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SPEZIAL BAV
_VORRUHESTAND
spezial bAV 04/16
Früherer Ruhestand ohne Abzug
LÖSUNG.
Viele Arbeitnehmer würden gerne früher in Rente gehen – tatsächlich aber
altern die Belegschaften. Vorausschauende Vorruhestandsplanung kann hier helfen.
Von
Sandra Spiecker
M
ehr als 60 Prozent aller Ar-
beitnehmer in Deutschland
träumen davon, früher als
gesetzlich vorgesehen in
den Ruhestand zu geben. Doch je früher
der Renteneintritt, desto höher die Abzü-
ge von der gesetzlichen Rente. Wer nach
1964 geboren wurde, muss in der Regel
bis zum 67. Lebensjahr arbeiten. Ein frü-
herer Ausstieg ist zwar mit 63 Jahren
möglich, dann aber mit doppeltem Ab-
schlag: Jeder vorgezogene Monat kürzt
die Rente um 0,3 Prozent. Hinzu kom-
men weitere Abzüge aufgrund fehlender
Beitragsjahre. Im Extremfall beträgt die
Einbuße rund 25 Prozent.
Überalterte Belegschaft: Wenn alle
länger arbeiten, aber keiner das will
Tatsächlich gehen Arbeitnehmer aber
heute nicht früher, sondern immer spä-
ter in Rente. Im Jahr 2013 lag das durch-
schnittliche Eintrittsalter der Neurent-
ner bereits bei 64 Jahren – und damit
um zwei Jahre höher als noch 1997. Das
zeigen die Zahlen der Deutschen Renten-
versicherung Bund. So altern die Beleg-
schaften in den Unternehmen infolge des
demografischen Wandels zunehmend.
Dieser Effekt wird sich in den kommen-
den Jahren noch verstärken.
Mehr als zwei Drittel aller Firmenchefs
betrachten die Altersstruktur ihrer Beleg-
schaft mit Sorge, wie eine Umfrage des
Beratungshauses Towers Watson 2013
ergab. Denn mit zunehmendem Alter
nehmen leider auch die Krankheiten zu.
Gerade für ältere Mitarbeiter sind die
wachsenden Anforderungen schlechter
zu verkraften. Während die Altersgrup-
pe der 35- bis 39-jährigen Beschäftigten
im Schnitt elf Tage im Jahr arbeitsunfä-
hig ist, fallen die 60- bis 64-Jährigen mit
rund 24 Tagenmehr als doppelt so häufig
krankheitsbedingt aus. So das Ergebnis
einer repräsentativen Untersuchung der
Betriebskrankenkassen (BKK) im Jahr
2014. Die Fehltage älterer Mitarbeiter
kosten die Unternehmen also rund ein
Monatsgehalt im Jahr – ohne dass eine
Arbeitsleistung erbracht wurde.
Hinzu kommt: Die Arbeit muss von
den gesunden Kollegen miterledigt wer-
den. Diese Mehrbelastung führt oft dazu,
dass die Motivation dieser Mitarbeiter
sinkt, der Druck steigt und somit wo-
möglich noch mehr Mitarbeiter krank
werden – ein Teufelskreis. Neben dem
Geldbeutel des Arbeitgebers kann also
auch das Betriebsklima von Vorruhe-
standsregelungen profitieren.
Ein weiterer Vorteil vorausschauen-
der Personalplanung im Einvernehmen
mit den Mitarbeitern ist, dass rechtzei-
tig dafür gesorgt werden kann, dass das
Know-how sinnvoll übergeben wird und
imUnternehmen bleibt. Zumal es immer
schwieriger wird, geeignete Nachfolger
zu finden. Betroffen vom Fachkräfteman-
gel sind vor allem kleine und mittlere
Wer vorzeitig aus dem Berufsleben aussteigt, muss empfindliche Kür-
zungen bei der gesetzlichen Rente hinnehmen – und zwar lebenslang.
Rechenbeispiel:
35-jähriger Bau­
ingenieur, Lebens-
arbeitszeit 40 Jahre,
durchschnittliches
Jahres-Bruttogehalt
43.000 Euro
RECHENBEISPIEL
Gesetzliche Rente
mit 67 Jahren
1.016 Euro
Gesetzliche Rente
mit 64 Jahren
812 Euro
Dauerhafte
Rentenlücke
204 Euro
Aufwand, um
die Rentenlücke
zu schließen:
62 Euro*
* Monatlicher Netto-Prämien-
aufwand bei Abschluss einer
Direktversicherung
QUELLE: HDI
1...,20,21,22,23,24,25,26,27,28,29 31,32,33,34,35,36
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