03_2015
wirtschaft + weiterbildung
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Umfrage: Empfehlungen und Messen bringen Kunden
Das vom HRM Research Institute in Mannheim für Öster-
reich produzierte Fachmagazin „Personal Manager – Zeit-
schrift für Human Resources“
befragte 127 Personalentwickler österreichischer Unter-
nehmen und veröffentlichte im Herbst 2014 die Ergeb-
nisse unter dem Titel „Weiterbildungs- und Tagungs-Report
2014“. Dieser Report wurde im Sonderheft „Weiterbildung
aktuell – Das Nachschlagewerk für Personalentwicklung“
sowie auf den Netzwerkportalen HRM.at, HRM.de und
HRM.ch veröffentlicht.
Eine Fürsprache ist besser als tausend Vorsprachen
Eine der spannendsten Fragen der Studie lautete, wie
genau Unternehmen Weiterbildungsanbieter auswählen.
Die Antwort: Die meisten orientieren sich an den Empfeh-
lungen anderer Unternehmen (77 Prozent). Auf Platz zwei
landete die Aussage: „Wir besuchen Messen und informie-
ren uns über die Anbieter“ (23 Prozent). Weit abgeschla-
gen war das Assessment-Center (vier Prozent) als Mittel,
um gute Trainer zu finden. Keine Rolle spielte offenbar das
Internet. Diese Studie führt vor Augen, wie wichtig es ist,
mit Referenzen zu werben und sich an Messen zu betei-
ligen. Die gerade zu Ende gegangene Learntec bestätigt
dieses Ergebnis: Die Aussteller berichten, dass Neukun-
den sich auch lange nach der Messe nur deshalb bei ihnen
melden, weil sie als Anbieter im Messekatalog verzeich-
net seien. Am erfolgreichsten sei die Kombination Mes-
sestand plus Auftritt als Redner auf einem Messeforum.
Profis nehmen übrigens ganz im Sinne der Studie einen
Kunden als „Fürsprecher“ mit aufs Podium.
Woran erkennt man die Qualität eines Trainers?
Trainer und Akademien, die in die engere Wahl kommen,
werden laut Studie nach folgenden Kriterien genauer unter
die Lupe genommen:
1.
Die Qualität des Trainers (86 Prozent)
2.
Das didaktische und methodische Konzept der angebo-
tenen Weiterbildungen (70 Prozent)
3.
Das Preis-Leistungsverhältnis (63 Prozent).
Unter der Qualität des Trainers verstehen die Unterneh-
men in erster Linie den Praxisbezug, den er mit seinen
Inhalten bietet, und die Fähigkeit des Trainers, sich in das
Kundenunternehmen hineinzudenken. Besondere rhetori-
Weiterbildungs- und Tagungs-Report 2014.
Österreichische Unternehmen wurden gefragt, wie
sie ihre Trainer auswählen, welche Weiterbildungsinhalte besonders wichtig sind und welche
Rolle E-Learning und das informelle Lernen jetzt und in Zukunft spielen kann. Auch die Trainer in
Deutschland und der Schweiz können aus der Studie wertvolle Schlüsse ziehen.
Blick nach
Wien.
Österrei-
chische Exper-
ten erinnern
uns daran, wie
wichtig Empfeh-
lungen sind.
sche Fähigkeiten, Überzeugungskraft und Souveränität des
Trainers sind nicht so wichtig.
Erwartungen an die Trainer
Die befragten Unternehmen wurden aufgefordert, ihre
Erwartungen an die Trainer frei zu formulieren. Folgende
Wünsche wurden am häufigsten geäußert:
· Bereitet euch besser auf die Vorgespräche vor!
· Geht stärker auf die spezifischen Bedürfnisse des Unter-
nehmens ein!
· Liefert klar ausgearbeitete Lerninhalte ohne lange Vor-
und Nachbesprechungen!
· Übernehmt Verantwortung für die Umsetzung!
Diese Antworten zeigen eindringlich, dass die Unterneh-
men daran interessiert sind, dass Maßnahmen wirklich
maßgeschneidert werden. Standardseminare „etwas“ an
die jeweilige Branche anzupassen, reicht ihnen offenbar
nicht. Trainer sollten diese Befragungsergebnisse dazu
nutzen, für die Analyse- und Konzeptionsarbeit endlich eine
angemessene Bezahlung zu verlangen.
Gefragt wurde auch, welche Weiterbildungsformate derzeit
am häufigsten eingesetzt werden. Auf Platz 1 landete das
„eintägige Seminar“, auf Platz 2 das „mehrtägige Semi-
nar“ und auf Platz 3 das „Coaching“. Zum Schluss bietet
die Studie noch einen Hoffnungsschimmer für die E-Lear-
ning-Branche: Auf die Frage, welche Weiterbildungsformate
in Zukunft wichtiger werden, antworteten die Befragten an
erster Stelle mit „E-Learning“ (53 Prozent) und an zweiter
Stelle mit „informellem Lernen“ (50 Prozent).
Martin Pichler
Foto: Pichler