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Kühlung mit abgedeckt
Beide Arten von Lüftungsanlagen nutzen meist
Kreuz-Gegenstrom-Wärmetauscher (siehe auch
DW 3/2017, S. 38 ff.). Noch effizienter ist der
Einsatz von Wärmepumpen, die dann ebenfalls
für die Warmwasserbereitung eingesetzt werden
können, da sie ein deutlich höheres Temperatur-
niveau ermöglichen als nur die Wärmetauscher.
Voraussetzung für beide Varianten ist aber in je-
dem Fall eine gut gedämmte Gebäudehülle, die
mindestens dem KfW-55-Standard entspricht.
Die Anlagen können imSommer auch die Kühlung
von Gebäuden übernehmen. Die Systememit Wär-
mepumpe sind dabei deutlich effizienter, weil sie
die Umgebungstemperatur nutzen können. Reine
Wärmetauscher hingegen können das nicht. Für sie
müssten extra Kühlregister installiert und aufge-
schaltet werden.
VRF entfeuchtet gleich mit
Neben diesen beiden Lösungen kommt immer häu-
figer die VRF-Technologie (für Variable Refrigerant
Flow, also variabler Kältemittelstrom) zumEinsatz.
DieWärme- oder Kälteenergiewird dabei nicht auf
Wasser, sondern von einemKältemittel auf die Luft
übertragen. Das Herzstück dieser noch recht jun-
gen Technologie besteht in einemDirektverdamp-
fer, der ohne Transportmedium auskommt.
Vergleichbar ist die VRF-Technologie mit der
Luft-Luft-Wärmepumpe, die an sich ineffizient
ist, wenn sie Außenluft erwärmen oder abkühlen
soll. Innerhalb eines Gebäudes aber kann sie ihre
Stärken bestens ausspielen. Die liegen nicht nur
in geringeren Investitionskosten und einer rela-
tiv unkomplizierten Installation, sondern auch in
der Entfeuchtung der Wohnraumluft, die quasi
zum Nulltarif mitgeliefert wird. Geeignet ist die
Technologie aber nur für große Wohngebäude, in
denen tatsächlich auch ein Kühlbedarf herrscht.
Monovalenter Betrieb mit Einschränkungen
Theoretisch kannman zwar ein komplettes Wohn-
gebäude ausschließlichmit einemLüftungssystem
beheizen. Doch das ist nicht immer ratsam.
Der Dämmstandard sollte für solch einen mono-
valenten Betrieb mindestens bei KfW 40 liegen.
Ambesten geeignet sind jedoch Passivhäuser, wo
diese Art der Heizung und Kühlung von Gebäu-
den weit verbreitet und vom Passivhaus-Institut
in Darmstadt empfohlen wird. Daher kommen für
monovalent betriebene Lüftungssysteme, welche
die Heizfunktion komplett übernehmen, eigent-
lich nur Neubauten in Frage.
Ist der Standard jedoch weniger effizient als KfW
40, bedarf es für die Heizung eines Backups. Meist
reicht dafür ein entsprechend der Heizlast ausge-
legter Gas-Brennwertkessel aus. Liegt keine Gas-
leitung an, kann hier Flüssiggas verwandt werden.
In Gebietenmit Fernwärmenetzenwäre dies auch
eine Möglichkeit.
Abwärme nicht nur aus der Luft
Die bisher beschriebenen Technologien nutzen
die Abwärme aus der Luft. Doch darauf ist die Ab-
wärmerückgewinnung keineswegs beschränkt. Sie
kann auch aus Abwässern oder der Kanalisation
gewonnen werden. Im Folgenden werden einige
praktische Anwendungen für Wärmerückgewin-
nung in der Wohnungswirtschaft aufgezeigt, die
sich – teils schon seit mehreren Jahren – bewährt
haben.
Wärmerückgewinnung und frische Luft in 86
Wohnungen
In Eichstätt wurde ein komplettes Wohnbaupro-
jekt mit Thermo-Lüftern ausgestattet. Die
Für die Abwärmerückgewinnung von Abluft
gelten alle wesentlichen Normen für den
Lüftungsbau in Neubau und Bestand. Zu
beachten ist insbesondere DIN 1946, Teil 6,
die grundsätzlich überarbeitet und in dieser
Fassung im Januar 2018 veröffentlicht
wurde.
Tipp: Die in Mietverträgen häufig benutzte
Formulierung der „ausreichenden Lüftung“
ist weder quantifizier- noch qualifizierbar.
Die normgerechte nutzerunabhängige
Lüftung ist häufig nur durch den Einsatz
einer kontrollierten Wohnungslüftung zu
realisieren.
NORMEN FÜR LÜFTUNGEN UND
WÄRMERÜCKGEWINNUNG
Alle Häuser der Mehrfamiliensiedlung wurden in Holzbau-
weise und im Passivhausstandard errichtet. Die kommt ohne
kontrollierte Wohnraumlüftung und Nutzung der Abwärme
nicht aus
Quelle: Hans Fritz/www.hans-fritz.de
Nach außen sind die Thermo-Lüfter kaum zu erkennen.
Sie fügen sich harmonisch in die Fassade ein
Quelle: LTM