NEUBAU UND SANIERUNG
          
        
        
          
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            12|2017
          
        
        
          
            KZA stehen dem seriellen Bauen gerade im
          
        
        
          
            Bereich Wohnungsbau/Nachverdichtung in
          
        
        
          
            den Städten sehr positiv gegenüber. Worin
          
        
        
          
            sehen Sie allgemein die Vorteile – für die
          
        
        
          
            Bauherren, für die künftigen Bewohner, für
          
        
        
          
            die Städte selbst?
          
        
        
          Der modulare Wohnungsbau zeichnet sich durch
        
        
          ein höheres Tempo aus, das allen Beteiligten zugu-
        
        
          tekommt. Er ist damit ein gutes Mittel, der hohen
        
        
          Nachfrage nach Wohnraum gerecht zu werden.
        
        
          Nicht nur Bauherren, sondern auch Nachbarn pro-
        
        
          fitieren von der kurzen Bauzeit. Sie erklärt sich
        
        
          dadurch, dass die Vorproduktion der Module in der
        
        
          Halle stattfindet. Das geringe Gewicht der Module
        
        
          macht sich außerdem gerade bei Aufstockungen
        
        
          positiv bemerkbar. Bestehende Quartiere lassen
        
        
          sich auf dieseWeise in kurzer Zeit nachverdichten.
        
        
          
            Serielles Bauen hat leider immer noch
          
        
        
          
            ein Imageproblem: Wie begegnen Sie als
          
        
        
          
            Architekten dem Vorwurf, modulares Bauen
          
        
        
          
            sei „Container-Architektur“ oder der „neue
          
        
        
          
            Plattenbau“?
          
        
        
          Anders als diese Vorurteile suggerieren, sieht unser
        
        
          Konzept nicht das eine Musterhaus vor, das land-
        
        
          auf, landab gebaut wird. Vielmehr habenwir einen
        
        
          Wohnungsbaukasten konzipiert, aus demman die
        
        
          unterschiedlichsten Gebäudetypologien entwi-
        
        
          ckeln kann. Auch die Fassade jedes Hauses lässt
        
        
          sich individuell anpassen. Die Angst vor Gleichför-
        
        
          migkeit ist somit aus unserer Sicht unbegründet.
        
        
          
            Wie wichtig ist für Sie der Aspekt der Nach-
          
        
        
          
            haltigkeit beim seriellen Bauen?
          
        
        
          Nachhaltigkeit hat für uns bei jedemProjekt einen
        
        
          hohen Stellenwert. Der Stahlmodulbau bietet hier
        
        
          den Vorteil, dass sich Gebäude komplett demon-
        
        
          tieren und an anderer Stelle neu errichten lassen.
        
        
          Dabei kann die Beplankung bestehen bleiben, die
        
        
          Module lassen sich aber auch auf ganz neueWeise
        
        
          zusammensetzen.
        
        
          
            Welche Kriterien machen aus Ihrer Sicht
          
        
        
          
            Modulbau besonders wirtschaftlich?
          
        
        
          Der hohe Grad der Vervielfältigung trägt maß-
        
        
          geblich zur Wirtschaftlichkeit von Projekten bei:
        
        
          Durch die Herstellung der Elemente in Serie sinken
        
        
          die Kosten.
        
        
          
            Was schätzen Sie an der hier verwendeten
          
        
        
          
            Stahlmodulbauweise ammeisten?
          
        
        
          Neben den Vorteilen der Leichtbauweise schätzen
        
        
          wir vor allem die Offenheit des Systems: Obwohl
        
        
          bestimmte Modulabmessungen wirtschaftlicher
        
        
          sind als andere, kann man viele Projektparameter
        
        
          individuell entwickeln und bleibt somit flexibel.
        
        
          Damit ein Projekt gelingt, ist aber auch die Zusam-
        
        
          menarbeit der Beteiligten entscheidend. Hier haben
        
        
          wir Alho als guten Projektpartner kennengelernt.
        
