DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 4/2015 Sonderheft - page 14

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Sonderheft Finanzierung |2015
Herausforderungen für den Bankensektor
Regulierung –
Auswirkungen staatlicher Eingriffe
Das Bankgeschäft ist in den vergangenen Jahren schnelllebiger geworden, zugleich aber auch
risikobewusster und transparenter. Vor allem aber hat die Regulierungsdichte zugenommen.
Die zahlreichen Regulierungsinitiativen, mit denen sich die Branche in der Folge der Finanzkrise
auseinandersetzen muss, haben sich zu einer der zentralen Herausforderungen für den Bankensektor
insgesamt und für die Geschäftsmodelle vieler Institute im Einzelnen entwickelt.
Die Regulierungsinitiativen sind auf eine schwer-
wiegende Finanzkrise und den daraus gezogenen
Lehren sowie demdaraus resultierenden und noch
immer anhaltendenMisstrauen der Öffentlichkeit
gegenüber der gesamten Finanzbranche zurück-
zuführen. Staatliche Rettungsschirme, die Politik
und Gesellschaft auf dem Höhepunkt der Krise
bereit waren aufzuspannen, um noch größeren
volkswirtschaftlichen Schaden abzuwenden, sind
die Ultima Ratio und sind aus Sicht vieler Politiker
kaum ein zweites Mal durchsetzbar. Prävention
ist deshalb Antrieb und Ziel aller regulatorischen
Überlegungen.
Branche imWandel
Mag das Ziel auch richtig sein, über die Verhält-
nismäßigkeit darf diskutiert werden. Denn Regu-
lierung erfolgt nicht im luftleeren Raum, sondern
in einemwirtschaftlichen Umfeld, das sichmassiv
verändert, schneller und grundlegender denn je.
Akteure im wirtschaftlichen wie gesellschaftli-
chen Raummüssen sich auf ein anhaltend volatiles
Umfeld einstellen, in demWandel und Disruption
konstante Begleiter sind. Die Fähigkeit und die Be-
reitschaft, auf diese permanenten Veränderungen
zu reagieren, werden über Erfolg und Misserfolg
einzelner Unternehmen, sogar über die Zukunft
ganzer Branchen entscheiden. Dabei sollte die
Regulierung generell Leitplanken – vor allem zu-
verlässige und stabile Leitplanken – schaffen, aber
nicht in die Unternehmensführung eingreifen.
Zu den Veränderungen, auf die es sich einzustel-
len gilt, gehört nicht zuletzt das neue umfassende
Regulierungsumfeld für die Bankenbranche. Es
spiegelt ein in der und durch die Krise gewachse-
nes Streben der Politik wider, die dem freien Spiel
der Märkte offenbar zunehmend misstraut und
ihm deshalb Grenzen setzen will. Viele der zahl-
reichen Regulierungsinitiativen haben das Finanz-
system unbestritten stabiler gemacht – so etwa
das Basel-III-Regelwerk, das Banken dank höherer
Eigenkapitalanforderungen deutlichwiderstands-
fähiger machen wird. Positive Effekte sind längst
sichtbar: Die Eigenkapitalausstattung der Banken
hat sich kontinuierlich verbessert, nicht wenige
deutsche Banken erfüllen die ab 2018 geltenden
Anforderungen nach Basel III bereits heute. Bi-
lanzen wurden aufgeräumt, Risikoaktiva verrin-
gert, Geschäftsmodelle angepasst. Kurzum, die
Branche ist heute eine andere als noch vor fünf
Jahren. Das gerade durchgeführte Comprehen-
sive Assessment der Europäischen Zentralbank,
also die umfangreiche Prüfung der Werthaltigkeit
und Klassifizierung von Kreditengagements bei
den Banken sowie die anschließenden Stresstests,
haben die Transparenz der Finanzindustrie weiter
erhöht, die Glaubwürdigkeit der Banken gestärkt
und zur Wiederherstellung von Vertrauen beige-
tragen. Das zeigt, was gute Regulierung zu leisten
im Stande ist.
Dosierung der Regulierung
Allerdings ist die richtige Dosierung entscheidend
und seit einiger Zeit wird überdosiert: Die regula-
torischen Initiativen der vergangenen Jahre laufen
Thomas Ortmanns
Mitglied des Vorstands der
Aareal Bank AG
Wiesbaden
Mensch ärgere Dich nicht –
auch dieses Spiel hat Regeln
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
ON ERHEFT FINANZIERUNG
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