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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
REAL ESTATE TALK
Fotos: Agentur Bildschön
mehr als 50 Jahren. Aber erst jetzt gibt es
die notwendigen Rechenkapazitäten und
Datenmengen, um sie zu nutzen. Hätten
wir heute ein neues ERP-System, das sämt-
liche neuen Technologien abdeckt, würde
man die Branche sicher überfordern. In
fünf bis zehn Jahren ist das anders. Dann
muss jeder ein System bieten, an das alle
Kunden und Partner andocken können.
Haben Sie, Herr Schulmann, denn über-
haupt keinen First-Mover-Impetus?
Schulmann:
Klar haben wir den! Wir
wissen leider alle nicht, wann genau
die Zeit für eine bestimmte Sache ge-
kommen sein wird. Wir wollen es uns
natürlich auch erlauben können, mit
manchen Sachen zu früh da zu sein.
Das haben wir im ERP-Markt in den
letzten Jahren gut belegen können.
Wer, Frau Vieker, treibt im IT-Ökodrei-
eck: Kunden, Hersteller oder Partner?
Susanne Vieker:
Es ist nicht ein Einzelner
aus diesem Dreieck. Unsere Kunden etwa
wünschen sich zusätzliche Funktionali-
täten.Wir suchen gezielt aus, welche Start-
ups für unsere Kunden passen und welche
nicht. Der Drive kommt von allen Seiten.
Und wer bringt ihn auf die Straße, Herr
Dr. Westphal?
Dr. Christian Westphal:
Eine schwierige
Frage: Manchmal kommen technolo-
gische Entwicklungen auch zu früh. Am
besten ist man dem Markt nur eine Na-
senspitze voraus, sonst ist es schwer die
Kunden dafür zu begeistern. Wir müssen
laufend Überzeugungsarbeit leisten.
Was ist die Hauptschwierigkeit dabei?
Dr. Westphal:
Digitalisierung hat keinen
Stichtag wie die Euro Umstellung, die SE-
PA-Einführung oder zuletzt die DSGVO.
Für die Kunden entsteht weniger Druck.
Die PropTechs bekommen häufig nur über
uns Kundenzugang.Wennwir selbst über-
zeugt sind, treiben wir auch an, müssen
aber vorselektieren.
Sind Sie, Herr Schulmann, eher Treiber
oder Selektierer?
Nicolas Schulmann:
Ich bin vor allem
ein Freund offener Worte. Treiber sind
eindeutig die PropTechs. Wären wir die
Treiber, gäbe es diese ja gar nicht! Das
geht jetzt provokant gegen uns alle hier am
Tisch. Ich kenne ja auch Märkte, in denen
wir die Treiber sind. Das fühlt sich ganz
anders an als in der Wohnungswirtschaft.
Digitalisierung kennt keinen Stichtag
Worin liegen die Gründe dafür?
Schulmann:
ERP-Lösungen sind kom-
plexer als auf Einzelprozesse abgestimmte
PropTech-Lösungen. Dennoch sind wir
ERP-Hersteller die Gatekeeper, an denen
kein PropTech vorbeikommt. Wir haben
glücklicherweise auch diejenigenKunden,
die verstanden haben, dass Insellösungen
der Vergangenheit angehören müssen.
Gut, dass sich das Wort Ökosystem jetzt
endlich durchgesetzt hat. Und darin ist
die beste Schnittstelle keine Schnittstelle.
Doch das alles braucht noch seine Zeit.
Wie, Herr Dr. Westphal, stellen Sie denn
sicher, dass Sie heute nichts anbieten,
was erst in zehn Jahren amMarkt trägt?
Dr. Westphal:
Jede Entwicklung braucht
ihre richtige Zeit. Ein schönes Beispiel ist
die Künstliche Intelligenz, erfunden vor
In Kooperation mit
Real Estate Talk – ERP; Teilnehmer:
(von links) Jörg Seifert, Immobilien-
wirtschaft (Moderation); Susanne
Vieker, Haufe Group; Dr. Christian
Westphal, Crem Solutions; Nicolas
Schulmann, FIO Systems