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POLITIK, WIRTSCHAFT & PERSONAL
I
INTERVIEW
Foto: Bundesregierung/Sandra Steins
Wer ist in der Pflicht, sich dieser Pro-
bleme im Wohnungsmarkt anzuneh-
men?
Auf Bundesebene beobachten wir
Leerstände und die Zweckentfremdung
von Wohnraum sehr genau. Allerdings
haben die betroffenen Städte und Kom-
munen die notwendigen Instrumente, um
Leerstand und Zweckentfremdung von
Wohnraum zu bekämpfen.
Zurück zu Investitionen in den deut-
schen Immobilienmarkt aus dem Aus-
land. Aus welchen Gründen investiert
ausländisches Kapital in deutsche
Märkte?
Es sind nicht nur große Unter-
nehmen und große Fondsfirmen oder
Fondsunternehmen, es sind auch viele
Kleininvestoren, die in den deutschen
Markt investieren. Grund sind die sehr
guten Rahmenbedingungen. Das sollte
uns erstmal freuen. Wenn aber eine Im-
mobilie nur als Anlageobjekt gesehen
wird und nicht zur Vermietung gedacht
ist, dannwird es problematisch. Wir sehen
das überwiegend in Großstädten. Da gibt
es Investoren aus dem Ausland, die sich
ein, zwei oder drei Wohnungen in unter-
schiedlichen Städten kaufen, natürlich in
den angesagtesten Wohngegenden, und
diese nur an zwei Wochenenden im Jahr
nutzen.
Die Fed hat die Zinsen angehoben. Der
US-Markt ermöglicht auch kleineren
Anlegern im Fonds-Bereich mittlerwei-
le Renditen, die deutlich über denen
vergleichbarer Fonds in Deutschland
liegen. Wandert Kapital von in- und
ausländischen Anlegern bald in die
attraktiveren Renditen in den USA ab?
Die Transfers, die in den letzten Monaten
oder Jahren stattgefunden haben, sind
sehr begrenzt. Wären es große Volumina,
wäre ich in der Tat wegen möglicher Aus-
wirkungen, die ein schlagartiger Abzug
des Geldes zur Folge hätte, beunruhigt.
Aber das sehe ich momentan nicht. Es
Letztes Interview vor dem Ruhestand:
Zinsanstieg würde viel verändern
Herr Staatssekretär Adler, während Ih-
rer gesamten Amtszeit war Deutschland
bei ausländischen Investoren immer ein
interessanter Markt. In welchem Maße
gilt das noch?
Das Bundesinstitut für Bau,
Stadt- und Raumforschung, kurz BBSR,
beobachtet eher die großen Bestände auf
dem Wohnungs- und Immobilienmarkt.
In den letzten 15 Jahren gab es da durchaus
deutliche Schwankungsbewegungen und
unterschiedliche Investorentypen. Zum
Teil sind es Pensionsfonds, beispielsweise
aus Norwegen. Investitionen von Pensi-
onsfonds sind da eher ein beruhigendes
Signal, weil sie zumeist nicht hochren-
diteorientiert, sondern auf langfristige
Engagements aus sind und eher auf die
verlässliche, garantierte Rendite schauen.
Bei den kurzfris
tigen Engagements heißt
es aufmerksam zu sein, weil diese erfah-
rungsgemäß auf Renditemaximierung zie-
len. Dann in der bekannten Form, meist
zumNachteil derMieterinnen undMieter.
Inwiefern ist die Renditemaximierung
der primäre Preistreiber in den Hot-
spots der Metropolen? Im Zusammen-
hang mit der Mietpreisbremse wird die
Nutzung von Wohnraum durch Vermie-
tung an Touristen, beispielsweise über
Agenturen wie Airbnb, diskutiert.
Das
ist durchaus ein Thema, wobei das Miet-
recht imWesentlichen imZuständigkeits-
bereich des Justizministeriums liegt. Na-
türlich schauenwir uns diese Entwicklung
trotzdem sehr aufmerksam an. Mitunter
auch mit einer gewissen Sorge. Leerstän-
de oder nicht zum dauerhaften Wohnen
benutzte Wohnungen sind ein riesiges
Problem, besonders dort, wo der größte
Wohnraummangel herrscht. Gerade die
interessanten Wohnlagen haben naturge-
mäß die höchste Nachfrage von Airbnb-
Kunden. Das ist in Berlin so, das ist in
München so, das ist inHamburg so und in
anderen angespannten Wohnungsmärk
ten ebenfalls.
„Wird eine Immobilie nur
als Anlageobjekt gese-
hen, wird es problema-
tisch. Es gibt Investoren
aus dem Ausland, die sich
Wohnungen in Großstäd-
ten kaufen und diese nur
an zwei Wochenenden
im Jahr nutzen ...“