wirtschaft und weiterbildung 1/2019 - page 56

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wirtschaft + weiterbildung
01_2019
Dabei sollte man auf kontextunabhängige
Fähigkeiten setzen wie Neugier, emotio-
nale und soziale Intelligenz, Imagination
und das Erkennen von bisher nicht wahr-
genommenen Problemen. „Als Kinder
hatten wir alle diese Fähigfkeiten, in der
Schule haben wir sie dann verloren.“ Um
überhaupt für ein lebenslanges Lernen
motiviert zu sein, brauche es die Leiden-
schaft eines Entdeckers. „Wir brauchen
kein Engagement der Mitarbeiter, sondern
ihre Leidenschaft“, so der Amerikaner.
Alle sprechen von Innovationen. Doch
wie sieht die Realität aus? Sieben von
zehn neuen Produkten scheitern, resü-
miert Alexander Osterwalder, weltweit
gefragter Innovationsberater und Erfinder
des Business Model Canvas, einer welt-
weit millionenfach genutzten visuellen
Methode zur Entwicklung neuer Ge-
schäftsmodelle. Es brauche daher min-
destens 250 Projekte, um ein Multimilli-
onengeschäft erfolgreich zu etablieren.
Unternehmen bräuchten eine Kultur, in
der Platz ist zum Experimentieren und
Scheitern. Amazon-Chef Jeff Bezos habe
das mit seiner Aussage auf den Punkt
gebracht: Innovation und Scheitern sind
wie untrennbare Zwillinge. Dabei sei es
ein Mythos zu glauben, dass Innovati-
onen immer teuer sind. 5000 Dollar ge-
nügten, um zu erforschen, ob eine Idee
genug Potenzial hat, um weiterentwickelt
zu werden.
Osterwalder prophezeit gewaltige Um-
wälzungen. „Branchenanalysen sind
tot“, behauptete der Innovationsexperte.
Die erfolgreichsten Unternehmen seien
heute nicht auf eine Branche beschränkt.
So verkaufe Apple Soft- und Hardware,
sei Content Provider und im Einzelhan-
del tätig. Wer heute noch in Branchen-
kategorien denke, werde nicht überle-
ben. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür,
Dieses Jahr feierte das „Global Drucker
Forum“ sein zehntes Jubiläum – mit rund
doppelt so vielen Teilnehmern wie bisher
und an einem noch prächtigeren Ort. Tau-
send Teilnehmer lauschten den hochkarä-
tigeren Rednern in der Wiener Hofburg.
Das diesjährige Thema: „Management.
The Human Dimension“.
„Der Mensch ist der Treiber für Wachs-
tum“, eröffnete die Moderatorin Tatyana
Mamut die Veranstaltung. „Heute kehren
wir zu der menschlichen Dimension zu-
rück, denn sie ist essenziell für Wachs-
tum.“
Die Exzesse des Kapitalismus
bekämpfen
Diesmal war die Liste der renommierten
Speaker besonders lang. „Wir müssen
den Liberalismus wiederherstellen und
die Exzesse des Kapitalismus bekämp-
fen“, forderte zum Beispiel Jean-Domi-
nique Senard, CEO der französischen Mi-
chelin Group. „Wir brauchen sichere und
angemessene Lebensbedingungen für
alle.“ Der Michelin-Chef berichtete über
die intensiven Bemühungen seines Un-
ternehmens, seine 125.000 Mitarbeiter zu
„empowern“. Man habe zwar Fortschritte
gemacht, aber eine kulturelle Revolution
sei nicht einfach.
„Die meisten Innovationen werden von
der Kultur geblockt“, warnte auch John
Hagel, Co-Chairman des Deloitte Center
for the Edge. Vieles sei daher nur Innova-
tionskomödie. Sein Rat: „Lassen Sie Ihre
Kultur nicht einfach geschehen, entwi-
ckeln sie sie gezielt.“ Wir müssten über
Arbeit neu nachdenken und dabei vor
allem Mitarbeiter weiterbilden, so Hagel.
„Die menschliche Seite
neu entdecken“
RÜCKBLICK.
Beim 10. Global Drucker Forum in Wien diskutierten Managementexperten,
Wissenschaftler, Berater und Topmanager über die Bedeutung und die Rolle des
Menschen in Organisationen. Es ging aber auch um die gesellschaftliche Verantwortung
von Unternehmen in Zeiten der Digitalisierung.
Foto: GPDF / Gerry Mayer-Rohrmoser
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