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wirtschaft + weiterbildung
07/08_2017
Fotos: Iese
INTERVIEW.
Der Deutsche Franz Heukamp ist seit Ende
2016 Dean der Iese Business School in Barcelona.
Im Interview spricht er über den deutschen Markt, den
Online-MBA und das neue Trendziel Afrika. Die Iese
gehört zu den führenden europäischen Business Schools.
Im FT-Ranking 2017 erreichte Iese weltweit Platz 1
bei den maßgeschneiderten Programmen für einzelne
Unternehmen (customized programs).
Seit 2015 hat Iese auch einen Campus in München und bietet
hier Executive Education an. Was sind Ihre Ziele?
Franz Heukamp:
Seit wir 2005 das erste Advanced Manage-
ment Programm in München angeboten haben, sind wir enorm
gewachsen, haben Wurzeln geschlagen und eben vor zwei Jah-
ren diesen schönen Campus eröffnet. Zahlreiche Konzerne wie
auch Mittelständler arbeiten inzwischen mit uns. Dies wollen
wir weiter ausbauen und bei noch mehr Unternehmen als ver-
lässlicher lokaler Partner, Ideenentwickler und Referenzpunkt
im Management wahrgenommen werden. Wir planen vor
allem, mehr firmeninterne Programme durchzuführen.
Was ist eigentlich aus dem World MBA geworden, den Iese
bereits 2016 zusammen mit der Ceibs in Shanghai starten
wollte?
Heukamp:
Der liegt derzeit auf Eis. Allerdings haben wir
unsere Zusammenarbeit ausgebaut. So können die Teilneh-
mer unseres Global Executive MBAs bei den Wahlmodulen
auch Angebote der Ceibs belegen und umgekehrt. Insgesamt
bietet jede Schule drei Wahlmodule an. Dazu gehört auch
das Modul „Africa: Past, Present and Future“ der Ceibs in
Ghana. Da können unsere Studenten gemeinsam mit den
Studenten der Ceibs teilnehmen. Das ist natürlich noch ein
Unterschied zum World Executive MBA, bei dem die Klasse
von Anfang an gemischt sein soll. Aber das Afrika-Modul ist
bei unseren Teilnehmern recht gefragt.
„Die bestmögliche
Lernerfahrung bieten“
Ist Afrika der neue Trend?
Heukamp:
Zumindest stößt es auf großes Interesse. In un-
serem Vollzeit-MBA bieten wir seit vier Jahren ein zweiwö-
chiges Wahlmodul in Kenia an. Eine Woche sind die Stu-
denten dabei an unserer Partnerschule, der Strathmore Busi-
ness School in Nairobi, besuchen Kurse mit den dortigen
MBA-Studenten und eine Woche arbeiten sie mit einem klei-
nen Unternehmen in einem Beratungsprojekt, das sie aber
schon zwei Monate in Spanien vorbereitet haben. Das läuft
sehr gut. Von den Wahlmodulen, die wir in New York, Sao
Paulo, Shanghai und Nairobi anbieten, ist das in Nairobi der-
zeit am beliebtesten. Im Januar waren 64 MBA-Studenten in
Kenia. Beworben hatten sich etwa doppelt so viele.
Immer mehr Top-Schulen bieten Online-MBAs an. Wann
startet Iese damit?
Heukamp:
Wir planen kein reines Online-Programm. Unser
Ziel ist es, den besten hybriden Executive MBA und Vollzeit-
MBA anzubieten und die Lernmöglichkeiten durch Innovati-
onen kontinuierlich zu verbessern. Bei unserem Global Execu-
tive MBA ist bereits fast die Hälfte des Unterrichts online und
das funktioniert hervorragend. Aber es gibt auch Präsenzpha-
sen. Es wäre kein Problem, den Online-Anteil noch zu erhö-
hen. Wir haben sowohl die Erfahrung als auch die Technologie.
Aber wir glauben, dass das Programm dadurch nicht besser
wird, weil die Teilnehmer eben stark von den Präsenzmodu-
Franz Heukamp.
Der Professor wurde 1973
in Olpe geboren. Er hat einen Abschluss als
Diplom-Ingenieur an der TU München und
als Ingenieur Civile der École des Ponts et
Chaussées (Paris) sowie einen PhD vom
Massachusetts Institute of Technology.