Immobilienwirtschaft 10/2017 - page 74

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VERMARKTUNG & MANAGEMENT
I
INTERVIEW
Quer- und Berufseinsteigern zurück. Un-
seren Statistiken zufolge bilden schon viele
Verwaltungen aus, aber eben oft auch nur
im Sekretariat. Das reicht nicht, ganz klar.
Was sind Schwerpunkte Ihrer künftigen
Aktivitäten jenseits des Besprochenen?
Heckeler:
Ein wichtiger Punkt ist, den
Mitgliedern dabei zu helfen, neue Ge-
schäftsfelder zu besetzen und unser Image
in der Außenwahrnehmung zu steigern.
Und das auch insbesondere vor demHin-
tergrund der Kundenstrukturen, die wir
haben. Wir wollen durch gute Öffentlich-
keit dafür Sorge tragen, dass Eigentümer
nur noch Verwaltungsbetriebe beauftra-
gen, die in einemunserer Landesverbände
Mitglied sind. Wichtig wird insbesondere
sein, die Vergütungsstruktur anzuheben.
Welche neuen Geschäftsfelder meinen
Sie?
Heckeler:
Wir haben durch das Bestel-
lerprinzip gesehen, dass sich das Thema
Mietverwaltung sehr stark ausgeweitet
hat. Und es ist völlig vernünftig, wenn
der Verwalter, der dem alten Mieter die
Schlüssel abnimmt und sie dem neuen
Mieter übergibt, auch den Vermittlungs-
prozess übernimmt.
Haase:
Wir sind uns im Übrigen sicher,
dass auch die Digitalisierung neue Ge-
schäftsfelder für den Verwalter bereithal-
ten wird.
Kann der Verwalter in Zukunft auch die
Heizkostenabrechnung übernehmen?
Tools dafür werden ja bald kommen
Heckeler:
Der Verwalter wird sich dem
nicht verschließen, und er ist grundsätz-
lich gut beraten, seine Vergütung vom Ei-
gentümer zu bekommen.
Kaßler:
Die Frage für den Verwalter ist
immer: Wo kann ich Kosten für meine Ei-
gentümer sparen? Wenn es Produkte am
Markt gibt, mit deren Hilfe ich das tun
kann, dann unterstützen wir das. Wenn
sie vielleicht sogar noch betriebskosten­
umlagefähig sind, dann umso mehr.
wird künftig nicht mehr funktionieren.
Auch externe Dienstleister werden ge-
genüber dem Verwalter Anforderungen
stellen, die er kaum ohne technisches
Know-how erfüllen kann. Das Datenma-
nagement bekommt eine neueDimension.
In puncto Zukunftsfähigkeit herrscht
mitunter ein ziemlich düsteres Bild vom
Verwalter. Die Ausbildung sei mangel­
haft, die Strukturen in den Verwalter­
firmen ebenfalls und die Inhaber über­
altert. Stimmt das?
Heckeler:
Das würde ich so nicht verall-
gemeinern. Das ist von Bundesland zu
Bundesland verschieden. Allerdings wer-
den etliche nebenberufliche Verwalter auf
der Strecke bleiben.
Warum soll jemand heute noch Verwal­
ter werden?
Heckeler:
Es ist imWesentlichen das Zu-
sammenarbeitenmit verschiedenenMen-
schen, das den Beruf interessant macht.
Auch mit kleinen Gemeinschaften lässt
sich auskömmlich arbeiten, wenn der Ver-
walter seine Strukturen ändert. Das zeigen
wir den Leuten, indemwir entsprechende
Ausschreibungen durchführen bzw. Un-
ternehmen prämieren, die neue Modelle
entwickeln.
Haase:
Der Beruf des Immobilienver-
walters ist hochinteressant! Wo haben Sie
denn sonst so viele technische, juristische
und kaufmännische Aspekte, die Sie in
Ihrer täglichen Arbeit anwenden können?
Wir versuchen Nachwuchs für den Ver-
walterberuf zu gewinnen, indem wir uns
mit der Frage beschäftigen, wie ein gutes
Gesamtpaket für ihn künftig aussehen
kann. Hier geht es auch umdieWork-Life-
Balance. Immobilienverwalter des Jahres
wurde ein Unternehmen, das seine Eigen­
tümerversammlungen zwischen 10:00
und 16:00 Uhr stattfinden lässt.
Funktioniert das denn?
Haase:
Es kommt auf die Struktur der
Eigentümergemeinschaft an. Wir haben
in unserem Verwaltungsbestand „Rent-
nerclubs“ unter denGemeinschaften. Hier
braucht es keine Abendversammlung.
Die Zeiten verändern sich: Wir haben bei
vielen unserer Eigentümer gleitende Ar-
beitszeit, das heißt, es ist kein Problem für
die Eigentümer, auch mal an einer Eigen
tümerversammlung um 15:00 Uhr teilzu-
nehmen, ohne dass jemand geschäftliche
Einbußen in Kauf nehmen muss.
Heckeler:
Es hat auch etwas mit der Er-
ziehung der Eigentümer zu tun. Sein
Auto bringt man ja oft auch tagsüber in
die Werkstatt.
Haase:
Wenn Sie heute ein Einstellungs­
gespräch mit einem Mitarbeiter führen,
wird es darum gehen, wie viele Abend-
termine es gibt und wie die gesondert
vergütet werden …
Kaßler:
Wir reden immer über die Eigen-
tümerversammlung, aber es kann ja auch
der Verwaltungsbeirat kommen und den
Verwalter bitten, die Belegprüfung abends
um 18:00 Uhr durchführen zu dürfen –
wie gehe ich damit um? Im Zweifel sollte
der Verwalter so etwas ablehnen, es wird
ja nicht extra vergütet.
Haase:
Hier muss übrigens auch in der
Rechtsprechung ein Umdenken erfolgen,
dass es mir erlaubt wird, auch tagsüber
Eigentümerversammlungen abzuhalten.
Wird denn genügend ausgebildet?
Heckeler:
Mehr als 50 Prozent der Un-
ternehmen führen den Fachkräfteman-
gel auf ungenügende Qualifizierung von
«
Dirk Labusch, Freiburg
„Work-Life-Balance wird
wichtiger: Verwalter des
Jahres wurde ein Unter­
nehmen, das Eigentü-
merversammlungen
zwischen 10 und 16 Uhr
stattfinden lässt.“
Steffen Haase,
Vizepräsident des DDIV
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