personalmagazin 3/2017 - page 19

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03/17 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
I
m Geschäft des Führens geht es im
Kern um die Zukunft (einer Grup-
pe, einer Organisation, einer Ge-
sellschaft). Führung ist eines der
ältesten sozialen Phänomene der Mensch-
heit, das kulturgeschichtlich überliefert
ist (seit circa 5.000 Jahren). Könige, Feld-
herren, Priester und Gelehrte aus allen
Kulturregionen und geschichtlichen Epo-
chen befassten sich mit der Frage, was
Führung gut und zukunftsfähig macht.
Und das, was die wissenschaftliche Füh-
rungsforschung, die vor circa 100 Jahren
einsetzte, als Erkenntnisse mit solider
empirischer Basis zutage gefördert hat,
deckt sich in erstaunlich hohemMaße mit
dem, was in den vergangenen 5000 Jah-
ren weltweit überliefert wurde. In sieben
Thesen stelle ich Ihnen einige „oldies but
goldies“ und „new fewest“ der zukunfts-
fähigen Führung vor.
These 1: Überhaupt führen! Gute
Führung im Hier und Jetzt
Akzeptiert man die Feststellung, dass es
Von
Felix Brodbeck
Führung muss nach vorne gehen
ESSAY.
Sieben Thesen zeigen, was zukunftsfähiges Management bedeutet. Sie stützen
sich auf moderne Theorien, aber auch auf Erkenntnisse, die 5.000 Jahre alt sind.
beim Führungsgeschäft immer um die
Zukunft geht, dann lässt sich die Fra-
ge, was Führung zukunftsfähig macht,
zunächst auf die Frage eingrenzen, was
Führung im Hier und Jetzt (gut) macht.
Und (gute) Führung besteht zunächst
darin, überhaupt zu führen, und nicht
„nicht-zu-führen“ (frz. laissez faire). Das
ist nicht trivial, denn viele empirische
Studien zeigen, dass eine mehr oder we-
niger erfolgreich camouflagierte „Laissez
faire“-Haltung bei der Wahrnehmung des
Führungsauftrags das Schädlichste ist,
was in Unternehmen passieren kann.
„Laissez faire“-Führung steht in signi-
fikant negativem Zusammenhang mit
Produktivität in Organisationen und das
wird auch in Zukunft so bleiben.
These 2: Führen bedeutet, anderen
Richtung geben
Was bedeutet (gute) Führung? Der alt-
hochdeutschen und angelsächsischen
Wortherkunft nach gehen die Begriffe
„führen“, „Führer“ und „Führung“ auf das
Verb „fuoren“ zurück, was „in Bewegung
setzen, fahren machen, in eine Richtung
geleiten“ bedeutet. Deren englische Ent-
sprechungen basieren auf dem Verb „lae­
dan“, das „vorwärtsbringen, leiten, len-
ken, auf eine Reise mitnehmen“ bedeutet.
Kurzum, Führen bezeichnet das, was in
Bewegung setzt und Richtung gibt (etwa
Zielvorgaben, Feedback, Anerkennung,
konstruktive Kritik und Ähnliches).
Die Konnotationen „auf eine Reise
mitnehmen“ verdient eine nähere Be-
trachtung. Beim Führen gibt es auch
Unbestimmtes zu organisieren. Dabei
genügt es nicht, nach dem Motto „wei-
ter so“ die Dinge richtig zu tun („doing
things right“), sondern es gilt, das Rich-
tige zu tun („doing the right thing“). Das
ist mit Risiko verbunden, denn die prä-
ferierte Richtung kann auf Widerstände
stoßen oder ohnehin falsch sein. Deshalb
ist das Monitoring relevanter Entwick-
lungen sowie ein flexibles Nachsteuern
notwendig – übrigens schon seit Lan-
gem und nicht erst seit Erfindung der
„Agilität“. Je mehr agiles Organisieren
in Zukunft notwendig sein wird, desto
wichtiger ist es, ernsthaft das Richtige
tun zu wollen, verbunden mit Überzeu-
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