IMMOBILIENWIRTSCHAFT 6/2017 - page 59

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6.2017
Fotos: BWP; Entega
Herr Seehaus, der Primär-
energiefaktor wird in der
Zukunft bei der energetischen
Beurteilung eine größere Rolle
spielen. Welche Technologien
der Energieversorgung werden
dadurch bevorzugt, welche
benachteiligt?
Technologien
zur dezentralen Stromerzeugung,
beispielsweise KWK und Photo-
voltaik, gewinnen in Energiekon-
zepten zusätzlich an Stellenwert.
Erwartungen an Wärmepum-
penlösungen steigen. Eine neue
Regelung, nach der aus dem Netz
bezogene gasförmige Biomasse,
also Biogas, mit einem Primär-
energiefaktor von 0,6 bilanziert
werden darf, sofern diese in einer
KWK-Anlage genutzt wird, ver-
bessert die Rahmenbedingungen.
Denn die bisherige Bilanzierung
lag wie bei Erdgas bei 1,1. Der
gleiche Primärenergiefaktor von
0,6 darf auch bei Nutzung von
Erdgas als Brennstoff angesetzt
werden, wenn dieser in einer
KWK-Anlage verwendet wird, aus
der ein oder mehrere bestehende
Nachbargebäude mitversorgt
werden. Auch dies verbessert die
Rahmenbedingungen für dezen-
trale KWK-Konzepte, die bisher mit
0,7 bilanziert wurden.
Wie schätzen Sie die Anrech-
nung aus erneuerbarem Strom
im Energiemix einer Immobi-
lie ein?
Diese Möglichkeit wird
ausgeweitet. Das verbessert die
Rahmenbedingungen für Solar-
stromprodukte.
Was empfehlen Sie deswegen
Ihren Kunden?
Wir empfehlen,
das Blickfeld zu erweitern und
– anstatt das einzelne Gebäude –
das Quartier zu betrachten. Fast
immer bieten sich dann dezentrale
KWK-Lösungen in Kombination mit
Solarthermie- und PV-Konzepten
an. Auch Sole-Wasser-Wärme-
pumpensysteme können äußerst
effektiv – ohne sich auf Erdsonden
festlegen zu müssen – eingesetzt
werden. Ich denke hier an hybride
Solarkollektoren (die PV- und
Solarthermie-Technologie kombi-
nieren), „Kalte Wärmenetze“ und
an Batteriespeicher.
Sönke Seehaus,
Produktmanager
der ENTEGA AG
INTERVIEW
MIT SÖNKE SEEHAUS
„Bitte das Quartier betrachten!“
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