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Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
sich immer und überall nutzen – etwa
auf Bahnfahrten, im Wartezimmer oder
an der Bushaltestelle“, sagte Bitkom-
Präsident Achim Berg. „Neue Technolo-
gien wie Adaptive Learning ermöglichen
Inhalte, die genau an den individuellen
Wissensstand und Lernfortschritt ange-
passt sind“, so Berg weiter.
In seiner Studie mahnte der Verband
im Übrigen wieder einmal, dass Un-
ternehmen nicht nur bei den Weiter-
bildungsformaten noch zu wenig auf
Digitales setzen: Auch inhaltlich würden
Mitarbeiter nach wie vor zu wenig für die
digitalisierte Arbeitswelt geschult – und
das, obwohl im Arbeitsalltag Digitalkom-
petenzen gefordert seien.
Das Interview führte
Kirsten Seegmüller.
personalmagazin:
Lernen wir in einer ruhigen
Umgebung nicht besser?
Jennings:
Ja, manchmal schon. Wenn wir
Zeit haben, uns ohne Ablenkung auf
neue Ideen und Informationen zu kon-
zentrieren, ist das hilfreich. Aber in
der Medizin beispielsweise haben Stu-
dien gezeigt, dass längere Erfahrung
und Praxis zu weniger Komplikationen
führt. Lernen im täglichen Arbeitsab-
lauf hat einen sehr großen Effekt.
personalmagazin:
Aber wer eine Fremdspra-
che lernen will, kommt um Grammatik-
und Vokabeltraining nicht herum, oder?
Jennings:
Wenn man mit einer neuen
Fremdsprache beginnt, ist es natür-
lich wichtig, Grammatikstrukturen zu
verstehen und eine gewisse Anzahl an
Vokabeln zu kennen. Aber ein bestan-
dener Test macht noch keinen guten
Linguisten. Wir sollten das Speichern
im Kurzzeitgedächtnis nicht mit Lernen
verwechseln. Um ihre Prüfungen zu be-
stehen und ihren Uni-Abschluss zu be-
kommen, stopfen sich Sprachstudenten
das Gehirn mit Informationen voll. Aber
CHARLES JENNINGS
ist Mitbegründer des
70-20-10 Institute und
war der Erste, der das
70-20-10-Modell in
der Praxis umsetzte.
was bleibt nach drei oder sechs Mona-
ten übrig? Ohne regelmäßige Praxis und
Anwendung vergisst man das meiste,
das man „gelernt“ hat, wieder.
personalmagazin:
Welche Lernkonzepte
treffen Sie in den Unternehmen an?
Jennings:
Viele Unternehmen planen ihr
Learning and Development mit einer
– wie ich es nenne – kurszentrierten
Mentalität, wo alles in Kurse, Program-
me und Curricula gepackt wird. Auf in-
formelles Lernen wird kaum Wert gelegt.
HR- und Weiterbildungsverantwortliche
sehen ihre Aufgabe vor allem darin, Con-
tent und Kurse zu planen, zu entwickeln
und zu verteilen. Aber wir wissen, dass
Höchstleistung nicht nur von formalem
Wissen und Fertigkeiten abhängt, son-
dern auch vom richtigen Arbeitsumfeld
und den richtigen Arbeitsinstrumenten.
Manche Unternehmen schaffen den Ein-
stieg in die Wissensära, doch die meisten
E-Learning-Angebote sind noch viel zu
contentlastig. Sogar das Micro-Learning
und die Learning Nuggets, die sogenann-
ten Wissensbissen, stellen den Content
Dies scheint sich laut IW-Köln-Studie
nun langsam zu ändern: Immerhin rund
die Hälfte der befragten Unternehmen
nutzen Lernvideos, Onlinekurse oder
computerbasierte Selbstlernprogramme,
30 Prozent unter anderem Apps.
Ganz auf klassische (Präsenz-)Seminare
verzichten wollen die Betriebe eigenen
Aussagen zufolge nicht. In den Firmen
setze sich immer mehr ein Mix aus be-
währten Angeboten und neuen Techniken
durch, beobachten die IW-Forscher.
Das verhalten optimistische Ergebnis
der IW-Studie kann jedoch nicht darüber
hinwegtäuschen, dass deutsche Unter-
nehmen beim digitalen Lernen längst
nicht alle Möglichkeiten ausschöpfen.
Der IT-Branchenverband Bitkom hat
kürzlich wieder bei einer Studienvor-
stellung dafür geworben: „Digitale Lern-
formate wie Online-Tutorials, Lern-Apps
fürs Smartphone oder Moocs sind viel-
seitig und leicht zugänglich. Sie lassen
in den Mittelpunkt und basieren auf In-
formationen und „Wissenstransfer“.
personalmagazin:
Was haben Sie gegen den
Begriff „Wissenstransfer“?
Jennings:
Wir können nicht wirklich Wis-
sen transferieren. Man kann anderen hel-
fen, ihr eigenes Wissen aufzubauen, aber
es ist kein Eimer, den man weiterreicht.
Das Wissen von Leistungsträgern ist
größtenteils implizit. Es kann demnach
nicht erfasst und verpackt werden. Diese
Menschen treffen ständig Entscheidun-
gen innerhalb eines stetig wechselnden
Umfelds. Wir müssen unser Denken und
Handeln weniger dem Wissenstransfer
widmen als vielmehr der Unterstützung
von Mitarbeitern in ihren täglichen Ar-
beitsabläufen.
TERMINTIPP
Vom 30. Januar bis 1. Februar 2018
dreht sich auf der Learntec in der Messe
Karlsruhe alles ums digitale Lernen.
Charles Jennings tritt dort als Keynote-
Speaker auf. Mehr Infos:
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