70 KOLUMNE
Reitzenstein denkt an ...
... Fuck up!
Now!
Quelle: one line man/shutterstock.com
So genannte FuckUp Nights
boomen. Hier berichten Unter-
nehmer und Manager über ihr
Scheitern. Die Immobilienbranche
hat einen wichtigen Anteil an
der Volkswirtschaft, aber nur
einen geringen Anteil an den
Besuchern dort. Schade.
I
n „Amerika entstehen und vergehen die Vermögen unauf-
hörlich. Was für ein solches Volk zu befürchten ist, ist nicht
der Ruin einiger Individuen, der schnell wiedergutzumachen
ist, sondern die Untätigkeit und Schlaffheit aller. Die Kühnheit
in Unternehmungen ist der Hauptgrund seines schnellen Fort-
schritts, seiner Stärke und Größe. Jedes kühne Unternehmen
jedoch setzt das Vermögen dessen aufs Spiel, der es durch-
führt, und das Vermögen all derer, die sich ihm anvertrauen.
Die Amerikaner, die aus der kaufmännischen Verwegenheit
eine Art Tugend machen, können die Kühnen auf keinen Fall
verdammen. Daher zeigt man in Amerika eine eigentümliche
Nachsicht mit dem Bankrotteur.“
DIE SORGEN DES DR. TOCQUEVILLE
Ja, auf den ersten Blick schei-
nen dies Zeilen von jemandem, der jene Tugenden beschwört,
die Amerika groß gemacht haben, und nun ruft: „Make Ameri-
ca great again.“ Doch stammen diese Überlegungen nicht von
einem neoliberalen Vordenker. Auch nicht vom 45. Präsidenten
der USA, der selbst schon mehrfach am Rande des Bankrotts
die nachsichtige Regelung des Chapter 11 in Anspruch genom-
men hat. Sie stammen aus dem ab 1835 veröffentlichten Werk
„De la démocratie en Amérique“ von Dr. Alexis de Tocqueville.
Der Politiker und Publizist hatte – noch keine 30 Jahre alt
– die USA bereist und die Auswirkungen des dortigen demo-
kratischen Systems auf Gesellschaft, Politik und Verwaltung
studiert. In dem daraus entstandenen Werk lobte er vieles, was
er in den USA sah. Er warnte jedoch auch nachdrücklich vor
einigen Gefahren, insbesondere davor, dass eine Regierung sich
nicht auf die öffentliche Verwaltung beschränken könnte.
WER SCHEITERT, IST KEIN SCHÖNWETTERKAPITÄN
Konkret
fürchtete de Tocqueville, dass die Bürger schleichend ihrer
Eigeninitiative beraubt und sie zunehmend zu unmündigen
Privatleuten gemacht werden. Wenn die unmündigen Bürger
dazu degradiert werden, sich in immer größerem Maße um