PM spezial bAV 04/2016 - page 9

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die umständlichen Regelungen zur Aus-
schüttungssperre zudem noch mit zu-
sätzlicher Bürokratie belastet werden.
Außerdem steht die steuerliche Anglei-
chung der Pensionsrückstellungen noch
aus: Nach derzeitiger Regelung wird in
vielen Fällen nur etwa die Hälfte des
Aufwands für betriebliche Altersvorsor-
ge steuerlich anerkannt. Damit werden
die Unternehmen mit betrieblicher Al-
tersvorsorge bestraft.
personalmagazin:
Was sind nach Ihren Er-
fahrungen die Hauptgründe dafür, dass
sich gerade im Mittelstand immer noch
viele Unternehmen mit der Einführung
einer bAV schwer tun?
Gunkel:
Die Gründe sind vielfältig und
oftmals miteinander vermengt, wie
zahlreiche Untersuchungen zeigen. Eine
der wesentlichen Ursachen ist die hohe
und leider ständig weiter wachsende
Komplexität der betrieblichen Alters-
vorsorge. Sie schreckt viele kleine Un-
ternehmen ab, sich überhaupt mit der
Materie zu beschäftigen. Hinzu kommt
ALEXANDER GUNKEL
ist Mitglied der Haupt-
geschäftsführung
BDA, Bundesvereini-
gung der Deutschen
Arbeitgeberverbände.
die Sorge, mit einer einmal gegebenen
Versorgungszusage
Verpflichtungen
einzugehen, die langfristig zu einer
Überforderung führen können. Gerade
kleine Unternehmen ohne eigene Per-
sonalabteilung nehmen dann oft lieber
Abstand davon.
personalmagazin:
Welche Maßnahmen
empfehlen Sie der Politik, um die bAV zu
stärken?
Gunkel:
Wir brauchen bessere Rahmen-
bedingungen für die betriebliche Al-
tersvorsorge. Der Gesetzgeber muss
der Niedrigzinsphase Rechnung tragen
und die steuerlichen Obergrenzen für
Einzahlungen in die betriebliche Alters-
vorsorge anheben. Beim heutigen ge-
sunkenen Zinsniveau muss nun einmal
für die gleiche Altersversorgung mehr
angespart werden als früher. Außerdem
sollte die betriebliche Altersvorsorge
vereinfacht und entbürokratisiert wer-
den. Wir haben der Politik dazu einen
umfangreichen Katalog mit vielen Vor-
schlägen vorgelegt.
personalmagazin:
Es gibt also Alternativen
zu den Reformplänen. Welche Schritte
könnten mit wenig Aufwand, aber hoher
Effektivität vorrangig umgesetzt werden?
Gunkel:
Es wäre zum Beispiel viel gehol-
fen, wenn die Betriebe laufende Betriebs-
renten mit jährlich ein Prozent anpassen
könnten, anstatt nach komplizierten
Regelungen die Höhe der notwendigen
Anpassung ermitteln zu müssen. Für
neue Betriebsrentenzusagen ist das be-
reits möglich, nicht aber für viele früher
gegebene Zusagen. Auch eine bessere
Abfindung von kleinen Betriebsrenten-
anwartschaften wäre hilfreich. Mini-
Betriebsrenten über viele Jahrzehnte
verwalten zu müssen, ist völlig unwirt-
schaftlich.
Das Interview führte
Kay Schelauske .
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