wirtschaft und weiterbildung 11-12/2016 - page 57

wirtschaft + weiterbildung
11/12_2016
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Deutscher Rednerpreis 2016.
Von links: Der ehemalige GSA-Präsident Prof. Dr.
Lothar Seiwert übergab den Preis an den „Focus“-Gründer Helmut Markwort.
Fußballlegende Paul Breitner hielt die Laudatio. Neben ihm steht der derzeitige
GSA-Präsident Martin Laschkolnig.
aber, so betonte Kohl, wir allein hätten
die Macht, zu entscheiden, was wir da-
raus machten. Es gebe die Möglichkeit,
in einer Auseinandersetzung mit diesem
Rucksack inneren Frieden zu finden. In
der Eliminierung der „Stärkefresser“ un-
serer Vergangenheit liegt laut Kohl unsere
große Chance. Daraus könne man Kraft
für den Alltag gewinnen.
Anschließend gewährte Kristine Pogge,
Inhaberin der Redneragentur „Podium“,
Einblicke in das fragile Gleichgewicht
der Zusammenarbeit zwischen Speaker,
Agentur und Kunde. Was tun, wenn die
Performance des Speakers nicht den Er-
wartungen des Kunden entspricht? Wel-
chen Grad an Professionalität muss ein
professioneller Vortragsredner mitbrin-
gen? Die Dos und Don’ts, die Pogge er-
klärte, orientierten sich an relativ einfa-
chen Parametern, die auch Bestandteil
anderer Tätigkeiten sind: Pünktlichkeit,
dem Kunden vor Ort auch vor und nach
dem Vortrag zur Verfügung stehen, gute
Vorbereitung (auf das individuelle Brie-
fing des Kunden eingehen) sowie eine
realistische Einschätzung der eigenen
Fähigkeiten. Nie sollten Vorträge auf
Schulenglisch-Niveau angeboten werden,
wenn ein Native Speaker gefragt ist.
Ein schon im Vorfeld viel diskutierter
Programmpunkt war die Keynote von
Körpersprache-Experte Stefan Verra.
Zum Thema „Was sagt mein Körper und
warum weiß ich nichts davon?“ lieferte
er einen unterhaltsamen Mix aus Fach-
wissen, Humor sowie enormer Bühnen-
Präsenz. Verra stellte als Erstes klar,
dass es nicht das eine Signal, die eine
Botschaft des Körpers gebe, aus der man
etwas hundertprozentig erkennen und
ableiten könne. Doch Körpersprache gebe
trotzdem viel preis, weil sie – im Gegen-
satz zu dem, was wir sagen – immer
vom Unbewussten gesteuert werde. Und
doch lasse sich unsere Körpersprache bis
zu einem gewissen Grad bewusst beein-
flussen. Folgerichtig appellierte Verra an
sein Publikum: „Entscheidet selbst, in
welcher Rolle Ihr wahrgenommen wer-
den wollt!“ Sympathisch oder potenziell
gefährlich? Kompetent oder verhuscht?
Schon Beinpositionen (breitbeinig oder
eng gekreuzt) oder eine vorgeschobene
beziehungsweise eingeknickte Hüfte ent-
schieden über den ersten Eindruck, der
als nonverbales Signal blitzschnell beim
Gegenüber ankomme.
Roman Szeliga in die Hall of
Fame aufgenommen
Der Galaabend blieb dieses Mal etwas
blass. Trotz einer deutlichen Programm-
straffung kam keine festliche Stimmung
auf. An Fußballlegende Paul Breitner lag
dies nicht: Er präsentierte seine Lauda-
tio für den „Focus“-Herausgeber Helmut
Markwort, der dieses Jahr von der GSA
mit dem „Deutschen Rednerpreis“ aus-
gezeichnet wurde, äußerst herzlich und
gewandt. Markwort selbst wurde seinem
Ruf als Medienprofi gerecht und hielt eine
sehr lange, aber pointierte und politisch
ambitionierte Rede. Abschied nehmen
mussten die Zuhörer von Professor Lo-
thar Seiwert, der nach sechs Jahren den
Stab des Rednerpreis-Managements an
Siegfried Haider übergab, der zukünftig
der Jury vorstehen und Preisträger vor-
schlagen wird.
Jedes Jahr wird ein besonders verdienter
Redner in die „Hall of Fame“ aufgenom-
men. In diesem Jahr war das der Business
Speaker Roman Szeliga, der für sein Le-
benswerk geehrt wurde. Als er die Bühne
betrat, hatte nicht nur er Schwierigkeiten,
Tränen zurückzuhalten. Laudator René
Borbonus und Comedian Carsten Höfer
musste nach diesem Auftritt alle Regis-
ter ziehen, um das Publikum wieder zu
„erden“. Insgesamt erlebten die Teilneh-
mer eine runde Convention mit lauten
und leisen Tönen, mit Glamour, Besinn-
lichkeit sowie viel Netzwerken und ge-
genseitigem Austausch in der Branche.
Im nächsten Jahr wird die Speaker Com-
munity zur Convention nach Salzburg
reisen, wo Martin Laschkolnig den Prä-
sidentschaftsstab an den in diesem Jahr
neu gewählten Peter Brandl übergeben
wird. Das Motto für 2017 steht schon
fest: „Reden. Macht. Sinn!“.
Dr. Petra Folkersma
Foto: Studio Hellhörig / Jochen Wieland
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