ENERGIE UND TECHNIK
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11|2016
Chancen und Risiken der Digitalisierung erkennen und aktiv managen
Smart Home: Komfortgewinn oder Normierung der Mieter?
Die Konsumentensouveränität gilt allgemein als hohes Gut. Auch Mieter und Genossenschaftsmitglieder
wollen als Kunden individuell behandelt werden. Doch wo verläuft die Grenze zwischen Komfortgewinn
und Verhaltensnormierung? Ein Plädoyer für mehr Marktforschung in der Wohnungswirtschaft.
Gebäudetechnische Energiesparinvestitionen sind
angesagt – wohnungswirtschaftlich, politisch und
natürlich technisch. Die Betonung liegt auf Letz-
terem. Die Branche kennt Dutzende von Langzeit-
untersuchungen, in denen die Effizienz der ein-
gebauten Wärmedämmungen, Lüftungssysteme
und Spitzenlast-Wärmeerzeuger gemessen wird.
Häufig ergeben sich Abweichungen zu den rechne-
rischen Messgrößen. Richtig störend wirken aber
in den Vergleichsreihen immer die Ausreißer beim
individuellen Verbrauchsverhalten. Da gibt es Mie-
ter, die die doppelte Heizenergie verbrauchenwie
der Durchschnitt des gesamten Hauses. Allgemein
geht man in diesen Fällen a priori von einer Norm-
abweichung aus, die es mit Informationen, Sozi-
almanagement oder Gebrauchsanweisungen – für
Sprachunkundige zur Not als Comic – wieder auf
THEMA DES MONATS
Manfred Neuhöfer
Regionalleiter West
F+B Forschung und Beratung für
Wohnen, Immobilien und Umwelt
GmbH
Hamburg/Neuss
den deutschen Pfad der Tugend zu bringen gilt:
19 °C Raumtemperatur müssen reichen.
Wer aus Eritrea oder Syrien zu uns kommt, für den
sind diese Normen unverständlich und absolut un-
komfortabel. Erst bei 24 °C Innentemperatur wird
es gemütlich. Wohl der Familie, die dann noch über
eine „normale“ Heizung verfügt, die man so rich-
tig aufdrehen kann. Wenn die afghanische Flücht-
lingsfamilie dann demnächst in die mit Hightech
ausgestattete geförderte Neubauwohnung als
Passiv– oder sogar Plusenergiehaus zieht, geht die
ökologische Optimierung vollends zu Lasten der