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4.2018
Programmiersprachen, verschiedene
Datenbankmodelle und so weiter. Die-
ses ganze System spricht nur über APIs
miteinander.
Was macht einen Technology Leader in
der Zukunft aus?
Schwan
: Technology Leader ist für uns
der digitale Facility Manager. Wir werden
digitaler FMler werden. Wir werden wirk-
lich unsere Systeme von Kunden adaptie-
ren lassen. Wir werden Prozesse installie-
ren. Denn wer damit umgehen kann, der
besitzt für mich Technologieführerschaft.
Schulmann:
Als Technology Leader im
Property Management sehe ich denjeni-
gen, der im Fokus der nächsten fünf Jahre
viele der aktuellen Probleme antizipiert,
sich deren Herausforderungen annimmt
und Lösungen dafür entwickelt.
Grellier:
Technology Leader sind für
mich Unternehmen, die genug Informa-
tionen und Daten besitzen, um Systeme
trainieren zu können. Denn nur so kön-
nen Prozesse extrem effizient gestaltet
werden.
Tisch und redet vernünftig miteinander,
wie so ein allgemeiner Standard aussehen
kann.
Grellier:
Manchmal – siehe denVideokas-
settenmarkt – setzt sich auch ein starker
Marktstandard gegen alle durch. Man
weiß nicht, wie es ausgeht.
Was müsste denn geschehen – jetzt
nicht zu klein gedacht –, um über den
gesamten Lebenszyklus einer Immo-
bilie einen Schnittstellenstandard zu
schaffen?
Grellier:
Das wäre im Moment nicht
handlebar wegen der Komplexität.
Schulmann:
Das sehe ich auch so.Was wir
aber durchaus überlegen könnten, wären
Schnittstellen für gewisse typische Wert-
schöpfungsbahnen. Nehmen wir mal an,
wir möchten für die Verarbeitung vonDo-
kumenten imWeb eine eigene Schnittstel-
le schaffen. Dann wäre es durchaus denk-
bar, dass die verschiedenen IT-Hersteller
ein strukturiertes Objektmodell erschaf-
fen. Dann bekommen die Dokumente
eine gewisse Typisierung wie Kaufvertrag,
Finanzierung et cetera. Auf verschiedene
Anwendungsfälle aufbauend könnte man
durchaus Universaldaten-Modelle schaf-
fen. Bloß gleich mit dem universellen All-
zwecktool anzufangen, das ist unmöglich.
Herr Schwan, das Facility Management
setzt ja große Hoffnungen auf BIM.
Aber auch dort sehe ich noch keinen
Standard.
Schwan:
Da gibt es Versuche, einen Stan-
dard zu kreieren. Langsam wird dieser
auch sichtbar – allerdings nur für den
Bauprozess. Doch dabei reden wir ledig-
lich über zwei Prozent der Immobilien
im jährlichen Neubau. Wir müssen aber
die nächsten 50 bis 70 Jahre noch mit den
Bestandsimmobilien arbeiten, die kei-
nen Standard haben. Warum bringen es
eigentlich Leute, die innerhalb des Web
unterwegs sind, nicht hin, Daten unter-
einander standardmäßig auszutauschen?
Grellier:
Die Standards müssen halt
immer wieder neu definiert werden.
Das ist systemisch. Es gibt verschiedene
Software-Hersteller und Portalbetreiber
haben sich auf einen Objekt-Standard
geeinigt. Der ist mittlerweile sogar in der
Schweiz, Österreich und anderen Ländern
erfolgreich. In der EUwird das in wenigen
Jahren wohl der Standard sein.
Schwan:
Okay. Wie gehen Sie dann mit
dem Thema BIM um? Beim Building In-
formation Modeling werden wieder ganz
neue Standards kreiert.
Schulmann:
Das Gleiche gilt aktuell auch
für das Smart-Home-Thema. Bevor man
sich auf einen Standard einigt, schlägt man
sich erst mal die Köpfe ein. Ich verstehe
auch nicht, dass unsere Branche da nicht
lernfähig ist. Es dauert immer erst ein paar
Jahre, bis man feststellt, dass allein keiner
stark genug ist, um seine Standards durch-
zukriegen. Erst dann setzt man sich an den
«
Moderation: Jörg Seifert, Freiburg
immobilien „Top Thema“
Die Teilnehmer des Real Estate Talks im
Video über künstliche Intelligenz, offene
Technologie und die Immobilie 4.0.
EXTRA:
VIDEO
„Ich kann auch Vorreiter
im Business sein, indem
ich gesetzliche oder
marktgetriebene Ent-
wicklungen antizipiere.“
Alexandre Grellier,
CEO Drooms