NEUBAU UND SANIERUNG
30
5|2017
grund der kleinen Ausschnitte erst nach Abbau des
Gerüstes in Gänze erkennen. Bei der Arbeit mit
einer Arbeitsbühne oder Hängerüstung zeigen sich
Gesamteindruck und Fernwirkung bereits während
des Entstehungsprozesses, allerdings arbeiten die
Künstler hier in der Regel allein oder zu zweit.
Bezüglich der Farbigkeit des Wandgemäldes sind
den Künstlern lediglich durch die Hellbezugswerte
Grenzen gesetzt. Dies ist insbesondere bei Wär-
medämmverbundsystemen von Bedeutung, da es
je nachWetterlage hohen Temperaturschwankun-
gen unterliegt. So rufen dunkle Farben aufgrund
hygrothermischer Einflüsse größere Temperatur-
spannungen hervor als helle Oberflächen. Eine
weiße Oberfläche mit einem Hellbezugswert von
90 erreicht beispielsweise eine Temperatur von
bis zu 40 °C, wohingegen eine dunkle Wand mit
einem Hellbezugswert von 20 bis zu 70 °C heiß
werden kann. Tages- und jahreszeitliche Tempe-
raturschwankungen führen zu Zugspannungen,
die Risse und Abplatzungen erzeugen können.
Vor diesem Hintergrund sollten, insbesondere
für Fassadenkunstwerke, Farben mit einem Hell-
bezugswert größer als 20 verwendet werden, um
eine lange Haltbarkeit zu gewährleisten.
Zwar stehen Veränderung und Vergänglichkeit
auch für Urban Art, dennoch ist es die Zielset-
zung von LOA Berlin, die Voraussetzungen dafür
zu schaffen, dass das Kunstwerk so lange wie
möglich erhalten bleibt. Eine neue Fassade sollte
15 bis 20 Jahre ohne Instandhaltungsmaßnah-
men auskommen, das gilt auch für das Fassa-
denkunstwerk. Gibt es keine außerplanmäßigen
Vorfälle, die eine Instandsetzung der Fassaden
beziehungsweise des Kunstwerkes erfordern, wird
das Wärmedämmverbundsystem nach 15 Jahren
überprüft, kleine Risssanierungen durchgeführt
und neu gestrichen. Diese Überprüfung erfolgt
auch bei der Kunstfassade. Nach Ablauf der 15 bis
20 Jahre gilt es zu entscheiden, ob das Kunstwerk
restauriert, erneuert oder überstrichen werden
muss. Vertragliche Regelungen hierzu im Vorfeld
erleichtern die gemeinsame Entscheidung zwi-
schen Auftraggeber und Künstler im Nachhinein.
Gewährleistungs- und Urheberrechtsfragen sind
dabei unbedingt zu klären.
Stärkung der Quartiere
Insgesamt drei Riesenleinwände sind im Rahmen
der Initiative bereits entstanden und sind damit
zu einem identitätsprägenden Element im Kiez
geworden. Damit das Kunstwerk von den Anwoh-
nern nicht losgelöst von der Umgebung betrachtet
wird, setzt LOA Berlin auf ein breites Rahmenpro-
gramm rund umdie Entstehung der großen Kunst-
fassaden. Dieses beginnt damit, die Anwohner und
insbesondere die Bewohner des Hauses rechtzeitig
über die geplanten Maßnahmen zu informieren
und sie auch während der Umsetzungsphase bei-
spielsweise durch Gespräche mit den Künstlern
einzubeziehen oder sie inWorkshops selbst kreativ
gestaltend tätig werden zu lassen.
Ziel ist es, insbesondere Kinder und Jugendliche
dazu zu ermuntern, sich einzubringen und ihre
Umgebung aktiv mitzugestalten. Kreative Mit-
machprogramme laden jedes Jahr neue und alte
Bewohner in den verschiedenen Kiezen ein, ge-
meinsam Kunst und Kreativität zu erleben, in Di-
alog zu treten und einander kennenzulernen: vom
Kunst-Fußball-Turnier „Street meets Art“ bis zum
Sommer-Kiez-Fest für Anwohner und geflüchtete
Menschen. Alle Aktionen zeigen, dass Kunst nicht
nur dekoratives Element ist, sondern nachhaltig
den Zusammenhalt in den Quartieren stärkt.
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Rund 150 l Farbe, 900 Sprühdosen, 450 m Papier und 5.000 Meter Klebeband benötigte Christian Awe für das LOA-Kunstwerk an der Frankfurter Allee
Quelle: HOWOGE
Zum LOA-Programm gehören auch offene
Workshops für Kinder und Jugendliche
Quelle: HOWOGE, Foto: Benjamin Pritzkuleit