Immobilienwirtschaft 2/2019 - page 60

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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
E-MOBILITÄT
Wächst zusammen, was zusammengehört?
W
er derzeit sehenwill, wie Immobilie
und E-Auto gut zusammenpassen
können, muss nachMannheimfah­
ren. Im Quartier Franklin, benannt nach
einer einstigenUS-Kaserne, sollen in zehn
Jahren 9.000 Menschen wohnen. Und alle
haben ein Recht auf ein E-Mobil, was im
Projekt fest integriert ist. Die Fahrzeuge
können via Carsharing bei der Verwaltung
des Quartiers gemietet, genutzt, wieder
abgestellt und geladen werden. Der größte
Teil des Quartiers besteht aus Neubauten.
Aber auch einige Bestandsgebäude wer-
den saniert. Nötig – und ohne das wäre
das E-Mobilitätskonzept nicht möglich
gewesen – waren neue Leitungen.
Ziel sei es, die Bewohner vom eige-
nen PKW zu entwöhnen, erklärt Oliver
Leicht vombetreuendenVerkehrskonzept
Franklin mobil. Deswegen stünden nicht
nur E-Autos, sondern auch E-Bikes und
E-Roller zur Verfügung. Die Finanzierung
erfolgt über eine Flatrate. Jede Wohnung
zahlt imMonat 39 Euro, was anderswo in
etwa dem Preis für einen Stellplatz ent-
spricht.
vom Bundesministerium für Wirtschaft
und Energie geförderte Projekt EMGIMO
betreut. Der Fokus dieser operativen Ge-
sellschaft der FirmenfamilieHammer liegt
auf Mehr-Mieter-Gewerbeimmobilien,
die tagsüber mittels Photovoltaik-Anlagen
Stromerzeugen. Dieser steht gleich für die
E-Mobile der Mieter zur Verfügung.
Ende November 2018 war der Kern
des ersten Pilotprojekts fertig, das mit
vielen Projektpartnern gestemmt wurde.
Am Frankfurter Ring 15 - 17 in München
gingen ein neues Zählerkonzept und eine
Photovoltaik-Anlage nach zwei Jahren
Vorlaufzeit an den Start. Mehrere dyna-
misch gesteuerte Ladepunkte folgen bald.
„Bei bis zu fünf Ladepunkten hat man
in größeren Immobilien in der Regel kein
Problem mit der Netzanbindung des Ge-
bäudes. Will man mehr, muss die Netz-
anbindung verstärkt werden. Das bedeu-
tet in unserem Fall einen Austausch des
Niederspannungshauptanschlusses“, so
Eine Mobilitätszentrale gleicht alle
Bestellungen ab und koordiniert sie bei
Überschneidungen miteinander. Der
Strom kommt von einer 400 Quadratme-
ter großen Photovoltaik-Anlage auf dem
Dach. Die Stellplatzquote konnte mittels
des Konzepts zudem auf 0,8 abgesenkt
werden und schont damit Bauland. Da-
mit sich das Projekt rentiert, müssen 30
Prozent der Bewohner mitmachen. Aber
auch für E-Mobilisten mit eigenem Fahr-
zeug gibt es Lademöglichkeiten nahe an
ihren Wohnungen.
Ohne Akzeptanz der
Bewohner rechnet sich
kein E-Mobilitäts-
Konzept im Quartier
Was im quasi jungfräulichen Quartier
Franklin problemlos zu installieren ist, er-
fordert im Bestand oft einen hohen Auf-
wand. Das weiß Matthias Grottke, der bei
der Münchner Hammer Real GmbH das
ÜBERSICHT
KOSTEN LADESÄULEN (NACH TYP)
Quelle: Deloitte, E-Mobility – Ladeinfrastruktur als Geschäftsfeld, Seite 5, Stand 3/2018
Smarte Ladebox Normalladesäule Schnellladesäule
Spannungstyp
AC
AC
DC
Ladeleistung
> 3,7 kW
11 oder 22 kW 50 kW
Hardware
700 €
2.500 €
15.000 €
Netzanschlusskosten
1.000 €
2.000 €
5.000 €
Genehmigung/Planung/
Standortbestimmung
500 €
1.000 €
1.500 €
Baukosten
500 €
2.000 €
3.500 €
Investitionskosten
(CAPEX)
2.700 €
7.500 €
25.000 €
Investitionsausgaben
pro Jahr (OPEX)
500 €
750 €
1.500 €
1...,50,51,52,53,54,55,56,57,58,59 61,62,63,64,65,66,67,68,69,70,...76
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