ENERGIE UND TECHNIK
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11|2015
logisch sehen. In Zeiten, in denen es temporär
Stromüberschüsse gibt, kann es interessant sein,
mit Strom zu heizen.“ Dazu würden aber zusätz-
lich Stromspeicher benötigt. Power to Heat (Wär-
me aus Strom) heißt dieses Prinzip, das zuletzt in
der Fachwelt an Aufmerksamkeit gewonnen hat.
Hintergrund ist der Umstand, dass an manchen
Tagen mehr Strom produziert als abgenommen
wird – beispielsweise an stürmischen Feiertagen,
an denen die Windkraftanlagen unter Hochdruck
arbeiten. Diese „Lücke zwischen Energieprodukti-
on und -verbrauch“ lässt sich laut einer aktuellen
Studie („Potenziale für Strom im Wärmemarkt
bis 2050“) des Verbands der Elektrotechnik
Elektronik Informationstechnik (VDE) durch
eine intelligente Kombination von dezentralen
Stromspeichern und elektrischen Wärmeerzeu-
gern schließen.
Vernetzung mit lokaler Stromproduktion
Einen entsprechenden Feldversuch hat der Strom-
konzern RWE durchgeführt. Zwei Jahre lang teste-
te er seinWindheizungs-Projekt, an dem50 Haus-
halte mit Elektro-Fußbodenspeicherheizungen
in Essen und 30 Haushalte mit konventionellen
Nachtspeicherheizungen inMeckenheim teilnah-
men. Ziel war es dabei, mit einem intelligenten
Steuerungskonzept die Speicherheizungen immer
dann aufzuladen, wenn viel Stromaus erneuerba-
ren Quellen zur Verfügung stand.
„Mit dem RWE-Forschungsprojekt Windheizung
zeigen wir, dass es technisch möglich ist, die Hei-
zungen nach demAufkommen von regenerativem
Überschussstrom zu betreiben“, bilanziert eine
Sprecherin der RWE Effizienz GmbH. „Dabei wird
durch eine gleichmäßigere Beheizung über den
Tag die Raumtemperatur deutlich angenehmer,
wie uns unsere Probanden immer wieder versi-
chern.“ Auch die technischeMachbarkeit sei nach-
gewiesen worden. Einen Termin, wann RWE ein
entsprechendes Produkt auf den regulären Markt
bringenwird, will die Sprecherin unter Verweis auf
„politische und energiewirtschaftliche Rahmen-
bedingungen“ nicht nennen.
Mit einer Stromheizung arbeiten sogar energeti-
sche Vorzeigeprojekte. In Lüneburg etwa steht ein
Effizienzhaus Plus, in dem elektrisch betriebene
Wandheizungen installiert sind. „Grundsätzlich
lässt sich sagen, dass Elektrodirektheizungen
ein Gebäude mit einem guten baulichen Wärme-
schutz bedingen, wenn sie als Hauptheizsystem
Verwendung finden sollen“, sagt Hans Erhorn,
Abteilungsleiter Wärmetechnik beimFraunhofer-
Institut für Bauphysik in Stuttgart. Dabei „haben
sie gegenüber herkömmlichen Heizsystemen den
Vorteil, dass sie keine Erzeuger-, Speicher- oder
Verteilverluste aufweisen. Das, was an Wärme im
Raum benötigt wird, entspricht der Energiemen-
ge, die vom System abgefordert wird.“
Die Deutsche Energiesysteme GmbH sieht zudem
die Möglichkeit, ihr Produkt mit lokal erzeugtem
Stromundmit Speicherlösungen zu kombinieren.
In Berlin-Spandau wird dieser Ansatz zwar nicht
verfolgt; in Kooperation mit dem Institutsteil
Holzkirchen des Fraunhofer-Instituts für Bauphy-
sik wollen Karas und Burucker aber anhand eines
Einfamilienhauses testen, wie sich ein solches
vernetztes Konzept umsetzen lässt.
Um die neue Elektroflächenheizung zu
installieren, braucht ein Team aus Maler und
Elektroinstallateur pro Wohnung höchstens
drei Tage
Das neuartige Flächenheizsystem basiert auf einer 0,1 mm dünnen und 600 mm breiten Folie
aus einem Carbon-Verbundmaterial, die elektrischen Strom in Infrarotwärme umwandelt
Quelle: Deutsche Energiesysteme GmbH
Quelle: Deutsche Energiesysteme GmbH