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Wohnungen dezentral mit Warmwasser zu versor-
gen spart Baukosten und ermöglicht den Mietern
eine eigenständige Regelung. Zudem erhöht sie
die Effizienz der Wärmepumpenanlage. Denn für
die Heizung reichen oft niedrigere Temperaturen
aus, als zum Baden oder Duschen nötig sind.
Eine zusätzliche Dämmung ist wirtschaftlich nicht
sinnvoll: Die Gebäude wurden in den 1980er Jah-
ren 8 cm stark gedämmt, weitere Dämmschichten
würden hohe Kosten verursachen. Etwa ein Jahr
dauert der Umbau pro Bauabschnitt mit je ca. 150
Wohnungen.
Reduzierter Planungs- und Bauaufwand
Hatte die erste Anlage in Wilstorf noch einen ein-
zelnen großen Speicher, werden am Reeseberg
vier kleinere Speicher in drei Bauabschnitten rea-
lisiert. Trotzdemwächst der gesamte Speicherin-
halt von 1.500 auf mehr als 2.000 m
3
. „Die Auf-
teilung des Speichervolumens auf vier Einheiten
reduziert die jeweils notwendige Fläche und damit
den Aufwand für die Baustelleneinrichtung und
die Erdarbeiten, da sich die Speicher einfacher
zwischen den Häusern platzieren lassen“, erläu-
tert Bernd Schwarzfeld. Da für die Anbindung der
Häuser keine Straßen unterquert werdenmüssen,
reduziert sich auch der Organisationsaufwand für
die notwendigen Genehmigungen. Die Technolo-
gie für die Eis-Energiespeicher selbst hat sich seit
Jahren bewährt und erfordert nur wenigWartung.
Sie kommt von der Viessmann Eis-Energiespeicher
GmbH. „Ein Eis-Energiespeichersystem verbin-
det geringe Betriebskosten mit der größtmögli-
chen CO2-Einsparung. Damit steht Experten für
zeitgemäße energetische Gebäudekonzepte ein
Werkzeug zur Verfügung, mit dem sie die v. a. im
Gebäudebestand dringend notwendige Energie-
wende umsetzen können“, sagt Heiko Lüdemann,
Geschäftsführer des Unternehmens.
Sinkende Heizkosten bei gleicher Kaltmiete
„Die Unterstützung unserer Mitglieder für das
Projekt ist enorm. Schließlich ist eine Senkung
der Heizkosten von bis zu 80% möglich“, berich-
tet EBV-Vorstand Joachim Bode. „In Wilstorf, bei
unseremersten Projektmit einemEis-Energiespei-
cher, bekamen die Mieter im ersten Jahr oft meh-
rere 100 € an Vorauszahlungen für ihre Heizkosten
zurück, teilweisewaren die Beträge sogar 4-stellig.
Auch amReeseberg rechnenwirmit Einsparungen
von 50% im Durchschnitt“. Die Kaltmiete von im
Schnitt 5,50 € netto hält der EBV stabil. „Wir legen
die Kosten nicht um, denn letztlich tauschen wir
die alte Heizungsanlage lediglich gegen eine neue
aus“, betont JoachimBode. Teilweise profitiert das
Unternehmen von negativen Strompreisen, doch
ganz so einfach ist die Rechnung nicht. Wegen der
staatlichen Abgaben kostet der Strom trotzdem
rund 15 ct/kWh. Einen Teil der Umlagen erhält der
EBV über die Bundesnetzagentur zurück. Zudem
ist der EBV mit dem Projekt assoziierter Partner
bei dem Zusammenschluss NEW 4.0, der Nord-
deutschen EnergieWende. Das vom Bundeswirt-
schaftsministeriumunterstützte Projekt erforscht
in Schleswig-Holstein und Hamburg, wie eine si-
chere, kostengünstige, umweltverträgliche und
gesellschaftlich akzeptierte regenerative Strom-
versorgung aussehen kann.
Nur ein Viertel der Investitionen
Die Investitionssumme für die drei Bauabschnit-
te beträgt rund 8 Mio. €. „Für ein Unternehmen
wie unseres, mit einem Jahresumsatz von rund
20 Mio. €, ist das ein weiteres Argument, in drei
Bauabschnitten vorzugehen“, sagt JoachimBode.
Bezuschusst wird das Projekt aus dem Hambur-
ger Förderprogrammzur CO
2
-Minderung und über
die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Die staatliche
Förderbank bietet imProgramm271 zinsgünstige
Kredite für Eis-Energiespeicher bis zu 1 Mio. € an
und gewährt einen Tilgungszuschuss von 30%.
Da dieser pro Anlage gezahlt wird, konnte der EBV
die Zuschusshöhe gegenüber dem ersten Eisspei-
cherprojekt auf 1,8 Mio. € verdreifachen.
In der Gesamtrechnung ist so die Lösung mit
Großwärmepumpen und Eis-Energiespeichern
vergleichsweise günstig: „Eine klassische Voll-
sanierung mit Dämmung der Gebäudehülle und
einem Austausch der Haustechnik kostet etwa
400 bis 500 €/m
2
Wohnfläche. Die Kombination
Wärmepumpe mit Eis-Energiespeicher liegt bei
rund 120 €/m
2
“, rechnet Bernd Schwarzfeld vor.
Ähnlich stark profitiert die Umwelt: Rund 1.380 t
CO
2
pro Jahr weniger werden durch die Sanierung
freigesetzt. Neben der Kosteneinsparung ist das ein
wichtiger Aspekt für alle Beteiligten“, freut sich
Joachim Bode. „Die Anlage ist ein großer Gewinn
für alle – Mieter, Umwelt und Unternehmen“.
Kleinere Speicher passen besser zwischen die Häuser. Zur Anbindung der Häuser müssen keine Straßen unterquert werden, das spart Kosten und Verwaltungsaufwand
Blick in einen leeren Eis-Energiespeicher:
Durch die Kunststoffrohre zirkuliert die Wär-
meträgerflüssigkeit von und zur Wärmepumpe
Quelle: BZE-Ökoplan
Quelle: BZE-Ökoplan
Quelle: Viessmann Eis-Energiespeicher GmbH
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