DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 9/2015 - page 85

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9|2015
Die 1969 gegründete
DESWOS Deutsche Entwicklungshilfe für soziales
Wohnungs- und Siedlungswesen e. V.
mit Sitz in Köln ist die wohnungswirt-
schaftliche Entwicklungshilfeorganisation in Deutschland. Der gemeinnützige,
rechtlich eigenständige Verein wird von den im GdW Bundesverband deutscher
Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. zusammengeschlossenen Ver-
bänden und ihren Mitgliedsunternehmen getragen. Das Leitmotiv der DESWOS
ist Wohnungsnot und Armut in Entwicklungsländern zu bekämpfen. Allgemei-
nes Ziel ist die Hilfe zur Selbsthilfe beim Bau von Wohnraum für notleidende
Familien und bei der Sicherung ihrer Existenzen.
Die DESWOS hat 850 Mitglieder, Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft
wie auch Privatpersonen. Der Vorstand und Verwaltungsrat sind mit Repräsen-
tanten aus der Wohnungswirtschaft besetzt und arbeiten ehrenamtlich. Die
Projektförderung schließt Infrastrukturmaßnahmen, Einkommen schaffende
Maßnahmen, Bildung und Ausbildung sowie die administrative und organisato-
rische Begleitung ein. Dafür arbeitet die DESWOS mit nationalen und interna-
tionalen Partnerorganisationen zusammen, die die gleichen Ziele haben. 2013
wurden über 1,12 Mio. € direkt in 21 Projekte in zehn Ländern transferiert.
DESWOS: WOHNEN IST EIN MENSCHENRECHT
Verwendungen gibt“, sagt Werner Wilkens, Ge-
schäftsführer der DESWOS. Ein Grund, weshalb
die Organisation im Jahr 1991 begonnen hat,
Wohnungsunternehmen dazu zu bewegen, Tex-
tilcontainer auf ihren Grundstücken aufzustellen.
Inzwischen beteiligen sich 120 Wohnungsunter-
nehmen mit über 800 Altkleidercontainern. „Das
ist erst eine kleine Zahl angesichts von geschätz-
ten 120.000 Containern in Deutschland, aber
bei den Wohnungsunternehmen finden sich die
optimalen Standorte“, sagt Wilkens.
250 bis 350 € Ertrag pro Container
Die DESWOS bekommt für die Textilien eine Ver-
gütung. Ihre Höhe hängt vomGewicht des Samm-
lungsergebnisses, denMarktpreisen, der Lage der
Container und der erforderlichen Logistik ab. Pro
Container können zwischen 250 und 350 € er-
zielt werden. Die Erträge gehen in Projekte der
Entwicklungszusammenarbeit in Afrika, Asien
und Lateinamerika. „Wenn immer sinnvoll, för-
dern wir Projekte des Textilsektors, wie z. B. die
Ausbildung vonMädchen als Schneiderinnen, den
Aufbau von Werkstätten und Wohnheimen oder
die Heimarbeit als einen Schritt in die Selbstän-
digkeit zur Unterstützung der Familien“, erklärt
Wilkens. 2014 kamen den Projekten 220.000 €
„Altkleidergeld“ zugute.
Erfahrungen in Gifhorn
Im Jahr 2005 hat die Gifhorner Wohnungsbau-
Genossenschaft eG die ersten DESWOS-Altklei-
dercontainer aufgestellt – und gute Erfahrungen
gemacht. Heute sind 30 Container in den Bestän-
den des Unternehmens verteilt. Die GWG betreut
in Gifhorn und Umgebung über 2.200Wohnungen.
„Für uns ist das eine Möglichkeit, praktische Ent-
wicklungshilfe zu betreiben“, sagt Andreas Otto,
Vorstand der Genossenschaft, die schon vor 30
Jahren Mitglied bei der DESWOS geworden ist.
„Für die Mieter sind die Wege kurz, denn die Con-
tainer stehen direkt an den Müllstandplätzen.
Damit haben wir saubere Abfallstandorte und
Außenanlagen, denn die Altkleider liegen nicht
wie früher in Tüten irgendwo herum, sondern lan-
den gleich im Container. Und nicht zuletzt sinken
durch die Reduzierung der Haushaltsmüllmengen
die Kosten der Müllbeseitigung, ein Vorteil für uns
und für die Mieter“, sagt Otto.
Mit Rundschreiben und in Gesprächen vor Ort
wurde den Mietern das Projekt nahegebracht.
„Wir haben Ziele und Arbeit der DESWOS erklärt,
genausowie das Sammelsystemund dieWege, die
die Altkleiderspende nimmt“, sagt Andreas Otto.
„Ganz wichtig war dabei aufzuzeigen, wohin das
Geld geht, dass es an der richtigen Stelle ankommt
und dass bei dieser Entwicklungshilfeorganisation
auch mit kleineren Summen viel zu bewegen ist.“
Bleibendes Ergebnis war, dass die Mieter der Gif-
horner die grünen Container angenommen haben.
„Wir haben eine hohe Beteiligung und konstant
hohe Sammelmengen“, betont Otto.
Beispiel in Kaiserslautern
Auch die Gemeinnützige Baugesellschaft Kai-
serslautern AG hat langjährige Erfahrungen mit
Textilcontainern der DESWOS. „Wir sind mit dem
reibungslosen Service unseres Recyclingpartners
sehr zufrieden“, sagt Thomas Bauer, Vorstand der
Baugesellschaft. „Sauber gesammelte Textilien
könnenweiter getragenwerden, selbst verschlis-
sen können sie recycelt werden und sind Sekun-
därrohstoff. Das passt für uns als Wohnungsunter-
nehmen alles sehr gut zusammen und findet auch
bei unseren Mietern Anklang.“
Die 16-jährige Saira
Khan hat als eines der
ersten Mädchen ihre
Ausbildung bei der
Partnerorganisation
CLARA abgeschlos-
sen. Sie hat ihren
ersten Job an einer
anderen Nähschule
gefunden, weil sie
eine Expertin für
alle Arten von Näh-
maschinen geworden
ist
Die DESWOS unter-
stützt auch den
Bau von Schulen, in
Indien besonders für
benachteiligte Be-
völkerungsgruppen.
Mädchen zu fördern,
ist dabei selbstver-
ständlich
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