-GUGLE: Mo-
derner Wohnkomfort und Energieeffizienz funkti-
Im Rahmen von Nachbarschaftsfesten und anderen Aktionen konnten sich die Mieter
über die Sanierungsmaßnahmen informieren und bekamen Tipps zum Energiesparen
Im Zuge der Fassadendämmung wurden auch die bestehenden
Balkone erneuert. Dazu wurden sie stückweise demontiert
In einer kostenlosen Energiesparbox erhielten die Mieter nützliche Hilfsmittel
wie Hygro- und Thermometer sowie Strommessgeräte
NEUBAU UND SANIERUNG
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