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PERSÖNLICH
_NETWORKING
personalmagazin 02/18
W
er eine passende Stelle
sucht, findet diese häufig
über Beziehungen. So war
es während einer mehr-
monatigen Kampagne auf der Startseite
von Xing zu lesen. Die Botschaft laute-
te: Wer hier sein persönliches Netzwerk
ausbaut, dem winken beste Karriere-
chancen. Die These, dass das berühmte
„Vitamin B“ bei der Besetzung von Stel-
len eine entscheidende Rolle spielt, ist
sogar statistisch nachgewiesen: Wie eine
Studie des Nürnberger Instituts für Ar-
beitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
zeigt, wird bundesweit jede dritte Stelle
auf diesem Weg vergeben.
Die Bedeutung von „Vitamin B“
Wenn Freunde, Bekannte oder Kollegen
Empfehlungen für interessante Jobs
geben, sind sie effektiver als die Pro-
fis der Arbeitsvermittlung: Über den
persönlichen Kontakt werden mehr Ar-
beitsuchende wieder in Lohn und Brot
gebracht als über die Bundesanstalt für
Arbeit. In Kleinbetrieben mit bis zu 50
Mitarbeitern findet das besonders häu-
fig statt: Hier wird beinahe jeder zweite
Mitarbeiter über Beziehungen rekru-
tiert, teilte das IAB mit.
Personalprofis wissen: Neben der
großen Bedeutung des persönlichen
Kontakts bei der Stellenbesetzung im
Mittelstand spielt das „Vitamin B“ gera-
de in der obersten Führungsebene eine
entscheidende Rolle. Auch mit zuneh-
mendem Alter wird es immer wichtiger.
So finden Führungskräfte der ersten und
Von
Volker Bienert
zweiten Ebene ab 50 Jahren in mehr als
der Hälfte aller Fälle durch persönliche
Kontakte zur neuen Stelle.
Berufliche und private Kontakte
Dabei spielt nicht nur das berufliche
Netzwerk eine entscheidende Rolle, son-
dern oft auch das private: Wer viele Kon-
takte im Beruf hat – auch außerhalb der
eigenen Firma – punktet meist damit.
Viele Menschen haben jedoch wenig be-
rufliche Kontakte außerhalb des eigenen
Unternehmens und nutzen deswegen
das private Netzwerk. Und hier können
die Zugänge vielfältig sein. Der engere
Freundeskreis, die Kollegen aus dem
Sportverein, Kontakte aus dem Golfklub
oder – manchmal einfach durch Zufall
– jemand, der jemanden kennt, der wie-
derum jemanden kennt.
Doch die Umsetzung ist nicht immer
ganz einfach: Gerade erfolgreiche Pro-
fessionals fühlen sich unwohl dabei,
andere um Rat oder Unterstützung zu
fragen. Sie befürchten, dass das als Zei-
chen von Schwäche bewertet wird und
outen sich deshalb nicht als „Arbeit su-
chend“. Völlig zu Unrecht: Schließlich
haben Jobwechsel vielfältige Ursachen.
Auch Entlassungen müssen keinesfalls
als Stigma empfunden werden, schließ-
lich können handfeste betriebswirt-
schaftliche Gründe dafür vorliegen, dass
ein Unternehmen Personal abbaut.
Wer Erfahrung und Know-how vor-
weisen kann, sollte selbstbewusst seine
Kontakte nutzen und diese wertvolle
Quelle anzapfen: Zuvor müssen jedoch
die Hausaufgaben für erfolgreiches Net-
working gemacht werden. Diese lassen
sich in fünf Schritte zusammenfassen:
•Schritt eins: Eine konstruktive Aus-
einandersetzung mit der aktuellen be-
ruflichen Situation und die Klärung des
eigenen Anteils daran.
•Schritt zwei: Die Erarbeitung einer
kurzen, realistischen und stimmigen
Neuorientierungsgeschichte, die er-
Persönliche Kontakte nutzen
KARRIERE.
Führungskräfte, die sich verändern wollen, scheuen sich oft, ihre Kontakte
anzusprechen. Ein Fehler, denn jede dritte Stelle wird über Beziehungen vergeben.
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