CONTROLLER Magazin 1/2017 - page 87

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Die Analyse von kausalen Preisreaktionen in
Abhängigkeit von Marktpreisen sind häufig
Gegenstand von Zeitreihenanalysen. Mit dem
vom Erstautor entwickelten Elastizitätsdia-
gramm lassen sich dynamische Preisreaktio-
nen intuitiv und einfach transparent machen.
In diesem Beitrag wird aufgezeigt, wie das
Elastizitätsdiagramm auf den deutschen Kraft-
stoffmarkt angewendet werden kann. Denn
auch hier lässt sich ein Kausalzusammenhang
zwischen Preisschwankungen am Markt (Roh-
öl) und den Preisen für den Endkunden (Kraft-
stoff) unterstellen. Dabei ist der Markt für
Kraftstoffe in Deutschland einer der dyna-
mischsten in Europa. Dies ist unter anderem
daran zu erkennen, dass mittlerweile bis zu
acht Mal täglich die Kraftstoffpreise geändert
werden.
Nachfolgend wird aufgezeigt, in
welcher Weise dynamische Preisreaktio-
nen Erträge steigern können.
Aufbau und Funktionsweise
des Elastizitätsdiagramms
Anders als beim klassischen Elastizitätsbegriff
aus dem Marketing im Zusammenhang mit
der Preis-Absatz-Funktion werden bei der
(Preisanpassungs-)Elastizität keine relativen
Veränderungen der abhängigen und der erklä-
renden Variablen ins Verhältnis gesetzt, son-
dern absolute Änderungen.
1
Bei Zinssätzen
von Bankprodukten oder bei Kraftstoffpreisen
kann damit eher dem Preisempfinden aus
Sicht von Kunden und der Politik entsprochen
werden.
So bedeutet eine Elastizität von
1,0, dass der Produktpreis 1:1 auf den
Marktpreis reagiert.
Eine Änderung des
Marktpreises z. B. um 5 Cent würde dann eine
Produktpreisänderung von 5 Cent bewirken,
unabhängig vom Niveau der Preisgrößen.
Als Berechnungsverfahren hat sich in der Pra-
xis die lineare Regressionsanalyse zur Elastizi-
tätsbestimmung durchgesetzt.
2
Diese Methode
dient primär zur Ermittlung eines (Kausal-)Zu-
sammenhangs zwischen einer metrisch ska-
lierten, unabhängigen Variablen (Regressor)
und einer ebenfalls metrisch skalierten abhän-
gigen Variablen (Regressand). Bei der linearen
Einfachregression besteht das Ziel darin, eine
lineare Geradengleichung zu bestimmen, die
bestmöglich in der Lage ist, die proportionale
Abhängigkeit zwischen beiden Variablen zu be-
schreiben. Auf den Preisbereich übertragen
lautet der funktionale Zusammenhang:
Produktpreis = f(Marktpreis) =
Elastizität x Marktpreis + Konstante
Die Steigung in der Regressionsgeradenglei-
chung entspricht der gesuchten Elastizität.
Kausale Zeitreihenanalysen mit dem
Elastizitätsdiagramm
Am Beispiel der Preisreaktionen von Kraftstoffen
von Johannes Schwanitz und Alexander Michalik
CM Januar / Februar 2017
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