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9|2017
nestadtteile wie das Hamburger Schanzenviertel
oder Ottensen. Doch dort sind die Mieten inzwi-
schen so teuer, dass gerade frisch gegründete
Unternehmen und Start-ups und viele Familien
sie nicht mehr bezahlen könnten. Deshalb will die
steg, die das Projekt entwickelt hat, das Konzept,
sowohl an einem Ort zu leben als auch zu arbei-
ten, raus aus der City in Randbezirke bringen, wo
bisher die Infrastruktur dafür fehlt. Man habe
sich Wilhelmsburg angeschaut und festgestellt,
dass man dort fast nirgends Wohnen und Arbei-
ten verschränken könne und es praktisch keine
gentumswohnungen quersubventioniert. Die
Verträge sollen sehr flexibel sein – mit Kündi-
gungsfristen von drei Monaten oder weniger.
„Die Banken verstehen das Konzept inzwischen“,
sagt Reinken.
Die Preise für die Eigentumswohnungen, die ab
September vermarktet werden, liegen zwischen
4.000 und 4.300 €/m
2
– für Hamburg befindet
sich das unter demDurchschnittspreis. Allerdings
liegt Wilma auch an einer ziemlich großen Straße;
der Schallschutz war in dem Projekt deshalb ein
großes Thema.
Der Stadtteil Wilhelmsburg kann mit Blick auf
die bisherige soziale Mischung gut ein paar Bes-
serverdienende vertragen und der Verkauf der
Eigentumswohnungen ermöglicht die günstigen
Gewerberäume und die individuellen Grundrisse,
die im Bau natürlich teurer sind als ein einfaches,
serielles Gebäude. Die geförderten Mieten wer-
den ungefähr 6,30 €/m
2
kalt betragen, die in den
freifinanziertenMietwohnungenmit 11 €/m
2
fast
doppelt so viel – dafür wird es dort höherwertige
Fußbodenbeläge, Sanitärobjekte und einen bes-
seren Schallschutz geben.
Übertragbarkeit
Neben Wilma baut ein Investor in der sog. Wil-
helmsburger Mitte Studentenappartements und
ein anderer errichtet Wohnungen speziell für Seni-
oren. Damit dürfte dort ein recht vielfältiges neues
Stadtquartier entstehen. Ob das Konzept von „Wil-
ma“ aufgehen wird, muss sich erst noch zeigen.
Kurt Reinken sieht das Projekt gewissermaßen als
„Pionierleistung“. Er ist aber zuversichtlich, dass
der Markt dafür da ist und denkt, dass sich multi-
funktionale Projekte wie Wilma auch auf andere
Standorte übertragen lassen.
Das Projekt an der Neufenfelder Straße
15 im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg
verfügt über eine Nutzfläche von rund
6.160m
2
. Investiert wurden 10,2 Mio. €,
gefördert wurde das Projekt von der Ham-
burgischen Investitions- und Förderbank so-
wie von der Kreditanstalt für Wiederaufbau.
Es umfasst 22 Eigentumswohnungen mit
insgesamt 1.547m
2
Fläche und 20 Miet-
wohnungen mit 1.417m
2
Fläche. Außerdem
werden auf 356m
2
Mikro-Gewerbeeinheiten
gebaut und auch eine 778m
2
große Kita, die
vom Deutschen Roten Kreuz betrieben wird,
gehört zu dem Projekt.
Die Bauherren, die steg Neuenfelder Quar-
tier GbR und der Investor Holger Cassens,
realisieren einen Entwurf des dänischen
Architekturbüros Hauschild + Siegel.
WILMA IN WILHELMSBURG
Weitere Informationen:
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
ndManagement
Mini-Gewerbeeinheiten gibt. Und die sinnvolle
Nutzung von Erdgeschossen sei inWohnbauten so-
wieso immer ein Problem. Deshalb habe man sich
dafür entschieden, dort kleine Gewerberäume und
eine Kita unterzubringen. Es geht also darum, ein
bisschen Schanzenviertel auf dieWilhelmsburger
Elbinsel zu bringen.
Angesichts der Novellierung des Baurechts, das
seit März die neue Baugebietskategorie „Urbane
Gebiete“ vorsieht, die sich durch eine Nutzmi-
schung von Gewerbebetrieben, Wohnungen, aber
auch sozialen, kulturellen und anderen Einrichtun-
gen in nächster Nähe zueinander auszeichnen, ist
dies sicher eine zukunftsweisende Herangehens-
weise, denn der Bedarf wird immer größer.
„Klein geht immer“
Die Grundrisse in „Wilma“ sind eher klein – Ziel-
gruppe sind Singles, Paare und Kleinfamilien.
Die Bewohner könnten aber ein Büro oder ein
Arbeitszimmer separat anmieten. Und während
sie arbeitenmüssen, wird das Kind nebenan in der
Kita betreut.
Reinken hofft, dass das Konzept vor allem für
junge Familien und Selbstständige attraktiv ist.
„Built in Wilhelmsburg“ sollen die Mikro-Gewer-
beeinheiten heißen, analog zu „Built in Barmbek“,
einemGewerbehof für Digitales Arbeiten, den die
steg gerade imHamburger Stadtteil Barmbek baut
und dann auch betreibt. Man setzt auf Kooperati-
onen und Vernetzung. Die geplanten Wände zwi-
schen den Einheiten können auch weggelassen
werden. „Je nach Bedarf, wir stellen uns da ganz
auf die Klientel ein“, so Reinken. Er hat aber die
Erfahrung gemacht: „Klein geht immer.“
Die Gewerbemieten sind eher im preiswerten
Segment angesiedelt, sie werden durch die Ei-
Grundsteinlegung am 21. April 2017 (v.l.): die Bauherren steg-
Geschäftsführer Hans-Joachim Rösner und Holger Cassens mit
IBA-Hamburg-Geschäftsführerin Karen Pein und Matthias Kock,
Staatsrat der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen der
Freien und Hansestadt Hamburg
Quelle aller Abbildungen: steg Hamburg
Gewerbe
Wohnen
/1 Person
Wohnen
/3 Personen
Wohnen
/6 Personen
Kindertagesstätte
4 Gruppen/85 Kinder
Wohnen
/2 Personen
Wohnen
/4 Personen
Wohnen
/gefördert
Schema der im Bauprojekt Wilma untergebrachten Funktionen