NEUBAU UND SANIERUNG
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12|2018
gen bereits vorweggenommen werden“, erklärt
die Sprecherin der BSW, Barbara Ketelhut. „Die
SAGA ist bundesweit das erste Unternehmen,
das mit Typengenehmigungen für bewohnbaren
Hochbau operiert. Sie ist damit Vorreiterin in an-
gespannten Zeiten amWohnungsmarkt der großen
Städte“, sagte Bausenatorin Dr. Dorothee Stapel-
feldt bei der Vorstellung des ersten Systemhauses
am 17. September 2018.
Systembaukasten
Hinter dem Konzept steht ein Systembaukasten
mit einer Vielzahl einzelner Bausteine, die auf
unterschiedliche Weise immer wieder neu zu-
sammengesetzt werden können, sodass sie sich in
viele verschiedene Quartiere integrieren lassen.
Ob 4- oder 8-geschossig, mit oder ohne Staffel-
geschoss, mit Klinker- oder Putzfassade, mit Bal-
konen oder Loggien, imErdgeschoss mit Kita oder
Läden, in L-Formoder als Block: Der Systemhaus-
baukasten kann bis zu 40 verschiedene Grund-
typen mit jeweils ortsspezifischen Fassaden bei
Geschosswohnungen und für 17 Reihenhaustypen
abbilden. „Das Systemhaus umfasst zum jetzigen
Stand 17 3-Spänner, fünf 4-Spänner und vier Eck-
gebäude sowie eine Reihe von 2-Spännern, die
flexibel miteinander kombinierbar sind. Damit
können sowohl Zeilen als auch geschlossene und
offene Blockrandstrukturen gebildet werden“,
präzisiert SAGA-Vorstandssprecher Dr. Thomas
Krebs. Und während die Systemhäuser zwar von
den tragenden Wänden und Decken gleichartig
aufgebaut sind, bleibt hinsichtlich der möglichen
Grundrisse der Wohnungen viel Flexibilität, da
die Grundrisse meist aus nichttragendenWänden
erstellt werden.
Der SAGA soll das Systemhaus auch ermöglichen,
ihre Neubauziele zu erreichen. Vor knapp zehn
Jahren hatte das Unternehmen kaum noch neu
gebaut, erst nach 2011 wurden die Kapazitäten
und die Bauaktivität wieder hochgefahren. Künftig
sollen sogar 2.000Wohneinheiten im Jahr errich-
tet werden. Die SAGA Unternehmensgruppe ar-
beitet derzeit an konkreten Systemhausprojekten
mit einem Volumen von rund 1.500 Wohnungen.
Systemhausbauvorhaben sind neben demProjekt
in der August-Krogmann-Straße u. a. in den Ham-
burger Stadtteilen Lurup, Fuhlsbüttel, Wandsbek
sowie im südlichen Hamm geplant.
Das Systemhaus ist förderkonform geplant und
ermöglicht mithin die Realisierung von Bauvorha-
ben imersten Förderwegwie auch preisgedämpft
frei finanziert im„8-€-Haus-Segment“, so Krebs.
Nicht jedes SAGA-Projekt werde aus Systemhäu-
sern bestehen und nicht jedes Systemhaus werde
zu 8 € vermietet werden können. Aber Mieten von
8 €/m
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seien bei frei finanzierten Neubauten nur
mit Systemhäusern zu realisieren.
In der August-Krogmann-Straße wird neben den
139 öffentlich geförderten Wohnungen ein wei-
teres Bauvorhaben mit 116 Wohnungen im Ge-
schosswohnungsbau und vier Reihenhäusern im
„8-€-Haus-Segment“ realisiert. Derzeit führt das
Unternehmen einen Architektenwettbewerb für
weitere ca. 140 Wohnungen durch, ebenfalls mit
einer Eingangsmiete von 8 €/m
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frei finanziert. Die
freien Architekten haben die Aufgabe, die Anfor-
derungen des B-Plans und der SAGA zu erfüllen
und mit der Bauwirtschaft Konzept und Preis als
kombinierten Wettbewerbsbeitrag einzureichen.
Systemhäuser werden nicht
in Schlichtbauweise entstehen
Mit kostengünstigem Bauen in der Vergangen-
heit ist oftmals die Assoziation von Großwohn-
siedlungen, hochverdichteten Wohnmaschinen
Plattenbauweise verbunden. „Diese Assoziation
war für uns eine Herausforderung“, so Krebs. Das
Systemhaus sei nicht vomHimmel gefallen, man
habe insbesondere aus den Erfahrungen mit dem
Bau von Flüchtlingsunterkünften gelernt. „Hier
sollten wir 1.200 Wohnungen möglichst zügig re-
alisieren. Das Erfolgsrezept war die Typisierung,
also die Duplizierung bewährter Typen, die i. d. R.
aus Wettbewerbsergebnissen hervorgingen. Auf
dem Weg zum SAGA-Systemhaus wurden auf
Grundlage dieser Erkenntnisse besonders effi-
ziente Typen weiter optimiert“, so Krebs. „Wir
realisieren mit den Systemhäusern alles andere
als Schlichtbauweise, sondern anspruchsvollen
Wohnungsbau mit entsprechender Architek-
tur und angemessener Ausstattung gemäß der
Vorgaben der Hamburgischen Investitions- und
Förderbank IFB.“
Und tatsächlich hört sich das erste Bauvorhaben
in der August-Krogmann-Straße, das exemplarisch
für die nachfolgenden Bauvorhaben sein soll, be-
züglich der Ausstattung alles andere als schlicht
an. Zur Ausstattung der vier von SAGA-Architekten
entwickeltenGebäudemit vier Vollgeschossen plus
Staffel gehören zehn Aufzüge, extensive Gründä-
cher und barrierefreier Standard nach der Hambur-
ger Bauordnung. Ladevorrichtungen für Fahrräder
und PKW können nachgerüstet werden, die bauli-
chen Voraussetzungen dafür wurden geschaffen.
Es wird rund 150 Fahrrad-, aber nur 34 Tiefgara-
genstellplätze geben. Standardmäßig werden die
Systemhäuser als KfW-55-Häuser geplant.
Einsparpotenziale
Die 139 Wohnungen werden im 1. Förderweg mit
einer anfänglichen Nettokaltmiete von 6,50 €/m
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realisiert und sind zwischen 47 und 100 m
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groß.
Die 2- bis 5-Zimmer-Wohnungen werden alle mit
Balkonen oder Loggien ausgestattet. Die größeren
Familienwohnungen erhalten ein Gäste-WC.
Dochwie sind bei dieser komfortablen Ausstattung
Einspareffekte bis zu 20% gegenüber demManu-
fakturwohnungsbaumöglich? „Einspareffekte er-
geben sich z. B bei gleichen Treppenhäusern oder
Aufzugsschächten. Wir erzielen diese außerdem
über die Projektgröße der bereits statisch durch-
geplanten Häuser sowie durch die um50% kürzere
Zeitspanne der Bauantragserarbeitung durch das
Systemhaus. Weiterhin ergeben sich imVergleich
zu herkömmlichen Bauvorhaben Synergieeffekte
etwa durch die industrielle Vorproduktion von
Bauteilen, die wir imDialogmit der Bauwirtschaft
im Rahmen von Ausschreibungen heben wollen“,
erklärt Dr. Krebs.
Bauprojekt in der August-Krogmann-Straße, Blick über
die zentrale Spielfläche im Quartier „Zum Anger“
Quelle: SAGA, Grafik: NH Studio
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