MARKT UND MANAGEMENT
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9|2015
Ziel war es, denMitarbeiternweitergehende Kom-
petenzen im interkulturellen Austausch zu vermit-
teln. Weitere Schulungen sind geplant.
Geschäftsprozesse überprüfen und anpassen
In diesem Kontext kann es notwendig werden,
Geschäftsprozesse im Unternehmen an geänder-
te Anforderungen anzupassen zu müssen – z. B.:
• ein neuer Typ von Geschäftspartnern (z. B. Be-
treiber),
• ein neuer Typ von Wohnungsnutzern/ Mietern
(kultureller Hintergrund, Sprache),
• eineWohnungsinstandhaltung, die immer in der
Überkreuzbeziehung von Vermieter, Betreiber,
Nutzer (Asylsuchende und Kriegsflüchtlinge)
und Handwerker besteht,
• veränderte bzw. neue Risikostruktur der Ge-
schäftsbeziehungen,
• die Kommunikation mit Mietern in der Nach-
barschaft,
• die Kommunikation mit Medien und Multipli-
katoren
• sowie erforderliche Dokumente in Fremdspra-
chen (Verträge, Abnahmeprotokolle, Informa-
tionsmaterial).
Professionell kommunizieren!
Notwendig ist insbesondere eine offensive und
professionelle Unternehmenskommunikation.
Entscheidend ist es, zu agieren und nicht zu re-
agieren. Gegenüber der Presse und Öffentlichkeit
sollten klare Aussagen getroffen werden.
Aus Sicht der WGP ist dabei zu empfehlen, keine
„Großveranstaltungen“ oder allgemeine Bür-
gerversammlungen durchzuführen, bei denen
sich Extremisten, Selbstdarsteller und vergleich-
bare Personenkreise öffentlich produzieren kön-
nen. Das wäre nicht zielführend und ergebnis-
orientiert. Es sollte der direkte Dialog mit den
Personen gesucht werden, die es betrifft, also
unmittelbare Nachbarn und Hausbewohner.
Dabei sind persönliche Kontakte entscheidend;
Aushänge und Rundschreiben alleine sind eher
kontraproduktiv.
Netzwerke
Die WGP kooperiert in allen Fragen, die sich aus
der Unterbringung der Asylbewerber und Kriegs-
flüchtlinge ergeben, erfolgreich mit verschiede-
nen Partnern (AWO, Caritas etc.) sowie mit der
Stadt- und der Landkreisverwaltung. Die Beteilig-
ten haben themenbezogen Ansprechpartner be-
nannt, die sich persönlich kennen und Probleme im
direkten Dialog schnell und unkompliziert klären
können. Es wurde ein Erfahrungsaustausch in der
Branche auf der Plattformdes vdw Sachsen – Ver-
band der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft
e. V. etabliert. Der vdw Sachsen hat mit „Ankunft
– Zukunft“ eine eigene Initiative zu Fragen der
Unterbringung und Integration gestartet, an der
sich die WGP beteiligt.
Fazit
Die dezentrale Unterbringung von Asylbewerbern
und Kriegsflüchtlingen bei der WGPwird von allen
Beteiligten als erfolgreich beurteilt und hat sich
seit nunmehr vier Jahren bewährt. Erfolgsfakto-
ren aus Sicht der WGP sind:
• die Unterbindung von Überbelegungen,
• die Konzentration aller Beteiligten auf Kern-
kompetenzen,
• die Einschaltung eines kompetenten Betrei-
bers,
• eine professionelle Kommunikation,
• das Eingehen auf z. B. ethnische oder religiöse
Spezifika,
„Markt der Kulturen“ in Pirna - auch die WGP
unterstützt die Bemühungen der Stadt um
interkulturellen Austausch und für Integration
nach Kräften
Die Große Kreisstadt Pirna ist die „Hauptstadt“ der Sächsischen Schweiz und
Sitz der Verwaltung des Landkreises Sächsische Schweiz/ Osterzgebirge. Bei
ca. 38.500 Einwohnern beträgt der Ausländeranteil ca. 2,8%. In Pirna leben
derzeit 219 Asylbewerber und Kriegsflüchtlinge (28 Familien mit 68 Kindern;
92 Männer ohne Familien). Etwa 20% der in der Stadt lebenden Ausländer sind
Schüler, Lehrer und Erzieher eines binationalen Gymnasiums (deutsch/tsche-
chisch).
Pirna wurde 2008 für seine Arbeit gegen politischen Extremismus, für
Zivilcourage und interkulturellen Dialog als „Ort der Vielfalt“ ausgezeichnet.
Jährlicher Höhepunkt diesbezüglich ist der „Markt der Kulturen“, ein interkul-
turelles Volksfest.
PIRNA
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Quelle: Aktion Zivilcourage e.V. Pirna, Foto: Benjamin Jenak