NEUBAU UND SANIERUNG
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9|2017
Wohnen im Denkmal
Ein Dorf in der Stadt: Die Borstei
Der Baumeister Bernhard Borst schuf in München in den 1920er Jahren eine außergewöhnliche und
visionäre Wohnsiedlung. Seine Überzeugung: Die Wohnung festigt den Frieden in der Familie, der das
Fundament für den Frieden im Staate bildet.
Der Mann war seiner Zeit weit voraus: Er wollte
eine Wohnanlage bauen, die die Vorteile des Ein-
familienhauses und die Annehmlichkeiten des
Mietshauses miteinander vereint. Vor allem sollte
alles auf die Entlastung der Hausfrau und auf die
Gesundheit der Menschen abgestimmt sein.
Eigentlich war der Bauunternehmer und Archi-
tekt Bernhard Borst (1883-1963) auf der Suche
nach einem Gelände für seine Baufirma und ent-
deckte so das Areal an der Dachauer Straße im
Münchner Nordwesten. 1922 kaufte Borst das
damals 89.000 m
2
große Grundstück für 18 Mio.
Reichsmark; neben der Baufirma sollten dort auch
Wohnhäuser entstehen. Als das Gelände kurz-
fristig doch nicht als Lagerplatz gebraucht wird,
widmet Bernhard Borst das gesamte Gelände dem
Wohnungsbau.
Zunächst hatte Borst einen Wettbewerb zur Be-
bauung des Grundstückes ausgeschrieben. Da ihn
aber kein Entwurf überzeugte, zeichnete er selbst.
Nachdem er verschiedene Variationen durchge-
plant hatte, entschloss sich Borst, das ganze Ge-
lände mit Wohnhäusern zu bebauen und diese,
anders als in bisherigen Arbeitersiedlungen, um
Gärten herumzubauen. Jahr für Jahr baute Borst
so viele Häuser, wie ihm die Stadt genehmigte.
1927musste der Bauherr auf Anordnung der Stadt
einen Architekten hinzuziehen. Er wählte mit Os-
wald Bieber einen erfahrenen und renommierten
Kollegen, der auch das Verwaltungsgebäude der
Münchner Rückversicherung am Englischen Gar-
ten inMünchen entworfen hat. Oswald Bieber ließ
Die parkähnliche Anlage mit liebevoll gestalteten Gartenflächen sowie die vielen Kunstobjekte und Skulpturen machen den Reiz der Borstei aus
Quelle alller Fotos:Borstei-Museum
Sabine Richter
freie Journalistin
Hamburg
