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der Gebäudetechnik liefert. Das Ergebnis ist ein
dichtes Dach und eine Solarthermie-Installation,
die hohen Windlasten standhält.
Der Baukasten
Bei der Installation der neuen Heizungs- und
Sanitäranlagen in den Wohnungen setzte die
Gartensiedlung auf ein vormontiertes Installati-
onssystem, das hier erstmaligmit einer integrier-
ten dezentralen Wohnungsstation ausgestattet
wurde. Durch die zeitsparende Vormontage be-
nötigten die beiden ausführenden Sanitär- und
Heizungsbauunternehmen je Wohneinheit etwa
zwei Wochen Installationszeit. Während der In-
stallation konnten die Bewohner die Sanitäran-
lagen weiter nutzen. Die kurze Installationszeit
resultiert aus einem Baukastensystem, bei dem
die Sanitäreinheit bereits ab Werk komplett für
die einzelneWohneinheit anschlussfertig vormon-
tiert ist. Die geringe Verrohrung ermöglicht einen
schnellen Baufortschritt und die Auswirkungen für
die Mieter reduzieren sich erheblich.
Doch das Baukastenprinzip fing schon in der Pla-
nungsphase der neuen Heizungsanlage an. Sven
Oleff, Geschäftsführer des ausführenden Hei-
zungsbauers Horst Oleff GmbH, kennt diese Art
Baukasten von keinem anderen Hersteller: „Die
Modulbauweise ermöglicht bei der Montage er-
hebliche Geschwindigkeitsvorteile, die natürlich
Auswirkungen auf den gesamten Baufortschritt
haben. Sämtliche Bauteile können so schnell ver-
baut werden.“ Die einzelnen Module wurden im
Keller des Seniorenwohnheims nur noch hydrau-
lisch angebunden. Damit entfiel der zeitintensive
Einbau und der Anschluss von Pumpengruppen,
Steuerventilen, Temperaturfühlern und Wärme-
übertragern.
Prinzip: Verbrauch vor Speicherung
Auf dem Dach der Wohnanlage liefern 43 Flach-
kollektoren in Spitzenzeiten bis zu 600 kWh
Energie. Dabei sorgt das intelligente Solarmodul
dafür, dass diese Energie vorrangig in das System
geliefert wird. Diese Betriebsweise arbeitet nach
dem Prinzip „Verbrauch vor Speicherung“ und
regelt die optimierte Nutzung der verfügbaren
Solarenergie. Die Solareinheit arbeitet somit in
Konkurrenz zum Brennwertkessel und schaltet
diesen grundsätzlich ab.
Das Prinzip: Erst wenn kein Abnehmer für die Ener-
gie gefunden wird, geht die Energie in die Puffer-
speicher. Bei Spitzenlast bindet der Ladeheizkreis
die beiden bodenstehenden Gas-Brennwertkessel
in Kaskadenschaltung ein. Anlagen anderer Her-
steller arbeiten genau andersherum und liefern
erst Energie zur Befüllung der Pufferspeicher und
danach für den Verbrauch. Auf diesemWeg geht je-
doch bereits nutzbare Energie verloren. „Durch die
Kaskadenschaltung der Brennwertkessel arbeiten
diese besonders wirkungseffizient. Bei weniger
Wärmebedarf arbeitet nur ein Kessel. Es wird nur
die Leistung abgefordert, die auch benötigt wird“,
ergänzt Sven Oleff, der vor allemvon denMonito-
ring- und Fernwartungsmöglichkeiten der Anlage
überzeugt ist. „Wir können sämtliche Daten der
Anlage aus der Ferne überwachen und steuern.
Wir wissen immer, ob die einzelnen Module der
Solarstation für das solare Heizen imLadeheizkreis
oder imNetzheizkreis wie vorgesehen arbeiten. Im
Störungsfall wissen wir durch die Daten sofort,
wo das Problem liegt, und können schneller re-
agieren.“ Alle Parameter der Anlage sind per ver-
schlüsselter Datenfernübertragung verfolgbar. Bei
einer Fehlermeldungwerden verantwortliche Per-
sonen wie Installateur, Eigentümer und Service-
mitarbeiter automatisch per SMS oder E-Mail in-
formiert. In den ersten zwei Betriebsjahren sichert
dieser Service einen störungsfreien Betrieb der
Anlage und die Regeloptimierung.
Dezentrale Wohnungsstationen
Mit der energetischen Sanierung des Gebäudes
wurde auch das über 45 Jahre alte Leitungssystem
vollständig erneuert. Dabei wurde eine dezentrale
Trinkwassererwärmung durch Wohnungsstatio-
nen in den 74 Wohneinheiten installiert. Die Vor-
teile für die Mieter wie auch für den Eigentümer:
Physisch kann auf die klassischen Warmwasser-
und Zirkulationsleitungen verzichtet werden. Das
neue Rohrnetz ist damit schlanker und vor allem
schneller montiert. Kürzere Bauzeiten erfreuen
Mieter und Eigentümer gleichermaßen.
Nach der Inbetriebnahme kann jeder Nutzer seine
Heiz- und Warmwasserkosten individuell ab der
Übergabestation selbst beeinflussen. Das schafft
nicht nur mehr Wohnkomfort, sondern auch Trans-
parenz und individuelle Einsparmöglichkeiten bei
der Abrechnung.
Fazit
Die Gartensiedlung eG hat die Entscheidung für
eine dezentraleWarmwasserversorgung vor allem
mit Blick auf die Bauzeiten, denWartungsaufwand
und die Reduktion der Nebenkosten getroffen.
„Durch die kurzen Rüstzeiten der Sanitäreinheiten
und der Warmwasserversorgung in denWohnein-
heiten konntenwir die Belastungen für dieMieter
deutlich reduzieren“, freut sich Vorstand Hans Pe-
ter Juretzki.
Oben: Im frisch sanierten
Seniorenwohnheim am Aka-
zienweg 2 wohnen die über-
wiegend älteren Bewohner in
insgesamt 74 Wohneinheiten
Mit der Wohnungsstation
werden die Wohneinheiten
an die neue Heizungsanlage
angeschlossen
NEUBAU UND SANIERUNG