Die Gesundheitswirtschaft boomt,
die Nachfrage nach der Dienstleistung
Gesundheit wächst. Das System und der
einzelne Betrieb als Teil des Ganzen aber
drohen zu kollabieren. Denn bedauer-
licherweise schrumpft das Angebot an
Menschen, welche die nachgefragten
Dienstleistungen erbringen. Die Ursachen
für den in diesem Zusammenhang viel-
fach diskutierten Fachkräftemangel sind
vielfältig und kaum oder nur mittelbar
vom Krankenhausträger zu beeinflussen.
Ist vom Fachkräftemangel im Kran-
kenhaus die Rede, verbirgt sich dahinter
übrigens längst nicht nur die Berufsgrup-
pe der Pflegenden. Im Krankenhaus als
Wirtschaftsunternehmen gibt es viele Be-
rufsbilder, welche den allgemeinen Ent-
wicklungen der Expertisen-Verknappung
unterliegen, beispielsweise IT-Fachkräfte,
spezialisierte Ärzte, administrative und
auch die ehemals sogenannten gewerb-
lichen Mitarbeiter. Krankenhäuser sehen
sich also zunehmend veranlasst alles zu
tun, was in ihrer Macht steht, um Fach-
kräftesicherung zu gewährleisten.
Das UniversitätsklinikumHamburg-Ep-
pendorf (UKE) mit circa 12.000 Beschäf-
tigten und rund 4.000 Medizin- und
Zahnmedizinstudenten profitiert im Ge-
gensatz zu vielen anderen Krankenhäu-
Ausgangslage entschied sich der Vorstand
des UKE im Jahr 2010 dennoch, pros-
pektiv und vorsorglich die Beschäftigten
zusätzlich zu den Patienten stärker mit in
den Fokus zu nehmen.
Ein Fass braucht einen Boden
Häufig gleichen gerade im Pflege- und
Klinikbereich die Bemühungen, Fach-
kräfte zu finden und zu halten, der Auf-
gabe, ein Fass ohne Boden zu füllen.
Viele Maßnahmen sind da eher reakti-
ver Natur, punktuell und temporär. Oder
sie folgen Modeerscheinungen und sind
dementsprechend von nur kurzfristiger
Wirkungsdauer. Das investierte Geld „ver-
sickert“.
Fachkräftesicherung ist aber eine er-
manent, nachhaltig und möglichst aktiv
zu betreibende Aufgabe, die sich aus ver-
schiedenen Bausteinen zusammensetzt.
Diese Bausteine gilt es, zur richtigen Zeit
und am richtigen Ort zu aktivieren.
Sinnvoll ist es da, zunächst einmal dem
Fass einen Boden zu verpassen – gleich-
sam als Basis, auf der sämtliche weiteren
Maßnahmen aufsetzen sollten ohne zu
„versickern“. Diese Basis ist das klare,
glaubhafte Bekenntnis zu einer Perso-
nalpolitik, die den besonderen Wert der
Der Fachkräftemangel ist gerade in Kliniken
ein großes Thema. Oft wird der Pflegenotstand
mit einer schlechten Finanzlage begründet.
Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
sind die Maßnahmen zur Fachkräftesicherung
jedoch keine Frage der verfügbaren Geldmittel.
Man setzt vielmehr auf eine nachhaltige
Kulturveränderung und auf eine Personalpolitik,
die sich an den Beschäftigten orientiert.
sern von etlichen Arbeitgebervorteilen,
die es selbst nur begrenzt beeinflussen
kann. Das UKE hatte vor einigen Jahren
noch nicht zwingend die Not, verstärkt
in Richtung Fachkräftesicherung aktiv zu
werden. Es ist in Hamburg, der „schöns-
ten Stadt der Welt“, recht zentral gelegen.
Es verfügt über ein sehr breites Spektrum
an Jobs. Zudem hat es als Körperschaft
öffentlichen Rechts über die reine Pa-
tientenversorgung hinaus den Auftrag,
zu forschen und zu lehren.
Kein Grund zur Besorgnis –
doch Zeit zum Handeln
Umstände, welche andere Häuser längst
zum Handeln zwangen, beispielsweise
eine steigende Fluktuationsquote, ein
hoher Altersdurchschnitt, ein Rückgang
an Bewerbern und eine steigende Krank-
heitsquote, waren fürs UKE nicht wirklich
ein Thema. Tatsächlich beunruhigende
Erfahrungen sammelte man allenfalls,
wenn es um die Besetzung von Spezialis-
tenstellen ging oder wenn man zum Be-
zug des „Neuen Klinikums“ Anfang 2009
und der neuen Kinderklinik im Jahr 2017
in relativ kurzer Zeit 70 bis 100 Fach-
krankenpfleger auftreiben musste. Trotz
dieser an sich also eher beruhigenden
Fachkräftesicherung
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