IMMOBILIENWIRTSCHAFT 6/2017 - page 56

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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
ENERGIEEFFIZIENZ
seln der Fenster komme man jedoch nicht
vorbei. Auch Abwärme in Gebäuden wird
mit 0,0 bewertet und angerechnet. Planer
und Sanierer können theoretisch zwar im-
mer noch technologieoffen arbeiten. Doch
in der Praxis sind nur noch diese wenigen
Technologien zu empfehlen.
KWK OPTIMALE LÖSUNG
Zuerst zur KWK.
Seit Jahren diskutiert, am Markt aber bis-
her unauffällig sind die Brennstoffzellen.
Sie verwandeln handelsübliches Erdgas in
Strom und Wärme. Auf der ISH verkün-
dete Vaillant, immerhin Nummer zwei
der hiesigen Heizungsbauer, den Ausstieg
aus dem Geschäft. Viessmann hingegen,
Nummer drei hierzulande und weltweit
Technologieführer in Sachen Heizungs-
technik, wird die Brennstoffzelle weiter-
entwickeln, so wie andere Hersteller auch.
Unterstützt werden sie dabei von der Po-
litik. Die startete letztes Jahr ein bis 2026
laufendes Förderprogramm für den Ein-
satz von Brennstoffzellen in Immobilien.
Die andere Möglichkeit ist die der mo-
torenbasierten KWK. Sie ist in Deutsch-
land deutlich verbreiteter und ausgereifter
und kommt auch in Großimmobilien zur
Anwendung. Besonders inBestandsimmo-
bilien kann sie bei einer Sanierung der Kö-
nigsweg sein, da dieseGebäude einen gene-
rell höheren Wärmebedarf aufweisen. Au-
ßerdembenötigenBestandsimmobilien oft
höhereHeizwassertemperaturen, die durch
motorbasierteKWKproblemlos zurVerfü-
gung gestellt werden können. Ein weiteres
Plus liegt in der erforderlichen Dämmung
derGebäudehülle. Diese kann jedoch, siehe
oben, weniger stark ausgeführt werden. In
der Wirtschaftlichkeitsberechnung zu be-
achten ist, dass motorbasierte KWK recht
hohe Wartungskosten hat.
LÜFTUNG MIT RÜCKGEWINNUNG NÖTIG
Neue Immobilien sind dank EnEV gut
gedämmt und luftdicht. Solche Gebäude
funktionieren nur mit kontrollierter
E
gal, ob das GEGkommt oder nicht: Die
energetischen Anforderungen beim
Neubau und der Modernisierung von
Gebäuden werden sich auch zukünftig an
den übergeordnetenZielsetzungen der EU
und der Bundesregierung orientieren, den
Verbrauch fossiler Energieträger zu mini-
mieren und die Emission von Treibhaus-
gasen deutlich zu reduzieren. Denn das
EU-Ziel, festgelegt in der europäischen
Richtlinie über die Gesamtenergieeffizi-
enz von Gebäuden (Gebäuderichtlinie;
Richtlinie 2010/31/EU vom19. Mai 2010),
heißt: Spätestens nach dem 31. Dezember
2020müssen alle Neubauten als Niedrigst-
energiegebäude errichtet werden.
Wie also könnte die energetische
Bewertung von Immobilien in Zukunft
aussehen? Der Primärenergiefaktor wird
dabei eine herausragende Rolle spielen. Er
wird für Brennstoffe oder brennstofffreie
Technologien vergeben, die der Versor-
gung eines Gebäudes mit Strom, Wärme
oder Kühlung dienen. Mit einem hohen
Primärenergiefaktor, bezogen auf den
nicht erneuerbaren Anteil, sind Heizöl
oder Erdgas (beide 1,1) belegt, während
erneuerbare Technologien wie Holz (0,2)
oder Biogas (0,5) deutlich besser wegkom-
men. Erdwärme und Solarstrom werden
gar mit 0,0 bewertet. Bonuspunkte bei der
primärenergetischen Gebäudebewertung
werden bei höherer Energieeffizienz ge-
währt. Das gilt etwa für Anlagen der Kraft-
Wärme-Kopplung (KWK), deren erzeugte
Energie überwiegend vor Ort verbraucht
wird, oder aber für Lüftungsanlagen mit
Wärmerückgewinnung (siehe auch Inter-
view mit Sönke Seehaus).
„Die Blockheizkraftwerke (BHKWs)
haben einen sehr guten Primärenergiefak-
tor.Wenn ichdas nochmit einerPV-Anlage
kombiniere, erziele ich einen positivenBei-
trag zur CO
2
-Bilanz. Und ichmuss nicht so
viel dämmen“, schätzt das Iris Behr vomIn-
stitut Wohnen und Umwelt GmbH (IWU)
ein. UmeineDämmung und das Auswech-
Startklar für den Primärenergiefaktor
Das Gebäudeenergiegesetz
(GEG) scheiterte im März.
Dennoch: Immobilien wer-
den in Zukunft besonders
stark in Bezug auf den Pri-
märenergiefaktor der sie
versorgenden Energieträger
beurteilt. Die ISH 2017 zeigte
schon entsprechende Tech-
nologien.
»
Euro Zuschuss maximal
erhalten Antragsteller vom
Bundeswirtschaftsministerium
je eingebauter Brennstoffzelle
für stationäre Brennstoffzel­
lenheizungen in den Leis
tungs
klassen von 0,25 bis
5 kW elektrischer Leistung.
28
.
200
1...,46,47,48,49,50,51,52,53,54,55 57,58,59,60,61,62,63,64,65,66,...76
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