wirtschaft und weiterbildung 3/2015 - page 53

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03_2015
wirtschaft + weiterbildung
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Learntec 2015.
Es gab Gedränge bei den
„seriösen“ Ausstellern (Bild in der MItte)
und vorsichtiges Herantasten an die
„Spinnersuite“ (2. Bild von links). Für Auf-
merksamkeit sorgten 3-D-Animationen von
Maschinen (2. Bild von rechts) genauso
wie Dinosaurier im Rahmen der Aktion
„Schule und Learntec“.
Peter A. Henning, Mitglied des Kongress-
Komitees. In diesem Jahr traten mehr als
240 Referenten und Moderatoren in Kon-
gress und Messe auf. Jeder fünfte Vortrag
wurde auf Englisch gehalten.
Es geht auch ohne
Lernplattform
Den unerwarteten Ansturm von E-Lear-
ning-Einsteigern bestätigen auch viele
Aussteller. Große und kleine Mittelständ-
ler, die noch nie auf der Learntec gesich-
tet wurden, schickten entweder die Per-
sonalchefs, die E-Learning-Projektleiter
oder manchmal auch nur die Praktikan-
ten mit Einkaufslisten nach Karlsruhe.
Aus Ausstellerkreisen hieß es, dass die
Neulinge sehr gut vorbereitet waren und
ganz konkrete Probleme formulieren
konnten.
Allerdings stellte sich im Laufe von Ge-
sprächen dann doch heraus, dass den
Neuen das Grundverständnis fehlt. „Beim
E-Learning kann man leicht viele über-
flüssige oder zumnidest überdimensio-
nierte Produkte kaufen, wenn man vor-
her die eigene Lage nicht sorgfältig genug
analysiert hat“, warnte ein „alter Hase“.
Auf ein erfolgreiches Neugeschäft hoffen
deshalb besonders jene Aussteller, die
geübt darin sind, Beratungsleistungen zu
verkaufen. Einer von ihnen ist die Balog
& Co. GmbH aus Wehrheim, die sogar als
einer der ganz wenigen Aussteller „anbie-
terunabhängige“ Beratung anbietet. „Fin-
den Sie den Weg ins E-Learning, bevor
Sie teure Systeme anschaffen“, rät Balog-
Geschäftsführerin Sylvie Rumler. Sie emp-
fiehlt, mit einigen wenigen, interaktiven
E-Learning-Kursen ohne Lernplattform
(LMS) zu starten und sich langsam mit
einem kleinen Autorentool und einem
kleinen Berichtstool zur Erfassung der
Nutzerdaten an eine „zum Unternehmen
passende“ große Lösung heranzutasten.
Rumler berichtete, dass nicht nur ihr
Learntec-Stand mit dem Plakat „Einfach
und unkompliziert einsteigen“, sondern
auch ihr Forumsvortrag „Die LMS-Falle“
dafür gesorgt hätten, dass ihre Sichtbar-
keit auf der Messe diesmal besonders
groß war.
Trend zum video-based
Learning
Befragt nach „dem“ langfristigen Trend
im E-Learning antworten die meisten
Aussteller mit einem HInweis auf den
zunehmenden Einsatz von Lernvideos.
Für die Jugend sei die Video-Plattform
„Youtube“ schon die wichtigste Suchma-
schine. Informationen würden am liebs-
ten über Erklär-Filmchen aufgenommen
und darauf müssen jetzt offenbar die Pro-
duzenten von E-Learning-Content reagie-
ren. „Aber sich alleine am Computer ein
noch so informatives Video anzuschauen,
ist noch kein Lernen“, warnte Dr. Katja
Kantelberg, Diplompädagogin und Medi-
enpsychologin aus Ulm. Auf der Learntec
war sie Mit-Organisatorin der Sonderflä-
che „Spinnersuite“. Vom passiven Kon-
sum eines Videos bis zum tatsächlichen
Können sei es ein weiter Weg. Gelegent-
lich eingeblendete Lerntests seien nur ein
kleiner Schritt in die richtige Richtung. Es
fehlten konkrete Handlungsaufforderun-
gen an die Lerner und Diskussionsmög-
lichkeiten in einer Lerngruppe.
Kantelberg rät, Videos unbedingt in
Blended-Learning-Szenarien einzubauen.
Ein Rat, der im Rahmen der betriebli-
chen Weiterbildung in der Regel schon
befolgt wird (siehe auch Interview mit
einem Produzenten von Lernvideos auf
der nächsten Seite). Videos stoßen dort
an ihre Grenzen, wo es darum geht, kom-
plexere (technische) Systeme darzustel-
len. Auf der Learntec waren deshalb auch
Werkzeuge zur Herstellung dreidimensi-
onaler Simulationen von Maschinen und
Anlagen sehr gefragt.
Martin Pichler
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