        
          
            Sie haben für Vonovia die neue Wohnanlage
          
        
        
          
            in der Imigstraße in Dortmund realisiert.
          
        
        
          
            Welche Besonderheiten gab es jeweils hin-
          
        
        
          
            sichtlich des Entwurfs, des Raumprogramms
          
        
        
          
            und der Vorgaben durch den Bauherrn?
          
        
        
          Eine Herausforderung beim Projekt in Dortmund
        
        
          bestand darin, dass das Gebäude nicht unterkellert
        
        
          werden sollte. Diese Vorgabe haben wir umge-
        
        
          setzt, indem die Abstellräume in die Wohnungen
        
        
          integriert wurden. Außerdem sollten unterschied-
        
        
          liche Mietergruppen angesprochen werden. Das
        
        
          haben wir durch einen breit gefächerten Woh-
        
        
          nungsmix geschafft, der auch rollstuhlgerechten
        
        
          Wohnraum beinhaltet – vor dem Hintergrund der
        
        
          Grundstücksabmessungen in einer sehr kompak-
        
        
          ten Hülle und zu einem wirtschaftlichen Preis.
        
        
          
            Wie lief die Zusammenarbeit hinsichtlich der
          
        
        
          
            Planung und Bauausführung ab?
          
        
        
          Sehr gut. Der Kontakt war sehr eng: Wir haben
        
        
          uns schon in einem frühen Planungsstadium
        
        
          wöchentlich zu einer Besprechung mit allen Pro-
        
        
          jektbeteiligten getroffen. Damit konnte eine gute
        
        
          Bauausführung gewährleistet werden.
        
        
          
            Welche Detaillösungen konnte der Hersteller
          
        
        
          
            beim Projekt Dortmund Imigstraße bieten?
          
        
        
          Da fallenmir spontan die Balkone ein. Sie konnten
        
        
          jeweils mit einemZwei-Stützen-System realisiert
        
        
          werden, wo sonst bei der Vonovia standardmäßig
        
        
          vier Stützen zum Einsatz kommen.
        
        
          
            Worin unterscheiden sich Planungsabläufe
          
        
        
          
            für Wohnanlagen in Modulbauweise von
          
        
        
          
            konventionell errichteten Gebäuden? Wo
          
        
        
          
            profitiert der Architekt?
          
        
        
          Anders als bei konventionell errichteten Gebäu-
        
        
          den sind die Module vom Prinzip immer gleich
        
        
          aufgebaut, sodass auch die Herangehensweise an
        
        
          Projekte stärker standardisiert ist. Das macht ei-
        
        
          nen früheren Austausch sinnvoll. Als Architekten
        
        
          haben wir grundsätzlich den Anspruch, Lösungen
        
        
          und Details zu entwickeln, die prägend für ein
        
        
          Gebäude sind. Diese Möglichkeit haben wir in be-
        
        
          stimmtem Maße auch beim Modulbau: Trotz der
        
        
          in weiten Teilen vorgegebenen Standardisierung
        
        
          müssen die Gebäude nicht ihre Einzigartigkeit
        
        
          verlieren – weder städtebaulich noch architek-
        
        
          tonisch. Wir nennen es gerne „Individualität in
        
        
          Serie“.
        
        
          
            Vielen Dank für das Interview.
          
        
        
          Die Fragen stellte Iris Darstein-Ebner.
        
        
          
            Interview mit Nina Bendler
          
        
        
          
            „Wir nennen es Individualität in Serie“
          
        
        
          Immer mehr Architekturbüros befassen sich mit seriellem Wohnungsbau.
        
        
          So auch Koschany + Zimmer Architekten (KZA) aus Essen. Für Vonovia,
        
        
          das größte deutsche Wohnungsunternehmen, konzipierte und realisierte
        
        
          KZA mit dem Hersteller Alho ein Projekt in Stahlmodulbauweise. Nina Bendler,
        
        
          Architektin, Direktorin und Prokuristin bei KZA, zur Bauweise und zur
        
        
          Zusammenarbeit.
        
        
          Quelle: Ingo Rappers