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01/18 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Nordrhein-Westfalen bis zu 30 Millio-
nen Euro jährlich, doch Unternehmen
mit Förderwillen ohne zu strikten Blick
auf den eigenen Fachkräftemangel sind
an den wissenschaftlichen Ausbildungs-
stätten durchaus gefragt. Der Deutsche
Akademische Austauschdienst DAAD,
die Akademischen Auslandsämter an
den Hochschulen und die Hochschul-
rektorenkonferenz bieten eine Fülle von
Informationen. Den Geflüchteten soll der
Zugang zu den Hochschulen erleichtert
werden. So ist TestAS, der standardisier-
te Test für Ausländische Studierende, für
registrierte Flüchtlinge kostenlos. Auch
die formale Vorprüfung „Uni-Assist“, ob
die Hochschulzulassung in Deutschland
möglich ist, kostet nichts. Dennoch blei-
ben bei aller Hilfsbereitschaft die Wege
verschlungen.
Die Randstad Stiftung hat an der pri-
vaten Hochschule der Wirtschaft für Ma-
nagement (HdWM) für drei Jahre zwei
Patenschaften für syrische Studierende
übernommen, die ihren Bachelor in IT-
Management anstreben. „Wir wollen die
Stipendiaten nicht zu eng an uns binden“,
sagt Hanna Daum, Geschäftsführender
Vorstand der Randstad Stiftung, die die
Patenschaftsurkunden überreichte. „Die
Hochschule begleitet die Studierenden
kontinuierlich, wir korrespondieren
und können aus unserer regionalen Nie-
derlassung heraus auch Kontakte für
Praktika vermitteln.“ Denn die Tür zur
Wirtschaft zu öffnen, ist erklärtes Ziel
der HdWM. Die Hochschule wirbt erfolg-
reich ein breites Spektrum an Förderern
ein, darunter die Unternehmensberatung
Hays, das Software Kontor und ABB. 2017
erhielt sie dafür als eine von bundesweit
sieben Hochschulen 50.000 Euro vom
Stiftungsfonds Deutsche Bank im Stif-
terverband – zum einen für Stipendien,
zum anderen, um die Flüchtlingsarbeit
mit Zusatzangeboten rund ums Studium
noch weiter zu verbessern.
Die Plattform Kiron
unterstützt mit
Mentoren Geflüchtete
auf dem Weg zum
Studium – ein Modell,
das auch Bundes-
kanzlerin Angela
Merkel begeistert.
Ruhr-Universität Bochum. Zu den sie-
ben Stipendiaten aus dem vergangenen
Jahr kommen im aktuellen Winterse-
mester acht junge Syrer, die Ingenieur-,
Natur- oder Wirtschaftswissenschaf-
ten studieren. „In beiden Gruppen ist
jeweils eine Stipendiatin“, sagt Heike
Bergandt, Geschäftsführerin der Evonik
Stiftung. „Junge Frauen unter den Ge-
flüchteten, die eine akademische Aus-
bildung anstreben, sind derzeit in der
Minderheit.“ Nicht alle Studierenden
sind Uni-Anfänger. Einige besuchten
bereits in Syrien die Hochschule. Jetzt
sind sie im Bachelor- und Masterstudi-
um und erhalten die monatliche Unter-
stützung von 300 Euro, die sich Evonik
und das Bundesministerium für Bildung
und Forschung im Rahmen des Deutsch-
landstipendiums teilen.
Vom Deutschlandstipendium, das im
Juli 2017 bundesweit über 25.000 junge
Talente an rund 300 Hochschulen mit
150 Euro monatlich unterstützt, wenn
sich private Förderer auf die anderen 150
Euro verpflichten, können auch begabte
Geflüchtete profitieren. Die Hochschu-
len übernehmen die Bewerberauswahl.
Leistungsstärke, die Bereitschaft, sich
ehrenamtlich zu engagieren und die
Diskussion aktueller gesellschaftlicher
Fragen sind Kriterien. Ob an der Tech-
nischen Universität Dresden oder der
Hamburger Fernhochschule, Stipendi-
aten mit eigener Fluchterfahrung un-
terstützen Neuankömmlinge beim Gang
zu den Ämtern oder betreuen geflüch-
tete Kinder. Die Studierenden erhalten
die Förderung für ein Jahr, können aber
Verlängerung beantragen.
Gesucht: Förderer, Mentoren, Paten
An der Ruhr-Uni trägt zu ihrer finanzi-
ellen Entspannung bei, dass die Evonik
Stiftung die Kosten für die Semesterso-
zialbeiträge und für Lernmittel über-
nimmt. Ein Begleitprogramm bringt den
Studierenden sowohl das Arbeitsleben
wie unterschiedliche Facetten der Ge-
sellschaft nahe: Gemeinsam wurden der
Evonik-Biotechnologiestandort im west-
fälischen Halle besucht – wie auch die
Ruhrfestspiele in Recklinghausen. In
den kommenden Semesterferien wird es
ein Bewerbungscoaching geben und ein
Seminar zum Thema „Business-Kom-
munikation“. Will Evonik über seine
Stiftung den eigenen Fachkräftemangel
mindern? Wohl kaum, denn die Geflüch-
teten studieren weder Chemie noch Phy-
sik oder Verfahrenstechnik, nur einer
hat den Studiengang „Material Science“
gewählt. „Mit guten Studienabschlüs-
sen haben die Stipendiaten eine gute
Grundlage für ihre weitere berufliche
Zukunft“, sagt Bergandt.
Zwar stellen die Bundesländer für
die Integration von Flüchtlingen an
Hochschulen Budgets bereit, darunter
RUTH LEMMER
ist freie Journalistin
in Duisburg.
ONLINE
Weitere Information finden Firmen unter
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