CONTROLLER Magazin 2/2017 - page 98

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Fratzscher, Marcel
Verteilungskampf
Warum Deutschland immer ungleicher wird
München: Carl Hanser 2016 – 263 Seiten, € 19,– /
E-Book € 15,99
Autor und Buch
Prof. Marcel Fratzscher, Ph. D., ist Präsi-
dent des Deutschen Instituts für Wirt-
schaftsforschung (DIW Berlin) und Profes-
sor für Makroökonomie und Finanzen an
der Humboldt-Universität Berlin. Das Buch
befasst sich aus wirtschaftswissenschaftli-
cher Sicht mit Aspekten der Gerechtigkeit,
den Ursachen und Gründen der Ungleich-
heit und ihren Folgen.
Inhaltsüberblick
Einleitung – Reiches armes Deutschland –
Konsequenzen der Ungleichheit – Macht des Markts – Chancenungleich-
heit – Umverteilung durch den Staat.
Einordnung und Würdigung
Das vorliegende Thesen- und Debattenbuch ist darauf angelegt, in der
breiten Öffentlichkeit eine Reaktion hervorzurufen und ein bedeutendes
wirtschafts- und gesellschaftspolitisches
Thema in die Diskussion zu
bringen
. „Die neue deutsche Marktwirtschaft zeigt ihr wahres Gesicht in
einer stark zunehmenden Ungleichheit“, so die Kernaussage des Buches.
Der Autor vermittelt aus seiner Sicht die Lebensverhältnisse der Men-
schen mit der Ungleichheit von Einkommen, Vermögen und Chancen. Er
analysiert die Ursachen und Auswirkungen dieser Situation und gelangt
zum Ergebnis, „dass wir nicht in einem Land leben, in dem ein Ausgleich
von Vermögen und Chancen stattfindet“. Besonders die mangelnde
Chancengleichheit bedürfe der Korrektur. Der Staat verteile zwar viel,
aber ineffizient. Das Buch ist kenntnisreich geschrieben, 62 Abbildungen
bieten Fakten, Daten und Zahlen. Ein umfangreiches Quellenverzeichnis
untermauert die Ausführungen. Fratzscher schreibt mit Sachkunde, En-
gagement und auch mit Emotionen. Der Autor legt seine Sicht dar,
wes-
halb es so ist, und was man dagegen tun kann
. Zustandsbeschreibun-
gen und Folgerungen bedürfen der weitergehenden Diskussion und Aus-
einandersetzung. Soweit bereits zum Zeitpunkt der Rezension erkennbar,
erfährt der Titel nicht nur Zustimmung, was bei der Brisanz des Themas
und der Festellungen nicht überrascht. Das Buch ist in einer Weise ver-
fasst, die eine angemessene Debatte erfordert und auch verdient. Es ist
verständlich geschrieben.
URL Verlagspräsentation mit Leseprobe (Stand 10.10.16):
hanser-literaturverlage.de/buch/verteilungskampf/978-3-446-44465-2/
Quo vadis?
– Thesen, Debatten, Meinungen –
Wirtschaftsbücher zu wichtigen und strittigen Themen unserer Zeit.
Zum Mitdenken, Mitreden und Mitmachen
Hartmann, Evi
Wie viele Sklaven halten Sie?
Über Globalisierung und Moral
Frankfurt: Campus 2016 – 224 Seiten, € 17,95
Autorin und Buch
Prof. Dr.-Ing. Evi Hartmann ist Professorin
für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere
Supply Chain Management, an der Fried-
rich-Alexander Universität Erlangen-Nürn-
berg. Sie schreibt u. a. auch den Block
„Weltbewegend“:
weltbewegend/. Sie legt ein
Thesen- und
Debattenbuch
vor, das sich kritisch mit ei-
nem Wirtschafts- und Gesellschaftspro-
blem befasst.
Inhaltsüberblick
Das Spiel, bei dem wir alle verlieren – Kinderarbeit ist unmoralisch, oder?
– Wer ist Schuld an der Unmoral? – Zum „Sklavenhalter“ wird man nicht
geboren, sondern gemacht – Wer zu faul ist für Moral, kriegt Nudge –
Das große Globalisierungsspiel: Wir gewinnen mit gezinkten Karten – Wie
lange wollen Sie noch Sklavenhalter sein?
Einordnung und Würdigung
Unsere Wirtschaft und unser Konsumverhalten machen uns zu Skla-
venhaltern
, sagt die Autorin. Ihre Antwort ist die Aufforderung „Fairplay
in der Globalisierung“. Wenn ein T-Shirt drei Euro koste, könnten Produk-
tionsbedingungen nicht fair sein, wie Hartmann herausstellt. Die Produk-
tion könne ausgelagert werden, Moral nicht, so eine Kernaussage dieser
Veröffentlichung. Eine „gesellschaftliche Degeneration“ befürchtet die
Autorin. Eine brillante, sachkundige und engagierte Auseinadersetzung
mit den
Folgen und Wirkungen der globalisierten Wirtschaft und des
vorherrschenden Konsumverhaltens
. Hartmann stellt nicht nur fest
und bemängelt, sondern sucht auch nach den Ursachen und Gründen.
Als tieferen Grund macht sie insbesondere fehlende Beziehungsfähigkeit
(„respektlos, beziehungslos“) aus. Sie stellt die „Empathiefrage“ und
setzt auf Wandel durch wachsende Einsicht. Das Buch beruht auf einer
gut recherchierten Grundlage, zahlreiche treffende Zitate bereichern die
Ausführungen. Auf ein Quellenverzeichnis, das Setzen von Fußnoten wird
verzichtet, ebenso auf Abbildungen und auf ein Stichwortverzeichnis.
Diese problemzentrierte Zustandsbeschreibung zielt auf Reaktionen. Das
Buch ist im hohen Maße diskussionswürdig, sicher sind zahlreiche Pas-
sagen auch diskussionsbedürftig.
URL Verlagspräsentation mit Leseprobe sowie Interview mit der Au-
halten_sie-10265.html
Alfred Biels Literaturforum
Literaturforum
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