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04/16 spezial bAV
schließt, monatlich rund 62 Euro netto
aufwenden, um seine gesetzliche Ren-
teneinbuße durch den vorzeitigen Ru-
hestand langfristig zu schließen. Dabei
gilt die Devise: Je früher der Arbeitneh-
mer mit Sparen beginnt, desto geringer
ist der Beitrag, um das Vorsorgeziel zu
erreichen. Eine Direktversicherung ist
für die meisten Arbeitnehmer die kos-
tengünstigste Lösung, da erst die fäl-
ligen Leistungen während der Renten-
phase abgabepflichtig sind. Zusätzlich
punktet die betriebliche Variante in der
Regel noch mit günstigen Sonderkondi-
tionen, sofern ein Kollektivvertrag mit
dem Versicherer vereinbart wurde. Al-
ternativ kann die Rentenlücke auch über
eine staatlich geförderte Basisrente oder
über eine private Vorsorge geschlossen
werden. Übrigens: Nicht nur Angestell-
te, sondern auch Geschäftsführer von
Kapitalgesellschaften können ihren Vor-
ruhestand auf diese Weise planen.
Die HDI Lebensversicherung hat mit
dem „Vorruhestandsplaner“ ein Konzept
entwickelt, mit dem die Situation im
Vorruhestand individuell für jeden Mit-
arbeiter simuliert werden kann. Mithilfe
eines online-basierten Analyse- und Be-
ratungsprogramms wird sowohl die Höhe
der Rentenkürzung berechnet als auch
die Möglichkeiten zum Ausgleich der Lü-
cke dargestellt. Durch einen Vergleich der
verschiedenen Vorsorgemodelle sieht der
Mitarbeiter anschaulich, welche Lösung
für ihn am kostengünstigsten ist.
Fazit: Wer als Arbeitgeber seine Per-
sonalplanung vorausschauend betreibt,
sollte beim Instrument des Vorruhe-
stands auch die finanziellen Einbußen
des Arbeitnehmers berücksichtigen. Un-
ternehmen, die frühzeitig die richtigen
Weichen stellen und sich per Zuschuss an
der vorzeitigen Rente beteiligen, können
langfristig ihre Belegschaft verjüngen.
SANDRA SPIECKER
leitet
das Fachcenter bAV bei der
HDI Lebensversicherung AG
in Köln.
Unternehmen: Sieben von zehn mittel-
ständischen Firmen fällt es bereits jetzt
schwer, neue und ausreichend qualifi-
zierte Mitarbeiter zu gewinnen.
Vorruhestand als Instrument einer
vorausschauenden Personalplanung
Ein vorausschauendes Personalmanage-
ment ist daher heute wichtiger denn je.
ein Praxisbeispiel: Ein heute 35-jähriger
angestellter Bauingenieur könnte im
Jahr 2048 ohne Abschläge in Rente ge-
hen. Er wäre dann 67 Jahre alt und hätte
rund 40 Jahre lang gearbeitet. Bei einem
Einkommen von 43.000 Euro brutto im
Jahr läge seine volle gesetzliche Alters-
rente bei 1.016 Euro monatlich. Will er
den Renteneintritt um drei Jahre vorzie-
hen, schrumpft die Rente auf 812 Euro
pro Monat. Seine zusätzliche Rentenlü-
cke beläuft sich also lebenslang auf 204
Euro monatlich.
Eine Möglichkeit, die Rentenlücke
zu schließen und zugleich bares Geld
zu sparen, ist die betriebliche Alters-
versorgung. Wird der Vorruhestand im
Zuge der Entgeltumwandlung mit einer
Direktversicherung finanziert, sparen
Arbeitnehmer wie Arbeitgeber Steuern
und Sozialabgaben. Die eingesparten
Lohnnebenkosten sollte das Unterneh-
men nutzen, um seinen Mitarbeitern
durch einen Arbeitgeberzuschuss den
Vorruhestand finanziell zu erleichtern.
So kann der Arbeitgeber ohne finanzi-
ellen Mehraufwand die Altersversor-
gung seiner Belegschaft fördern und
gleichzeitig sein Image als soziales Un-
ternehmen stärken. Wer mehr tun möch-
te, kann noch eine Schippe drauf legen
– auch diese Zuwendungen bleiben im
Rahmen der gesetzlichen Grenzen frei
von Lohnnebenkosten und sind in voller
Höhe als Betriebsausgaben abzugsfähig.
Die Bereitschaft, ihre Mitarbeiter beim
Übergang vomArbeits- ins Rentnerleben
zu unterstützen, scheint groß: Über 80
Prozent aller Personal- und bAV-Verant-
wortlichen, die 2014 im Rahmen einer
Towers Watson-Studie befragt wurden,
sehen Arbeitnehmer und Arbeitgeber in
der gemeinsamen Verantwortung, die
entstehenden finanziellen Lücken beim
Übergang in die Rente zu schließen.
Früher in Rente gehen heißt
gleichzeitig auch früher vorsorgen
Im konkreten Beispiel müsste der Inge-
nieur, wenn er heute eine Direktversi-
cherung ohne Arbeitgeberzuschuss ab-
Die richtige Zeit im Arbeitsleben,
die richtige Zeit im Ruhestand –
so sieht gute Personalplanung aus.
Unternehmen, die ihren Mitarbeitern
Perspektiven bieten, profitieren davon
gleichermaßen. Der vorzeitige Ruhestand
langjähriger Mitarbeiter ist nicht nur
ein wirkungsvolles Anreizsystem, er ist
zugleich ein wichtiges Instrument, um
Schlüsselpositionen mit aufstrebenden
Mitarbeitern frühzeitig neu zu besetzen.
So lässt sich die Belegschaft verjüngen,
ein drohender Fachkräftemangel wird
vermieden. Damit der Arbeitnehmer sein
ursprünglich geplantes Rentenniveau er-
reichen kann, sollte sich der Arbeitgeber
finanziell daran beteiligen.
Wie groß die Rentenlücke bei vorgezo-
genem Ruhestand ausfallen kann, zeigt
© SIMON JARRATT/CORBIS
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