DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 6/2018 - page 55

und 0,53 €/m
2
(2016). Den Betrieb der Anlage be-
zeichnet Bode als „zufriedenstellend“. Zwar habe
dieWartungsfirma Problememit demAmmoniak,
das als Treibmittel in der Wärmepumpe verwendet
wird; diese Probleme seien aber beherrschbar.
Dr. Ingrid Vogler, Referatsleiterin Energie, Tech-
nik, Normung beimGdWBundesverband deutscher
Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.,
weist in diesemZusammenhang auf eine besondere
Herausforderung hin. Diese besteht in ihren Augen
„in der Koordination der verschiedenenWärmeer-
zeuger, also in der Steuerung: Je nach Zustand des
Gesamtsystemsmüssen die einzelnen Bestandtei-
le Solarthermie, Wärmepumpe, Eisspeicher und
Brennwerttherme anteilig arbeiten.“
Gar nicht gut funktioniert das beim Projekt der
Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/
Wohnstadt auf dem Frankfurter Riedberg. „Der
Eisspeicher ist in der Theorie eine sicher innova-
tive und sinnvolle Komponente“, sagt Unterneh-
menssprecher Jens Duffner. Schwierig sei aber das
„Zusammenspiel mit anderen Komponenten wie
z.B. den Absorbern“. Das Gebäude sei „ein sehr
komplexes Gesamtsystem, dessen Aussteuerung
schwierig ist“. Dies bedinge einen hohen Aufwand
in der technischen Betreuung. Da es das Ziel des
Unternehmens sei, Gebäude zu bauen, „die einem
hohen Energiestandard entsprechen, aber gleich-
zeitig ohne erhöhten Aufwand zu betreiben sind“,
sehe man „imMoment davon ab, die Eisspeicher-
technologie inweiteren Gebäuden zu installieren“.
Je größer, desto günstiger
Vollauf überzeugt von der Technologie ist hinge-
gen Bernd Schwarzfeld vom Büro Ökoplan. Der
Eisspeicher erlaube es der Wohnungswirtschaft,
die Energiewende in die eigenen Hände zu neh-
men, argumentiert er. Dabei eigne sich die Tech-
nologie sowohl für den Neubau als auch für den
Bestand – und zwar besonders dort, wo mehrere
Gebäude oder ganze Quartiere damit ausgestattet
würden.
„Je größer man die Anlage konzipiert, desto gerin-
ger sind die Kosten pro m
2
Nutzfläche“, erläutert
Schwarzfeld. Konkret: Bei einemEinfamilienhaus
betragen die Kosten nach seinen Angaben rund
30.000 € pro Wohneinheit, bei einer Anlage mit
500Wohnungen hingegen nur 2.500 €. Der Grund
für diese Differenz liegt im hohen Anteil der So-
wieso-Kosten. Für das Projekt des EBV Harburg
mussten laut Schwarzfeld 250 €/m
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Wohnfläche
ausgegebenwerden; eine Vollmodernisierungmit
Fassadendämmung hätte nach seinen Angaben
hingegen 400 bis 600 €/m
2
gekostet.
Auf demWeg zu Power-to-heat
Am Ende ist die Entwicklung der Eisspeichertech-
nologie noch nicht. Als besonders vielversprechend
bezeichnen Fachleute die Sektorenkopplung, also
die Verbindung von Strom, Wärme, Mobilität und
Industrie. Eisspeicher eignen sich „sehr gut für
den Power-to-heat-Einsatz, bei dem preisgüns-
tiger Überschussstrom aus Windkraft- und Pho-
tovoltaikanlagen dazu genutzt wird, um über die
Wärmepumpe inWärme umgewandelt und imEis-
Energiespeicher bevorratet zu werden“, erläutert
Viessmann-Sprecher Wolfgang Rogatty.
Dabei funktioniere der Eisspeicher wie ein „Strom-
schwamm“, verdeutlicht dies Energieplaner Bernd
Schwarzfeld. Für ihn ist Power-to-heat keine reine
Theorie: In einem weiteren Hamburger Wohnge-
biet realisiert der EBV Harburg derzeit diesen An-
satz, um mithilfe von vier kleineren Eisspeichern
eine Anlage mit rund 500Wohnungenmit Wärme
zu versorgen.
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