ENERGIE UND TECHNIK
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11|2016
Von Energieeffizienz bis Komfortfunktionen
Smart Home in der Praxis – was es nützt
Smart Home ist in der Wohnungswirtschaft ein großes Thema – größer jedenfalls als die aktuelle praktische
Relevanz. Zwar wollen 40% aller Wohnungs- und Immobilienunternehmen im nächsten Jahr in Smart Home
investieren. Doch in der Realität laufen erst wenige Projekte. Wir stellen einige von ihnen vor.
Das Smart Home hat es in Deutschland schwer.
Deutschlands Verbraucher hätten kein sonderliches
Vertrauen in intelligente Stromzähler und daraus
mögliche Steuerungsprozesse, so der IT-Sicher-
heitsspezialist Kaspersky Lab. Und auch der Ausfall
des Telekom-eigenen Smart-Home-Systems Qivi-
con im September letzten Jahres wird sich kaum
eignen, das Vertrauen zu vergrößern.
Ebenso ist es fraglich, ob der Stromspareffekt,
der mit Smart Home verbunden wird, gegeben
ist. Im Gegenteil, meinen Wissenschaftler der
Hochschule Luzern. Sie rechnet damit, dass der
Stand-by-Verbrauch durch Smart-Home-Geräte
stark steigen könnte, und zwar weltweit von heute
10 TWh pro Jahr auf 46 TWh im Jahr 2025.
Dennoch – in der Wohnungswirtschaft ist Smart
Home ein großes Thema. 40% aller Wohnungs-
und Immobilienunternehmen wollen Smart-
Home- oder AAL-Technologien, die das Leben von
Senioren unterstützen, einsetzen. Das ermittelte
eine Studie der SmartHome-Initiative Deutsch-
land, des Beratungsunternehmens für Connected
Business MM1 und des GdWBundesverband deut-
scher Wohnungs- und Immobilienunternehmen
e. V. Als wichtigster Einsatzbereich wurde das
Energiemanagement genannt. Und tatsächlich
lassen sich hier Einsparungen und Vorteile erzie-
len, die über das reine Wohlfühlen und den höhe-
ren Komfort hinausgehen. ErsteWohnungsbauun-
ternehmen zeigen, wie das imNeubau geht (siehe
Kästenmit Praxisbeispielen). Dabei wird deutlich,
dass der Standard zum Effizienzhaus Plus gerade
mit smarten Technologien gut zu erreichen ist.
Ausrüstung auch im Bestand möglich
Doch auch im Bestand sind Umrüstungen von
Mietwohnungen zu Smart Buildings möglich. „Der
Aufwand hier ist zwar etwas höher“, so Severin
Beucker vom Berliner Borderstep-Institut. „Dies
gilt etwa für die an sich sehr ausfallsicheren ka-
belgebundenen Systeme.“ Inzwischen gibt es aber
auch zuverlässige funkbasierte Systeme. EineGrun-
dinstallation von Heimvernetzungstechnik für das
Energiemanagement würde 25 bis 30 €/m
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Wohn-
fläche kosten. ImNeubau können die Kosten nied-
riger liegen, wenn der Planer dies von Anfang an
berücksichtigt. Interessant sind auchModelle einer
lokalen Eigenversorgung in Quartieren über eige-
ne Wärmenetze. Beucker erläutert, dass es heute
attraktive Angebote von Contractoren gibt, die die
Installation und den Betrieb von BHKW überneh-
men und den erzeugten Strom sowie die Wärme
bedarfsgerecht und kostengünstig an dieMieter lie-
fern. Hierfür sind smarte Technologien notwendig,
um die Verbräuche der Mieter zu kennen.
Einsparungen vor allem bei Wärme
Mit einem Smart Home wird also auch immer die
Vorstellung von Energieeinsparung verbunden.
THEMA DES MONATS
Frank Urbansky
freier Journalist
Leipzig
Intelligente Zählung des Wasserverbrauchs
Smarte Visualisierung von Verbräuchen
Quelle: von Plötz / ProShape