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wirtschaft + weiterbildung
07/08_2017
aktuell
Foto: BMAS Werner Schuering
NEUE INITIATIVE
Nahles ruft zu Innovationen
in der Weiterbildung auf
COACHING-VORDENKER
Der Coaching-Vordenker John
Whitmore ist tot. Der Brite
starb Ende April, wie sein
Beratungsunternehmen Per-
formance Consultants Inter-
national Anfang Mai mitteilte.
Whitmore entstammte einer
Adelsfamilie, legte aber Wert
darauf, „einfach nur John“ zu
sein, wie es im Online-Nachruf
des British Racing Drivers‘ Club
heißt. Whitmore legte eine schil-
lernde Karriere hin – zunächst
als Autorennfahrer, weshalb
er in Anspielung auf seinen
Adelstitel den Spitznamen „The
Racing Baronet“ („der Rennfah-
rer-Baronet“) bekam. Mitte der
1960er-Jahre orientierte Whit-
more sich neu und gelangte
über Umwege zum Coaching.
Er gründete sein Beratungsun-
ternehmen und wurde vor allem
durch sein in den 1980er-Jah-
ren entwickeltes „Grow“-Modell
bekannt. Neben seiner Berater-
tätigkeit schrieb Whitmore fünf
Bücher über die Themen seines
Lebens: „Leadership“, „orga-
nisationale Veränderungen“ –
und „Sport“. Das bekannteste
seiner Bücher ist „Coaching
for Performance“ (siehe Bild),
von dem er laut Angabe seines
Beratungsunternehmens eine
Million Exemplare in 23 Spra-
chen verkaufte. Der 79-jährige
„Pate des Coaching“, wie ihn
seine Beraterkollegen nennen,
starb nach Angaben des British
Racing Drivers‘ Club nach meh-
reren Schlaganfällen.
John Whitmore ist gestorben
Mit einer neuen Initiative will Bundesar-
beitsministerin Andrea Nahles die betrieb-
liche Weiterbildung zukunftsfähig machen.
Sie hat nun ein neues Element ihrer soge-
nannten „lernenden Arbeitspolitik“ ange-
kündigt. Dabei setzt die SPD-Politikerin auf
den Ideenaustausch mit der Wirtschaft: Sie
will Unternehmen dazu ermutigen, neue
Arbeitsweisen auszuprobieren. Die Digitali-
sierung biete vor allem Chancen, kommen-
tierte Nahles die Initiative, und dabei seien
die Betriebe gefragt: „Viele Unternehmen
erproben bereits neue Formen der Arbeits-
gestaltung“, erläuterte Nahles. „Deshalb
möchte ich betriebliche Lern- und Experi-
mentierräume fördern.“
Wie ein Vorstoß in diese Richtung ausse-
hen kann, zeigt ein aktueller Vorschlag,
den Telekom-Personalvorstand Christian
Illek im Juni gemeinsam mit Nahles vor-
gestellt hat. Die Idee: ein nationales Bil-
dungsteilzeitkonzept, das sich als Präven-
tionsmodell in erster Linie an Menschen
richtet, deren berufliche Tätigkeit durch die
Digitalisierung bedroht ist. Das sogenannte
„Deutschland-Modell“ der Telekom soll
ähnlich wie das Altersteilzeitmodell funk-
tionieren: Der Beschäftigte reduziert seine
Arbeitszeit auf durchschnittlich die Hälfte
und erhält 80 Prozent seines Jahresbrutto-
gehalts. Finanzieren sollen das Zuschüsse
der Unternehmen (zehn Prozent) und des
Staats (20 Prozent). Zusätzlich sollen die
in sogenannten Lebensarbeitszeitkonten
angesparten Zeit- oder Wertguthaben für
die Qualifizierung genutzt werden. Die
Dauer der Bildungszeit könne voraussicht-
Andrea Nahles.
Die
Arbeitsministerin
hat eine Initiative
für Experimente in
der Weiterbildung
gestartet.
Bestseller.
John Whitmores
berühmtestes Buch „Coaching
for Performance“ verkaufte
sich rund eine Million Mal.
lich über einen Zeitraum von ein bis vier
Jahren gehen, teilte die Telekom mit.
Diese Bildungsteilzeit sollen nach Vorstel-
lung der Arbeitsministerin und der Telekom
alle Mitarbeiter in Unternehmen beantra-
gen können, die mindestens fünf Jahre
lang im Betrieb beschäftigt sind. Bei erfolg-
reichem Abschluss der Weiterbildung soll
der Mitarbeiter sogar eine von den Sozial-
partnern zu verhandelnde langfristige Job-
garantie bekommen.