DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 1/2016 - page 58

MARKT UND MANAGEMENT
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1|2016
Burnout auch Thema in der Wohnungsbranche
Gesundes Führen führt zum Unternehmenserfolg
Burnout wird häufig als Modekrankheit belächelt. Doch die Anzahl der Mitarbeiter, die aufgrund
psychischer Überbelastung ausfallen, nimmt rapide zu und bereitet zunehmend auch der Wohnungs-
und Immobilienwirtschaft Sorgen, verstärkt werden Führungskräfte in die Pflicht genommen. Doch
„gesundes Führen“ muss erst gelernt werden – und sollte zur Führungskräfteausbildung eines jeden
leitenden Mitarbeiters gehören.
Krankschreibungen treffen die häufig kleinen bis
mittelständischen Unternehmen hart, kosten Geld
und die liegengebliebene Arbeit muss umverteilt
werden. Fehlerhaft ablaufende Prozesse können
Kunden verärgern und nicht zuletzt leidet das
Image des Unternehmens. So weit, so schlecht.
Laut Statistik der Bundesanstalt für Arbeits-
schutz und Arbeitsmedizin (BAuA) stieg die Zahl
der Krankheitstage pro 100 gesetzlich Kranken-
versicherten von 114,7 Krankheitstagen im Jahr
2010 auf 125,9 Krankheitstage im Jahr 2013.
Die durchschnittliche Anzahl der Fehltage liegt
im Grundstücks- und Wohnungswesen bei 105.
Der Gesetzgeber reagierte auf die beunruhigen-
den Entwicklungen: Seit 2013 sieht das Arbeits-
schutzgesetz (ArbSchG) und die Unfallverhü-
tungsvorschrift vor, dass auch die Beurteilung
der psychischen Arbeitsbelastung in die Gefähr-
dungsbeurteilung von Arbeitsplätzen einfließen
muss. Nach § 6 ArbSchG müssen die Ergebnisse
der Beurteilung, die daraus resultierenden und
folgenden Schutzmaßnahmen für die Arbeitneh-
mer und ihre Wirksamkeit vom Unternehmen
dokumentiert werden. Arbeitgeber sind zu einer
Auseinandersetzungmit diesen Themen also ver-
pflichtet, profitieren aber auch davon.
Ärzte warnen vor zu hohen Selbstansprüchen
Die gepriesene Digitalisierung der Branche beob-
achten Ärztemit Sorge: Die vielseitige Vernetzung
mit Telefon, E-Mail und Diensthandy teilweise im
Großraumbüro zwingen zum Multitasking. Mit-
arbeiter in leitenden Positionen haben mehrere
Telefon- und Internetkonferenzen am Tag, sind
somit immer und überall präsent und auch weit
nach Feierabend stets mobil erreichbar. Der letz-
te Blick in die Dienstmails im Schlafzimmerbett
vomSmartphone aus etabliert sich zummodernen
„Gute-Nacht-Ritual“. Bei so einem Arbeitsalltag
mit hohem Arbeitspensum droht schnell die Dia-
gnose „Burnout“.
„Ausgebrannt sein“ setzt zunächst ein „Bren-
nen“ voraus. „Stress ist grundsätzlich nicht
schlecht. Eine kurzzeitige Anspannung erhöht
den Pulsschlag, macht uns schnell Einsatzbereit,
die Ausschüttung des Hormons Cortisol hemmt
Schmerzen“, erklärt Antje Kischk, Fachärztin für
Allgemein- und Arbeitsmedizin und Fachdozentin
der EBZ-Akademie. „Doch kommt es nach der An-
spannung zu keiner Entspannung, sondern bleibt
diese chronisch, macht dies krank. Der Mensch
reagiert mit psychischen Symptomen, wie ver-
minderter Konzentrations- und Leistungsfähig-
keit, Angespanntheit, schlechter Laune, Müdig-
keit, schnellem ‚Aus-der-Haut‘-Fahren, Ein- und
Durchschlafproblemen, aber auch körperlichen
Symptomen, wieMagenproblemen, Kopfschmer-
zen, hohemBlutdruck undMuskelverspannungen.
Die betroffenen Personen bringen nicht mehr ihre
gewohnt guten Leistungen.“
Ob Mitarbeiter oder Führungskraft – vor allem
ehrgeizige Perfektionisten, die hohe Ansprüche
an sich stellen und sich keine Fehler erlauben,
neigen zum Burnout. „Gefährdet sind besonders
Mitarbeiter in leitenden Positionen, die bereits ein
Team führen, aber über sich noch eine Entschei-
dungsinstanz haben“, so die Expertin. „Deshalb ist
es wichtig, angehende Führungskräfte für solche
Themen zu sensibilisieren und sie Teil der Füh-
rungskräfteausbildung und Personalentwicklung
zumachen.“ Darüber hinaus erwerbe der leitende
Angestellte dann auch die Kompetenzen, Gefähr-
dungen und Erkrankungen der Mitarbeiter früh-
zeitig zu erkennen und einzugreifen.
„Ich habe keine Zeit für Burnout“ –
Zeit für heikle Themen
Je komplexer ein Thema ist, desto früher sollten
sich die Unternehmen mit diesem beschäftigen.
Eine offene Unternehmenskultur beim Umgang
Margarethe Danisch
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
EBZ - Europäisches Bildungs-
zentrum der Wohnungs- und
Immobilienwirtschaft
Bochum
Stressfaktoren im Betrieb hinterfragen - hier hilft
u. U. die sog. Stressampel
Quelle: EBZ
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