Immobilienwirtschaft 6/2019 - page 60

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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
ENERGIEEFFIZIENZ
Energieorientierte Facility Services –
wo sie sich lohnen
E
ine Form des energieorientierten inte-
grierten Facility Services ist in der Im-
mobilienbranche schon lange bekannt,
nur unter anderem Namen. Es nennt sich
Energiespar-Contracting. Der Contractor
verdient nur dann Geld, wenn die Kosten
für die Energiebelieferung für die Immo-
bilie nicht seine Honorare übersteigen.
Deswegen hat er ein Interesse daran,
die Energiebezüge durch Effizienzmaß-
nahmen wie Dämmen, optimierte An-
lagen oder Eigenenergieerzeugung so
gering wie möglich zu halten. Gelingen
kann das nur mit einem ganzheitlichen
und im besten Falle digitalen Ansatz, der
auf der einen Seite die Immobilie mit den
Bedürfnissen der Nutzer, auf der anderen
Seite die Energiemärkte und die dafür nö-
tige Technik im Auge hat.
Kundenimmobilien wer-
den nur selten energe-
tisch sinnvoll gesteuert
Durch Nutzungsänderungen, Um-
baumaßnahmen sowie Mieterwechsel
finden in Bestandsimmobilien oft die not-
wendigen technischenAnpassungen nicht
oder nur unzureichend statt. Darum ver-
schwenden Immobilien bereits nach kur-
zer Nutzungszeit Energie und Ressourcen.
Bei der Übernahme neuer Mandate
im Facility Management seien aufgrund
dieses Umstands fast immer Kosten
einsparungen von 15 bis 20 Prozent mög-
lich, schätzen Frank Katzemich, Head of
Center of Competence Energy &Sustaina-
bility bei Apleona HSG GmbH, und Jörg
Mehlis von der Hochschule Mittweida.
Zusammen leiten sie den Arbeitskreis
Energie des Branchenverbandes GEFMA.
Eine Digitalisierung der überwiegend
noch analogenGebäudetechnik würde die
Transparenz erhöhen, war bisher jedoch
teuer. Zudem sei die einfache Integration
sich das wie eine Art Building Information
Modeling (BIM) vorstellen, nur auf den
täglichen Gebäudebetrieb übertragen“,
so Blassy (s. dazu auch Immobilienwirt-
schaft 5/2019, S.63). Er nennt integriertes
Facility Management ein Gehirn, das die
Gewerke verschränkt und miteinander
arbeiten lässt.
Vor einer solchen Lösung steht erst
einmal eine Analyse der Immobilie und
deren transparente Darstellung. Erst dann
seien Prognosen über die Amortisation
der Maßnahmen möglich. „Das ist einer
der Trends im Facility Management: Erst
einmal Alternativen berechnen und zei-
gen, wie viel effizienter diese unter glei-
chen, plausiblen Randbedingungen sind
– und das mit Hilfe wissenschaftlicher
Methoden“, erklärt diese Vorgehenswei-
se Bruno Lüdemann, Leiter Forschung
und Entwicklung im Bereich Energie-
systeme und Simulation beim Facility-
Management-Spezialisten ROM Technik,
neuer Dienste aufgrund von Hersteller-
Abhängigkeit oft nicht möglich.
Apleona bietet dafür mit „Apleona
Ecosystem“ eine komplett cloudbasierte,
variable und digitale Umgebung, die den
Anschluss vieler externer und interner
datenbasierter Lösungen und Prozesse
sicherstellt. Durch die Digitalisierung der
wesentlichen Verbrauchs- und Volumen-
ströme im Gebäude werde die Transpa-
renz durch Echtzeitdaten und Betriebs-
führungsanalysen dramatisch verbessert.
In ein bis zwei Jahren, so Katzemich und
Mehlis, hätten sich die Kosten amortisiert.
Zudemgebe es eine öffentliche Förderung.
„Unser Ansatz erfasst deshalb alles,
was Energietechnik betrifft“, bestätigt
diese Methode Andreas Blassy, Head of
Digital & Energy Services beim Facili-
ty-Management-Spezialisten Caverion
Deutschland. Dazu gehören Heizung,
Lüftung, Klima und die Mess-, Steuer-
und Regeltechnik (MSR). „Man muss
Einsatz einer mobilen Heizquelle, hier mit Pellets betrieben, während einer Bestandssanierung.
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