wirtschaft + weiterbildung
04_2017
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(IFIDZ), Frankfurt, „das A und 0 jedes
erfolgreichen Messebesuchs“. Das heißt,
die Besucher sollten sich zu Hause bereits
überlegen: Mit welchen Zielen fahre ich
beispielsweise zur Cebit? Um danach ent-
scheiden zu können, ob wir unsere Daten
in eine Cloud auslagern? Um danach zu
wissen, welches CRM-System wir als Mit-
telständler kaufen sollten? Oder: Um mir
einen Überblick über die Lösungsansätze
im Bereich „digitale Transformation von
Unternehmen“ zu verschaffen?
Danach können sie entscheiden, welche
der 3.000 Aussteller und 2.000 Vorträge
beispielsweise auf der Cebit sie besuchen
– entweder im Vorfeld zu Hause am PC
oder vor Ort, indem sie sich nach der An-
kunft mit dem Messekatalog zunächst in
eine ruhige Ecke setzen und ihren Messe-
besuch planen.
Das ist, so Liebermeister, besser, als
ziellos loszulaufen. „Dann landet man
gewiss bei den falschen Ausstellern und
Vorträgen und denkt auf der Heimreise:
‚Das war doch mal wieder alles für die
Katz‘“, so Liebermeister.
Messen werden aber auch von Arbeits-
losen oder wechselwilligen Angestellten
genutzt, um potenzielle Arbeitgeber zu
identifizieren. Alexander Walz, Geschäfts-
führer der Personalberatung Conciliat,
Stuttgart, bläst zunächst seine Backen
auf und lässt dann langsam die Luft ent-
weichen, als ihm die Frage gestellt wird:
Was sollten Stellensucher tun, damit der
Messebesuch für sie erfolgreich wird?
Denn für ihn sind solche Events wie die
Cebit und die Hannover Messe nicht der
Ort, um sich aktiv zu bewerben. Denn
die Aussteller investieren keine fünf-,
sechs- oder gar siebenstelligen Beträge in
ihre Stände, um neue Mitarbeiter zu re
krutieren, sondern neue Kunden und Auf-
träge zu gewinnen. „Und wenn mir als
Standmitarbeiter jemand in diesem Um-
feld seine Bewerbungsmappe rüberschie-
ben würde, dann würde ich denken: Der
hat’s aber nötig“ – insbesondere in einer
Zeit, in der offene Stellen für ITler und
Ingenieure keine Mangelware sind und
Stellensucher deshalb nicht nach jedem
Strohhalm greifen müssen.
Für Walz ist die Cebit und die Hannover
Messe primär ein Ort, an dem sich be-
rufserfahrene ITler und Ingenieure, die
eine neue berufliche Perspektive suchen,
und Studenten, die kurz vor dem Examen
stehen, darüber informieren können: Wer
könnte für mich – außer den allgemein
bekannten Namen – eventuell ein interes-
santer Arbeitgeber sein – „um sich nach
der Messe dort zu bewerben“. Schließlich
gibt es gerade im IT-Sektor in Deutsch-
land sehr viele Nischenanbieter und inte-
ressante Start-ups.
Etwas anders sieht es bei den Konferen-
zen aus, die im Rahmen der Cebit und
Hannover Messe stattfinden. Dort kann
man durchaus Entscheider treffen, sei es
als Besucher oder Referent, die gute Tür-
öffner in Unternehmen wären. Mit diesen
sollten Stellensucher zunächst das fach-
liche Gespräch suchen, um dann gegen
Ende beispielsweise zu sagen: „Das, was
Sie mir über Ihr Unternehmen und seine
Arbeit erzählt haben, klingt sehr interes-
sant. Eine solche Herausforderung reizt
auch mich. Darf ich Ihnen meine Bewer-
bungsunterlagen senden?“ Die Empfeh-
lung des Personalberaters lautet also: Erst
mal einen Kontakt und eine Beziehung
zum Gegenüber aufbauen, statt ihm so-
gleich eine Bewerbungsmappe in die
Hand zu drücken.
Lukas Leist
Foto: drserg / shutterstock.com
„Die Fahrt zur Messe ist kein Betriebsausflug und
die Gespräche dort sind keine Kaffeekränzchen.
Aussteller haben präzise Ziele.“
Peter Schreiber