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12|2018
Serielles und modulares Bauen im Aufwind
Schneller und günstiger bei hoher Qualität
Serielles und modulares Bauen erfolgt weder auf Kosten der baukulturellen Qualität noch steht es
im Widerspruch zur städtebaulichen Einbindung. Qualitativ hochwertiger und zugleich kostengünstiger
Wohnungsbau, das ist unser gemeinsames Ziel!
THEMA DES MONATS
schaft und Wohnungswirtschaft im Schulter-
schluss arbeiten. Durch ein Ineinandergreifen ein-
zelner Maßnahmen und das Zusammenwirken der
unterschiedlichen Akteure wird es gelingen, dass
sich der Wohnungsmarkt perspektivisch wieder
entspannt, darin sind sich alle Beteiligten einig.
Eine Maßnahme im Gesamtpaket:
serielles und modulares Bauen
Die Bauwirtschaft ist bereits seit längerem stark
ausgelastet, ihre freien Kapazitäten sind begrenzt.
Auch deswegen steigen die Baukosten seit Jahren
kontinuierlich und erschweren so die Herstellung
von bezahlbarem Wohnraum. Der Baubereich ist
folglich auf innovative Konzepte angewiesen, um
den aktuellen Anforderungen an den Wohnungs-
bau gerecht zu werden. Wohnraum soll kosten-
günstig, schnell und qualitativ hochwertig ent-
stehen. Das nötige Potenzial, umdas Angebot des
bezahlbaren Wohnungsbaus zu vergrößern und
die Realisierung von Wohnungsbauvorhaben zu
beschleunigen, liegt in der seriellen und modu-
laren Bauweise.
Der Rahmenvertrag
Wie es gehen könnte, zeigt der Rahmenvertrag
2
,
den der GdWBundesverband deutscherWohnungs-
und Immobilienunternehmen e.V. mit Unterstüt-
zung des Bundesministeriums des Innern, für Bau
und Heimat, der Bundesarchitektenkammer und
der Bauindustrie für den seriellen und modularen
Wohnungsbau im Frühjahr 2018 abgeschlossen
hat. Die Anforderungen der vier Beteiligten an die
Ausschreibungwaren hoch: So sollten kostengüns-
tige und flexible, serielle undmodulare Bauweisen
entwickelt, gleichzeitig aber auch baukulturell und
städtebaulich hochwertige Lösungen präsentiert
werden. Und auch an die Bauqualität wurden sehr
hohe Ansprüche gestellt.
Dass man all diesen Anforderungen gerecht wer-
den kann, lässt sich anhand der eingereichten
Konzepte feststellen. Die vorgelegten Entwürfe
vermitteln sehr eindrucksvoll die große Bandbrei-
te des seriellen und modularen Bauens von heu-
te. VerwendeteMaterialien und unterschiedliche
Bau- und Wohnungskonzepte besitzen eine be-
merkenswerte Anpassungsflexibilität und Varia-
bilität, sodass sie als Antwort auf unterschiedliche
Grundstückssituationen individuell ausgestaltet
werden können und gleichzeitig den hohen An-
sprüchen genügen.
Obwohl in Serie gefertigt, lassen sich die Woh-
nungen auf spezielle Kundenwünsche zuschneiden
und individuell gestalten. Jegliche Vorgaben der
Bauherrenschaft, insbesondere bedingt durch die
örtliche Situation, lassen sich bei der Umsetzung
der Wohnungsbauvorhaben berücksichtigen: Ein
„Passt nicht“ wird zu „Passt nun!“.
Vorteil Vorfertigung
Ein weiterer Vorteil resultiert aus der Vorfer-
tigung. Die Herstellung von Modulen erfolgt
wetterunabhängig. Durch die präzise Bauweise
können Mängel reduziert werden. Serielles und
modulares Bauen bietet somit eine hohe Pla-
nungssicherheit hinsichtlich der Kosten und trägt
dazu bei, die Baukostenentwicklung zu dämpfen.
Aber auch bezüglich der Bauzeit ergeben sich
Zeitersparnisse, die allen zugutekommen – den
zukünftigen Bewohnern, die schneller einziehen
können, wie auch der Nachbarschaft, die weniger
Belastung durch Baulärm erfährt.
Modulare Bauweisen sind ein wichtiger Baustein,
umdenWohnungsbau imbezahlbaren Segment zu
steigern. Das hat auch der Fachkongress „Serielles
und modulares Bauen“ des Bundesbauministeri-
ums am 13. September 2018 gezeigt. Das große
Interesse der Teilnehmer ist Beweis dafür, dass
serielle undmodulare Bauweise in der Wohnungs-
und Immobilienwirtschaft derzeit eine Renais-
sance erlebt. Ich binmir sicher: In Zukunft werden
seriell errichtete Bauten stärker zur Vermietung
kommen undmehr undmehr nachgefragt werden.
Denn: Das „Seriell“ wirdman ihnen nicht ansehen,
die Vorteile hingegen deutlich erkennbar sein! Das
Ausschreibungsverfahren des GdW war meines
Erachtens nach einwichtiger Baustein, um seriel-
len undmodularen Bauweisen zumDurchbruch zu
verhelfen. Gespannt verfolge ich jetzt, inwelchem
Umfang aus der Rahmenvereinbarung Leistun-
gen abgerufen undmehr undmehr Wohnungen in
den nächsten Jahren entstehenwerden. DieMühe
hat sich gelohnt. Mein Anliegen ist es, dass diese
Bauweisen auch außerhalb der jetzt abgeschlos-
senen Rahmenvereinbarung breiter diskutiert und
stärker genutzt werden. Die vorliegende Ausgabe
der Zeitschrift DWDieWohnungswirtschaft zeigt,
dass ich, dass wir, mit dieser Ansicht nicht alleine
sind. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir in
diesem Bereich noch einiges erwarten können
und gespannt auf die weiteren Entwicklungen
sein dürfen.
Auch der Bund geht in Serie
Einen speziellen Beitrag dazu wird auch der Bund
leisten, denn von der Wohnungssituation sind auch
die Mitarbeiter des Bundes betroffen. Gerade für
Bundesbedienstete und Bundesangestellte mit
niedrigen und mittleren Einkommen wollen wir
daher ein Versorgungsangebot an bezahlbarem
Wohnraum schaffen. ImRahmen unserer bundes-
eigenen Wohnungsbauprojekte werden serielle
und modulare Bauweisen eine wesentliche Rolle
spielen. Ich denke, mit diesem Schritt kann auch
der Bund einenwesentlichen Beitrag dazu leisten,
Vorbehalte abzubauen, die dieser Bauweise nach
wie vor vollkommen zu Unrecht entgegengebracht
werden.
1
Das gesamte Eckpunktepapier des Gipfels ist unter
rufbar.
2
Nähere Informationen zum Ausschreibungsverfahren
sind auf der Homepage des GdW veröffentlicht unter