wirtschaft + weiterbildung
07/08_2017
15
len profitieren. Online oder nicht – ist für mich keine Glau-
bensfrage. Es geht darum, die bestmögliche Lernerfahrung zu
gestalten und zwar passend für die jeweiligen Karrierephasen
und die sind beim Executive MBA anders als beim Vollzeit-
MBA, wo viele Teilnehmer einen Karrierewechsel anstreben.
Ihr Mitbewerber, die IE Business School in Madrid, hat vor
kurzem mit dem Wow-Room ein neues virtuelles Klassen-
zimmer vorgestellt. Befürchten Sie nicht, dass Iese in Sachen
Online-Unterricht den Anschluss verliert?
Heukamp:
An einem virtuellen Klassenzimmer arbeiten wir
auch längst. Ich sehe auch gute Einsatzmöglichkeiten für das
Online-Lernen im Vollzeit MBA. So eignen sich Online-Kurse
zum Beispiel gut für die Wissensvermittlung und man kann
sein Lerntempo selbst bestimmen. Die Zeit, die man dadurch
im Unterricht spart, lassen lässt sich dann für Diskussionen
nützen. Ich schätze, dass in den nächsten Jahren vielleicht
zehn Prozent der Studieninhalte, die bisher im Klassenzimmer
unterrichtet werden, auf einer internen Online-Plattform ver-
mittelt werden. Aber dadurch wird das Studium nicht kürzer,
sondern intensiver.
MBA-Programme werden generell kürzer. Dagegen halten Sie
am zweijährigen Vollzeit-Studium fest. Warum?
Heukamp:
Es gibt einfach weiter eine hohe Nachfrage. Bei uns
sind die Bewerberzahlen sogar gestiegen und wir haben im
letzten Jahr eine fünfte Sektion eingeführt, also die Klassen-
größe insgesamt von 280 auf 350 Studenten erhöht. Unser Pro-
gramm dauert 19 Monate und die meisten brauchen diese Zeit
auch, weil sie einen Karrierewechsel planen, und dafür ist vor
allem auch das Internship wichtig.
In welchen Branchen landen die Absolventen?
Heukamp:
24 Prozent der letzten Klasse sind ins Consul-
ting gegangen, 18 Prozent in den Finanzbereich und 58 Pro-
zent sind im Corporate Sektor gelandet und hier vor allem
im E-Commerce und Technologiebereich, aber auch in der
Konsumgüterindustrie und Einzelhandel. 2016 hat Amazon
die meisten Absolventen rekrutiert.
Wie sehen Sie die deutsche MBA-Nachfrage?
Heukamp:
Im Vollzeit-MBA kommen knapp drei Prozent un-
serer Studenten aus Deutschland, beim Global Executive MBA
sind es 15 Prozent. Beim Vollzeit-MBA sehe ich in Deutschland
derzeit keinen großen Wachstumsmarkt schon allein aufgrund
der Konkurrenz zu den Bologna-Master-Programmen, für die
man im Gegensatz zum MBA in der Regel keine Berufserfah-
rung braucht. Potenzial sehe ich beim Executive MBA, aber vor
allem bei den Teilnehmern, die sich aufgrund ihrer Privatinitia-
tive für das Studium entscheiden. Vonseiten der Unternehmen
wird es da wohl eher weniger Nachfrage geben.
Interview: Bärbel Schwertfeger
Abschlussfeier.
Die MBA-Absolventen des Jahrgangs 2015
der Iese Business School bereiten sich auf ihre „Graduation
Ceremony“ vor.