Immobilienwirtschaft 6/2019 - page 61

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Facility Services sind hochspezialisierte Dienstleister, die so gut wie alle anfallenden
Arbeiten abdecken. Das trägt auch zur Energieeffizienz bei, etwa durch Wartung der
Heizungs- und Klimaanlagen oder intelligentes Lichtmanagement.
der mehrere tausend Kunden in den Be-
reichen Service und Wartung betreut. Als
Beispiele nennt er das Auswechseln älterer
Klimaanlagen oder den Einbau effizienter
Wärmerückgewinnungssysteme.
Für die Kunden entwickelte ROM
Technik extra eine App für Bestands
gebäude, die eine schlanke zielgerichtete
Energieanalyse ermöglicht und sämtliche
Querschnittstechnologien erfasst. An-
hand geführter Menüs können die Daten
eingegeben werden. Die App weiß dabei,
welche Daten gebraucht werden. Manuell
erfasste Daten seien hingegen ungeeignet
für die Beurteilung der tatsächlichen Be-
triebsführung. Denn die Werte würden
nur die Summe der Verbräuche über einen
Zeitraumwiedergeben, ließen aber keinen
kausalen Zusammenhang zu. Einspar
potenziale würden erst gar nicht erkannt,
so Katzemich und Mehler.
Digitale Simulationen
stellen energetische
Alternativen dar
Caverion hat Teams für alle Teil
bereiche, also auch für Heizung oder
Lüftung. „Die Analyse kann durchaus er-
geben, dass ein bestehendes Heizsystem
ausreichend und effizient ist“, so Blassy.
Allerdings und gerade imBestandmüssten
diese oft gewechselt werden. Hier würde
dann ermittelt, ob neue Brennwerttechnik
die alte Niedertemperaturtechnik ersetzen
kann oder eine Wärmepumpe ausreicht.
Auch Blockheizkraftwerke (BHKW) als
Technologie der Kraft-Wärme-Kopplung
(KWK) könnten zum Einsatz kommen.
Grundsätzlich würden nur Technologien
verbaut, die sich auch ohne Förderung
rechnen. Photovoltaik falle deswegen raus,
während ein BHKW, wenn es denn zum
Nutzerprofil mit hohem Eigenverbrauch
passe, möglich wäre.
Fotos: Mobil in Time; ROM
»
Herr Hofmann, wie sehen Sie
derzeit die Erfolgschancen für
integrierte Facility Services?
Das
ist ein schwieriges Geschäft. Der
Service wird seit Jahren abgefragt,
aber nur in den seltensten Fällen be-
auftragt. Bei Vertragsgesprächen ist
das Interesse meist hoch, bei Verga-
begesprächen kommt dann schnell
die Frage auf, warum man für ein
Energiemonitoring einer Immobilie
20.000 Euro zahlen solle, wo man
nur mit etwa 2.000 Euro gerechnet
habe. Und das obwohl wir fast
immer aufgefordert werden, Verbes-
serungsvorschläge für die Ener
gieoptimierung einer Immobilie zu
machen. Selbst wenn wir einen ROI
von 1,5 bis zwei Jahren ausrechnen,
führt das nicht zur Beauftragung.
Was man will und was man macht,
weicht letztlich stark voneinander
ab. Und das bei Entscheidern, die
tagtäglich mit Millionen oder gar
Milliarden Euro umgehen.
Wie sähe aus Ihrer Sicht ein
perfekter integrierter Service für
Immobilien aus?
Ganz am Anfang
beginnen wir mit der Beratung.
Wichtig ist, wie man ein FM-Projekt
aufsetzt und dass es im Tagesbetrieb
funktioniert. In solche Konzepte
fließt alles mit ein: Personalstrecke,
Qualifikationen, Hausmeisterdienste,
Endkundenbetreuung, aber auch
Wartung, energetische Inspektion,
Energiemonitoring und Gewährleis­
tungsmanagement. Gerade das
ist wichtig, weil viele Gebäude
heute gar nicht richtig fertig gebaut
werden, auch wenn ein Großteil der
Mängel schnell zu beheben ist. Das
Konzept ist so transparent, dass alle
Firmen, die am Bau der Immobilie
beteiligt waren, ihre wesentlichen
Daten, also auch alle Fristen,
erkennen können. Das wiederum
erleichtert das Management der
Immobilie.
Wo geht die Reise für die Facility
Services hin?
Ein Trend am Markt
ist, dass Verwalter insbesondere bei
großen Immobilienfirmen wieder
mehr selbst umsetzen. Der andere
liegt in der Digitalisierung. Nicht
jetzt, aber in sieben bis zehn Jahren
erwarte ich hier einen großen Ent-
wicklungsschritt. Wir haben Zugriff
auf einen großen Datenbestand
und kennen die Immobilien in- und
auswendig. Aktuell sind wir dabei,
über einen Control Room genau
diese Daten zu sammeln und aufzu-
bereiten. In Zukunft wird das auch
die Nutzer, also Mitarbeiter oder Be-
wohner einer Immobilie, betreffen.
Wir sind dann nicht mehr nur für In-
frastruktur und Technik da, sondern
sehen genau diese Menschen als
unsere Kunden, die etwa Hemden
oder Blusen bügeln wollen, ein
Fahrrad reparieren oder einfach ein
Brötchen bestellen wollen. Genau
das können wir anbieten. Apps wie
Amazon Go machen es vor. Und
das wird wachsen wie verrückt.
Wir müssen unser Netz also weiter
ausspannen und alles, was sich die
Immobiliennutzer wünschen, mit
erledigen.
„Die Immobilie in- und
auswendig kennen“
INTERVIEW
Martin Hofmann, Leiter
Vertrieb Technischer Service
& Facility Management bei
ROM Technik, Hamburg
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