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wirtschaft + weiterbildung
04_2017
der Interaktion des Lernenden mit dem
Computer oder im Internet untersucht.
Jetzt durchdringe die Digitalisierung den
gesamten Bildungsprozess und man er-
kenne zusehends, wie der Bildungspro-
zess im Ganzen profitieren könne – von
der Entwicklung der Bildungsangebote,
der Teilnehmergewinnung, der Durchfüh-
rung bis hin zu digital unterstützten Prü-
fungen und der Alumni-Arbeit. „Gerade
in dem Zusammenwirken der digitalen
Elemente in der Wertschöpfungskette,
die neu zusammenzusetzen ist, wird sich
vermutlich die Transformation zeigen“,
denkt Kerres. „Da kommen dann neue
Fragen auf, etwa wie Unternehmen Per-
sonalentwicklung, Wissensmanagement
und Kompetenzentwicklung in der digita-
len Welt zusammenbringen oder wie sich
die Kompetenzhistorie eines Menschen,
gegebenenfalls auch institutionsübergrei-
fend, abbilden lässt.“ Das Ganze liefe
auf cloudbasierte Dienstleistungen hin-
aus, die es uns ermöglichten, unabhän-
gig von sozialen oder organisatorischen
Grenzen unsere Kalenderdaten, Kontakte
und Fotos abzurufen. Das betreffe auch
die Möglichkeit, dauerhaft auf die eigene
Lernhistorie zuzugreifen.
Bald vom 3D-Drucker zum
4D-Drucker
„Die digitale Vermittlung ist meist die
einzige Möglichkeit für einen Wissens
transfer“, betont Dr. Sascha Peters, Ge-
schäftsführer und Inhaber von Haute
Innovation, einer Zukunftsagentur für
Material und Technologie. Er ist ebenfalls
Keynote Speaker auf der Selc und wird
einen Vortrag zum Thema „Material
innovationen wandeln die Gesellschaft“
halten. Peters ist Spezialist für Material-
wissenschaften und Materialinnovation.
Er sagt: „An Materialentwicklungen lässt
sich wunderbar gesellschaftlicher Fort-
schritt ablesen. Denn alles, was in der
Gesellschaft derzeit von Bedeutung ist,
wie zum Beispiel die Themen Nachhaltig-
keit, Energiewende oder Elektromobilität,
manifestiert sich an Materialfortschritten:
Surfbretter aus Pilzen, Laufschuhe aus
künstlich erzeugter Spinnenseide oder die
Energie-erzeugenden Autoreifen. Rund 70
Prozent aller Produktinnovationen basie-
ren auf neuen Materialien!“ Die digitale
Alle Prognosen, was die Digitalisierung
für die Arbeitswelt bedeutet, sollten mit
Vorsicht betrachtet werden, fordert Prof.
Dr. Michael Kerres, Inhaber des Lehr-
stuhls für Mediendidaktik und Wissens-
management an der Universität Duis-
burg-Essen. „Die überwiegende Zahl aller
Prognosen hat sich als schlicht falsch her-
ausgestellt.“ Aber es sei schon aufregend,
wie wir bereits heute erkennen könnten,
wie sehr die Weiterbildung durch die Di-
gitalisierung herausgefordert werde. Es
deuten sich laut Kerres neue Optionen
an, die die Wertschöpfung von Bildungs-
prozessen erhöhen – und das, ohne den
traditionellen Face-To-Face-Unterricht in-
frage zu stellen!
Vieles läuft auf cloudbasierte
Lösungen hinaus
Kerres ist Keynote Speaker auf der „Swiss
E-Learning Conference“ (Selc), der 8.
Konferenz für E-Learning, Wissensma-
nagement & Personalentwicklung. Er
wird zum Thema „Die Digitalisierung
durchdringt den gesamten Bildungspro-
zess“ sprechen. Der Wissenschaftler be-
schäftigt sich seit Jahren mit digitalem
Lernen an Universitäten und in den Un-
ternehmen. „Das Thema rückt immer
mehr in das Zentrum strategischer Über-
legungen und ist nicht mehr das Thema
einzelner Akteure – die Bedeutung für
die Zukunft ist erkannt“, freut sich Ker-
res. „Gleichwohl spüren wir auch eine
gewisse Unsicherheit, wie man sich als
Organisation im Ganzen der digitalen
Transformation widmen soll.“ Bislang
würden vor allem die Chancen des di-
gitalen Lernens im Klassenraum, in
Digitalisierung durchdringt
den ganzen Bildungsprozess
SWISS E-LEARNING/PERSONAL SWISS.
Die 8. Swiss E-Learning Conference findet
in diesem Jahr vom 4. bis 5. April in Zürich statt – zeitgleich mit der großen Züricher
Personalmesse „Personal Swiss“. Beide Veranstaltungen, die in unmittelbarer
Nachbarschaft durchgeführt werden, glänzen mit attraktiven Keynote Speakern.
Michael Kerres.
Der Forscher gilt als „der“
Experte für die Entwicklung medienge-
stützter Lernangebote.
Foto: Uni Duisburg-Essen