CONTROLLER Magazin 2/2017 - page 92

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Auf diese Weise möchte man einen möglichst großen Teil seiner Verant-
wortung auf ein System projizieren. In der Konsequenz entstehen hoff-
nungslos
überfrachtete Kennzahlenwerke
als Ausdruck unternehmeri-
scher Hilflosigkeit. – Entnommen: Ossola-Haring u. a.: 11 Irrtümer über
Kennzahlen, S. 90.
Mit einer
Produkt-Portfolio-Analyse
will man das Ziel langfristiger Ge-
winnmaximierung durch einen optimalen Mix aus innovativen, reifen
und traditionellen Produkten erreichen. – Entnommen: Wöhe et al.: All-
gemeine BWL, S. 84.
Diese Einschätzung hat etwas damit zu tun, dass das
Betriebswirt-
schaftslehre-Studium
eine Aktie mit sinkendem Wert ist. – Entnom-
men: Gloger: Betriebswirtschaftsleere, S. 13.
Die
Investitionsentscheidung
wird durch den Investor getroffen, nicht
durch die Investitionsrechnung, die ein akademisches Modell mit Annah-
men, die von der Realität entfernen, ist. – Entnommen: Poggensee:
Klausurenkurs Investitionsrechnung, S. 2.
Es gilt zu bedenken, dass ein zeitliches Lag besteht zwischen der Ent-
scheidung,
Fiskalpolitik
zu betreiben, und deren Wirksamkeit. – Ent-
nommen: Perret/Welfens: Arbeitsbuch Makroökonomik und Wirtschafts-
politik, S. 334.
Es sind immer noch die in einer alten Tradition stehenden
Rechen-
schaftsberichte
, die zwar eine Fülle an Informationen enthalten, aber
den Aktionären viel zu geringe direkte Orientierungshilfen für ihre An-
lageentscheidungen bieten. – Entnommen: Hundt/Biadala: Handbuch
Sprache der Wirtschaft, S. 339.
Denn so umfänglich wir auch die technischen Abläufe der
Globalisierung
verstanden haben, eines haben wir nicht verstanden: Produktion kann
ausgelagert werden, Moral nicht. – Entnommen: Hartmann: Wie viele
Sklaven halten Sie? Seite 10.
Eine
soziale Marktwirtschaft
ist vor allem dann sozial, wenn sie die
Menschen in die Lage versetzt, ihre Potenziale auszuschöpfen und das
aus ihrem Leben machen zu können, was sie für das Richtige halten. –
Entnommen: Fratzscher: Verteilungskampf, S. 246.
Menschen sind so, wie man mit ihnen ist. Entsprechend ist die Kund-
schaft so, wie man sie aufbaut. Das
Menschenbild
hinterlässt tiefe Spu-
ren. – Entnommen: Harder/Wüthrich: Marken für Menschen, S. 44.
Buchbesprechungen
In der Diskussion
Betriebswirtschaftslehre oder Betriebswirtschaftsleere?
Gloger, Axel
Betriebswirtschaftsleere
Wem nützt die BWL noch?
Frankfurt: Frankfurter Allgemeine 2016 – 199 Seiten,
Buch mit festem Einband € 19,90
Autor und Buch
Axel Gloger ist nach Verlagsangabe
Chairman der Denkfabrik Trend Intelli-
gence und arbeitet als Aufsichtsrat
und Beirat. Als Wirtschaftsjournalist
war er viele Jahre Autor der „Frank-
furter Allgemeine Zeitung“. Das Buch
hinterfragt kritisch-konstruktiv das
betriebswirtschaftliche Hochschulstu-
dium sowie Funktion und Stellung der
BWL in der Unternehmenspraxis.
Inhaltsüberblick
Studienziel sicheres Einkommen –
200.000 Studenten vor ungewissen Aussichten – Professoren im Elfen-
beinturm – Über die merkwürdige Leere im Lehrstoff – First Class ist
nicht besser – Wie Rankings das Neue verhindern – Der Fluch der Bud-
getierung – Wie BWL-Denken Unternehmen fehlleiten kann – Ethik und
CDR als Reparaturbetrieb – Geschäftsverwaltung oder Unternehmertum?
– Die BWL hat die Firmeninhaber vergessen – Die Champions-Liga
schafft Erfolge nicht nach BWL-Lehrbuch – Was im Leben wirklich nützt
– Schule der Chanpions.
Einordnung und Würdigung
Das Buch liefert einen bemerkenswerten
Debattenbeitrag
: Es vermittelt
eine recht
kritische Sicht auf die gegenwärtige BWL
, wie sie in den
Hochschulen gelehrt und in der Praxis genutzt und angewandt wird. 14
Kapitel enthalten vielfältige Beobachtungen und Erfahrungen, Erkenntnis-
se aus Gesprächen, Veröffentlichungen und dgl. Das Resümee dieser Be-
standsaufnahme und Bespiegelung findet sich in zwölf Kerngedanken.
Dabei geht es u. a. um: Problematiken des BWL-Studiums; Beeinflussung
und Relativierung durch die Digitalisierung; Professoren seien mehr mit
ihrem nächsten Aufsatz, den kein Praktiker lese, als damit beschäftigt,
die Unternehmen zu verstehen; die BWL befasse sich viel mit den Kon-
zernen, aber wenig mit dem Mittelstand; Missbilligungen mancher
Praktiken an Privat-Hochschulen, die BWL mache Unternehmen zu zah-
lengetriebenen Organismen, unterdrücke dabei Fantasie und Kreativität
usw. Die Darlegungen erfolgen in einem sachlichen Stil und in einem ru-
higen Ton. 155 Fußnoten bieten Quellennachweise. Die Aussagen beru-
hen weniger auf großflächigen empirischen Untersuchungen, vielmehr er-
gibt sich das Gesamtbild aus einer Vielzahl von Einzelfeststellungen und
Eindrücken. Das Buch ist eine kritische Anfrage an die BWL in Forschung,
Lehre und Praxis. Ob die BWL so pauschal abgewertet werden kann, ist
fraglich. Der Autor versetzt viele berechtigte Nadelstiche, wirft begründe-
te Fragen auf und stellt nachvollziehbaren Zweifel in den Raum. Das Buch
ist engagiert und sachkundig, verständlich und interessant geschrieben.
Es mag an zahlreichen Stellen diskussionsbedürftig sein, insgesamt ist es
aber überaus diskussionswürdig. Es gehört in die Diskussion. Zum Zeit-
punkt der Rezension war keine Leseprobe verfügbar.
Alfred Biels Literaturforum
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