Modellprojekt
Vorteile von Passivhäusern bisher
nicht erkennbar
Im Rahmen eines Modellversuchs führt die GWW Wiesbadener Wohnbau-
gesellschaft mbH (GWW) einen Kostenvergleich zwischen EnEV-Bauweise
und Passivhaus durch. In einem Teilprojekt der Erneuerung der Siedlung
Weidenborn in Wiesbaden, dem sog. Quartier F, wurden vier Ersatzneu-
bauten in Bezug auf Lage, Abmessungen sowie Anzahl und Verteilung
der Wohnungen identisch geplant. Zwei Gebäude wurden als Passivhaus
konzipiert, die anderen beiden entsprechen der Energieeinsparverordnung
(EnEV 2009). Weitere vier Gebäude wurden als KfW-Effizienzhaus 55
realisiert, sind jedoch nicht exakt baugleich mit den anderen Gebäuden
und daher nur begrenzt für Vergleiche geeignet. Geheizt wird mit Fernwär-
me; thermische Solaranlagen unterstützen die Wassererwärmung in den
Passiv- und KfW-Effizienzhäusern. Die Passivhäuser erhielten ein 26 cm di-
ckes Wärmedämmverbundsystem, während die EnEV-Gebäude mit 14 cm
Dämmung ausgestattet sind. Die GWW investierte rund 11 Mio. € in den
Bau der acht Häuser, Ende 2013 wurden sie bezugsfertig.
Die erste Zwischenbilanz des Projekts fällt nüchtern aus: „Den höheren
Baukosten, die für ein Passivhaus aufgewendet werden müssen, stehen
bislang kaum messbare Einsparungen bei den Betriebskosten gegenüber“,
sagte GWW-Geschäftsführer Hermann Kremer. Der Stromverbrauch der
Passivhäuser sei sogar deutlich höher als bei den EnEV-Häusern. Die
Vorteile eines Passivhauses seien noch nicht erkennbar. „Würde man
den Energieaufwand für die Herstellung der dickeren Dämmung, der
Dreifachverglasung etc., die beim Bau eines Passivhauses anfallen, in der
Gesamtbetrachtung entsprechend berücksichtigen, fiele die Energiebilanz
der Passivhäuser deutlich schlechter aus, da den erheblichen Mehrauf-
wendungen kaum Einsparungen gegenüberstehen“, sagte Thomas Keller,
Leiter des Geschäftsbereichs Bau/Sanierung.
Bereits in der Bauphase zeigte sich, dass die Baukosten zwischen den ein-
zelnen Standards stärker abwichen als angenommen. Die Baukosten für
die Passivhäuser liegen um 13,5% über den Baukosten für die EnEV-Häu-
ser. „Das macht eine Differenz von rund 250 €/m
2
aus“, sagte Hermann
Kremer. Die ursprüngliche Kalkulation ging von Mehrkosten in Höhe von
maximal 12% aus.
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
twicklung
GWW-Geschäftsführer Kremer (re.) mit zwei Mitarbeitern im Quartier F
Quelle: GWW