Immobilienwirtschaft 4/2018 - page 60

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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
AUFZUGSMARKT
Links: Das „cabin interface“
zeigt die Position der Kabi-
nen, die in einer Art Dauer-
schleife unterwegs sind.
Rechts: Der Thyssenkrupp
MULTI in Aktion
hat ein solch flexibles Transportsystem
namens MULTI in seinem Testturm in
Rottweil in Betrieb. In dem neuen Auf-
zugssystem feiert die Technik des Mag­
netschwebe-Schnellzugs Transrapid ihr
Comeback. Was bedeutet das?
Statt wie üblich die Aufzugskabinen
mit Seilen nach oben zu ziehen, fährt der
MULTI mit so genannten Linearmotoren.
Dadurch könnenmehrere Kabinen im sel-
benAufzugsschacht vertikal und horizon-
tal betrieben werden. Die Kabinen zirku-
lieren ganz wie bei einemU-Bahn-System,
aber innerhalb des Gebäudes. Durch die
Einsparung von Seilwinden und die Tat-
sache, dass die neue Technologie außer-
dem weniger und kleinere Schächte als
konventionelle Systeme benötige, soll
Bauherren bis zu 25 Prozent mehr Fläche
zur Verfügung stehen, die sich lukrativ für
Geschäfte und Wohnraum nutzen ließe,
verspricht Thyssenkrupp.
„Bei hohen Gebäuden sind die Auf-
zugsschächte der limitierende Faktor. Je
höher das Gebäude ist, desto größer ist
der Platzbedarf. Hier spielt der MULTI
einen seiner Vorteile aus“, betont Su­
shan Somasundaram. Der neue Aufzug,
der in einer Art Dauerschleife unterwegs
ist, lasse zudem alle 15 bis 30 Sekunden
Fahrgäste ein- und aussteigen – so sollen
Wartezeiten auf ein Minimum reduziert
und die Förderleistung um bis zu 50 Pro-
zent erhöht werden. Seinen nächsten Halt
legt der MULTI übrigens in Berlin ein: Im
East Side Tower, einem 140 Meter hohen
Bürogebäude nahe der Mercedes-Benz-
Arena, transportiert der Aufzug ab 2020
die Besucher.
DAS INTERNET DER AUFZÜGE
Der andere
Faktor, der die Aufzugstechnologie derzeit
bestimmt, ist die Digitalisierung oder bes-
ser gesagt das „Internet of Things“ – kurz
IoT. Unter IoT versteht man einfach for-
muliert die zunehmende Vernetzung von
Geräten bzw. Gegenständen des Alltags,
die mit eingebetteten Prozessoren, Sen-
soren und Netzwerktechnik ausgerüstet
sind. Alle großen Lifthersteller, aber auch
die kleineren haben entsprechende Lö-
sungspakete im Angebot. Damit soll der
Fahrtkomfort gesteigert werden, unnöti-
gesWarten der Vergangenheit angehören.
AGILE heißt das Paket von Thyssen-
krupp. Statt wie bislang auf die Pfeiltaste
nach oben oder unten zu drücken, um
sich einen Aufzug zu rufen, gibt man bei
Modellen der neuesten Generation sein
Ziel auf einem Touchscreen ein. Das da-
hinterliegende System berechnet mithilfe
von Algorithmen, welcher Aufzug für die
Fahrt am günstigsten ist. Hat man eine
Magnetstreifenkarte dabei oder verwen-
det eine entsprechende Smartphone-App,
kennt der Aufzug nicht nur das gewünsch-
te Ziel, sondern kann auch persönliche
Präferenzen berücksichtigen. Bei der
Kone-
Lösung „People Flow Intelligence“
lassen sich ebenfalls per App personali-
sierte Aufzugsrufe absetzen. Das soll bei-
spielsweise Rollstuhlfahrern dank ihres
vorher angelegten Benutzerprofils helfen,
die längere Türöffnungszeiten, mehr Platz
oder eine leere Kabine benötigen.
EIN BESSERES „FAHRSTUHL-ERLEBNIS“
Schindler wiederum stattet gerade den
Frankfurter Hochhausneubau Omniturm
mit Hochleistungsaufzügen und dem in-
telligenten Transitmanagementsystem
PORT aus. Dabei kommt auch myPORT
zum Einsatz: Mit der Lösung lassen sich
der Zutritt und der Weg durchs Gebäude
über das Smartphone steuern.
Die künftigen Bewohner der 147
Wohnungen können zudem entweder
über ein stationäres Terminal in derWoh-
nung oder die App auf dem Smartphone
mit Besuchern am Eingang per Videochat
kommunizieren. Mit einem Klick auf die
„Einladungstaste“ öffnen sie dann dem
Gast die Tür und stellen zugleich den Auf-
zug bereit, der den Besucher automatisch
in die richtige Etage fährt. Gäste der Büro-
mieter erhalten via Instant Messaging ei-
nen temporären Zugangscode, der sie erst
in die Tiefgarage und dann in die Zieleta-
ge bringt. „Mit der Schindler Doorshow
Fotos: Thyssenkrupp
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